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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Molin - Molinia

spät abends auf den Friedbof hinausgeschafft. Erst 1817 wurden seine Überreste auf den Père-Lachaise gebracht; die Akademie, die ihn als Darsteller possenhafter Rollen (z. B. des "Scapin") nicht hatte aufnehmen können, stellte M.s Büste 1778 in ihrem Saal auf, 1844 errichtete man ihm ein Denkmal in der Rue Richelieu, dem Sterbehause gegenüber.

Nicht so sehr der glückliche Aufbau der Handlung, die geschickte Schürzung und Lösung des Knotens zeichnen M.s Lustspiele aus, nicht sein persönlicher Witz, sondern die echte, in den lebenswahren Gestalten und im Grundgedanken seiner Stücke ruhende Komik erhebt ihn als komischen Dichter auf den höchsten Rang. Ausgehend von den Intriguenstücken (Commedia sostenna) der Italiener, hatte er Charaktere der röm. Komödie in ihnen verwertet und sie der Lebenswahrheit angenähert, bis er in einigen seiner höchsten Leistungen Überlieferung und Konvention zur Seite schob und im "Tartufe", im "Misanthrope" und in den "Femmes savantes" aus der lebendigen Gegenwart heraus gestaltend das moderne höhere Lustspiel (Sitten- oder Charakterkomödie) schuf. Neben der Schöpfung der höhern Komödie hat M. auch die nationalfranz. Posse (Farce) neu belebt und unter Verwertung der Typen der ital. Improvisationskomödie (Commedia del-l'arte) unvergängliche Muster der Gattung (z. B. "Médecin malgré lui") ins Leben gerufen, indem er auch hier den äußern Witz, das Wortspiel u. dgl. verschmähte und durch Komik der Charaktere und Situationen wirkte. Die erste vollständige Ausgabe von M.s Werken, von ihm selbst durchgesehen, erschien 1673 (7 Bde.), eine zweite besorgten Vinot und La Grange (8 Bde., Par. 1682), von neuern sind die besten von Moland (2.Aufl., 12 Bde., ebd. 1884) und von Despois und Mesnard (Bd. 1-11, ebd. 1873-93). Am besten verdeutscht wurden M.s Werke von Wolf Grafen Baudissin (4 Bde., Lp,;. 1865-67); eine Auswahl gab L. Fulda: M.s Meisterwerke (Stuttg. 1892; 2. Aufl. 1895), heraus. Eine "Bibliographique Molièresque" verfaßte Lacroix (2. Aufl., Par. 1875). - Die älteste Vie de M. verfaßte Grimarest (Par. 1705). Unter den neuern Biographen sind zu nennen: Soulié, Recherches sur M. et sa famille (Par. 1863); Paul Lindau, Molière (Lpz. 1872); Lotheißen, M., sein Leben und seine Werke (Frankf. 1880); Mahrenholtz, M.s Leben und Werke (Heilbr. 1881); Moland, M., sa vie et ses ouvrages (Par. 1886); Larroumet, La comédie de M., l'auteur et le milieu (ebd. 1886); Mesnard im 10. Bande von M.s "Œvres" (ebd. 1889). - Vgl. auch Ehrhard, Les comédies de M. en Allemagne (Par. 1888).

Molin, Job. Peter, schwed. Bildhauer, geb. 17. März 1814 zu Göteborg, machte seine Studien in Kopenhagen, Paris und Rom und wurde 1853 Mitglied der Kunstakademie in Stockholm. Von seinen zahlreichen Werken sind hervorzuheben: Eine schlafende Bacchantin (seit 1858 im Nationalmuseum in Stockholm), Ingeborg, eine kolossale Marmorstatue König Oskars I. in der Göteborger Börse, die Kolossalgruppe Bältespännarne, Kampf zwischen zwei miteinander zusammengespannten Männern (1859; Nationalmuseum in Stockholm), das eherne Standbild Karls XII. (1868) und die monumentale Fontäne im Königsgarten zu Stockholm (1866-73). M. starb 29. Juli 1873.

Molina (M. de Murcia), Stadt der span. Provinz Murcia, am linken Ufer des Segura, der Eisenbahnstation Alguazas schräg gegenüber, in herrlicher Huerta, hat (1887) 7667 E. In der Nähe betreibt die Regierung Salinen.

Molina, Juan Ignazio, Naturforscher, geb. 24. Juni 1740 zu Talca in Chile, trat in den Jesuitenorden, ging nach Aufhebung des Ordens nach Europa und ließ sich in Bologna nieder, wo er 12. Sept. 1829 starb. Er schrieb: "Saggio sulla storia naturale del Chili (Bologna 1782; deutsch Lpz. 1785), "Saggio della storia del Chili" (Bologna 1787; deutsch Lpz. 1791).

Molina, Ludw., Theolog des Jesuitenordens, geb. 1535 zu Cuenca in Neeucastilien, wirkte als Lehrer der Theologie zu Evora und Madrid, wo er 12. Okt. 1600 starb. Berühmt wurde sein Buch "Concordia liberi arbitrii cum gratia" (Lissab. 1588), worin er lehrte, daß Gott die Kraft, zur Seligkeit mitzuwirken, allen denen verleihe, von denen er die Hingabe ihres Willens an seine Gnade voraussehe. Gegen diese Lehre, als der Autorität des heil. Thomas widerstreitend, erklärten sich die Dominikaner, während viele Jesuiten, deshalb Molinisten genannt, dafür eintraten. Zur Schlichtung des Streites setzte Papst Clemens VIII. 1598 die Congregatio de auxiliis gratiae nieder, die aber 1607 vor der Entscheidung durch Paul V. aufgehoben wurde. Der Streit erneuerte sich im Jansenismus (s. Jansenisten). - Vgl. Reusch, Der Index der verbotenen Bücher, Bd. 2 (Bonn 1885).

Molinari, Gust. de, belg.-franz. Nationalökonom, geb. 3. März 1819 zu Lüttich, beschäftigte sich anfangs mit der Homöopathie, wandte sich dann aber in Paris der Nationalökonomie und Politik zu. Nach dem Staatsstreich Ludwig Napoleons kehrte er nach Brüssel zurück und übernahm dort eine nationalökonomische Professur. Später siedelte er wieder nach Paris über und wurde 1881 Redacteur des "Journal des économistes". Von seinen zahlreichen Arbeiten sind zu nennen: "Les soirées de la rue St. Lazare" (Par. 1849), Cours d'économie politique" (ebd. 1855; 2. Aufl. 1863), "Questions d'économie politique et de droit public" (Brüss. 1861), "Le mouvement socialiste avant la révolution du 4 sept. 1870" (Par. 1871), "Lettres sur les États-Unis et le Canada" (ebd. 1876), "L'évalution économique du XIXe siècle" (ebd. 1880), "L'évolution politique et la révolution" (ebd. 1884), "Les lois naturelles de l'économie politique" (ebd. 1887), "Religion" (2. Aufl., ebd. 1892), "Précis d'économie politique et de morale" (ebd. 1893).

Molinäus, reform. Theolog, s. Du Moulin.

Moline, Stadt im County Rock-Island im nordamerik. Staate Illinois am Mississippi, mit Wasserkraft, großen Pflug- und Eisenwerken, Wagen-, Papier- und Pumpenfabriken und (1890) 12 000 E., hauptsächlich Schweden.

Molinia Mnch., Molinie, Pflanzengattung aus der Familie der Gramineen (s. d.) mit der einen in Deutschland anf Torfmooren, in Sümpfen, nassen Wiesen und Wäldern vorkommenden Art M. coerulea Mnch.; dieselbe zeichnet sich durch ihre graublau gefärbten Blätter und ihre fast knotenlosen Halme aus, erreicht unter günstigen Verhältnissen eine Höhe bis zu 1,50 m und wird in nassen sauren Bodenarten in Gemisch mit andern geeigneten Gräsern zur Bildung von Wiesen angesät, liefert jedoch nur ein geringwertiges Viehfutter. Eine niedrig bleibende Abart mit goldgelb bandierten Blättern, var. foliis variegatis, wird als Zierpflanze kultiviert und durch Teilung vermehrt.