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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Moloch; Mológa; Molokaï; Molokānen; Molosser; Molossos; Molossus; Molōthrus; Molótschnaja; Molpadīa; Molsheim; Moltēni; Moltke

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Moloch (Erdagame) - Moltke (Adelsgeschlecht)

hat im Mosaischen Gesetz eine letzte Spur in der Vorschrift hinterlassen, die Erstgeburt zu lösen. «Durchs Feuer gehen lassen» ist ein euphemistischer Ausdruck für das Opfer der Erstgeburt, über dessen Ceremonien die Rabbinen allerhand Fabeln ausgeklügelt haben. Aus Kultverschmelzung erklären sich wahrscheinlich die Gottesnamen Anammelech und Adrammelech. Der Kult dieser Götter kam durch babylon. Kolonisten nach Palästina. Nicht zusammenzuwerfen mit M. ist der Volksgott der Ammoniter Milkom. Über den Kult des M. vgl. Stade, Geschichte des Volks Israel, Bd. 1 (Berl. 1887).

Moloch (Moloch horridus Gray), eine 15‒18 cm lange, in steinigen Gegenden Australiens heimische, krötenähnliche Erdagame, die außer am Bauch überall von verschieden großen, hornigen Stacheln bedeckt ist. Dieses Aussehen hat dem vollkommen harmlosen Tiere bei den Eingeborenen den Namen Dornteufel eingebracht.

Mológa, linker Nebenfluß der Wolga, entspringt im Gouvernement Twer und mündet im Gouvernement Jaroslawl, da, wo die Wolga ihren nördlichsten Punkt erreicht. Sie ist 547 km lang, von der Mündung der Tschagodotschtscha an auf 216 km schiffbar. Dampfer gehen bis Wessjegonsk auf 144 km. 1892 passierten den Fluß 853 Schiffe und 1558 Flöße. Die M. gehört zum Tichwinschen Kanalsystem.

Mológa. 1) Kreis im westl. Teil des russ. Gouvernements Jaroslawl, links an der Wolga und zu beiden Seiten der M., hat 5062,1 qkm, 118349 E.; Sumpfeisenerz, Ackerbau, Waldindustrie, Nagelfabrikation und Weberei. – 2) Kreisstadt im Kreis M., an der Mündung der M., hat (1893) 7930 E., Post, Telegraph, 4 Kirchen, 1 Kloster, 1 Stadtbank; Talgsiedereien, Mühlen, Fischerei, Schiffahrt, Handel mit Getreide, Holz, Leinwand u. a.

Molokaï, eine der Sandwichinseln (s. d.), umfaßt mit der kleinern Insel Lanaï im S. 792 qkm und hat (1890) 2826 E. Hierhin werden die Aussatzkranken der ganzen Inselgruppe (ungefähr 1100) transportiert.

Molokānen (eigentlich «Milchesser», weil sie auch in den Fasten Milch essen), russ. Sekte, eine Abzweigung der Duchoborzen. Sie halten die Bibel sehr hoch und glauben das Urchristentum zu besitzen. Die Gemeinden stammen wohl aus dem 18. Jahrh. Ihre Blütezeit fällt in die J. 1820‒30, wo ihre Hauptsitze an der mittlern Wolga waren; später mußten sie in den Kaukasus auswandern. – Vgl. Kostomarow, Über die Lehre der M. (deutsch in Raumers «Histor. Taschenbuch», 5. Folge, Bd. 8, Lpz. 1878).

Molosser, ein Hauptstamm der griech. Bewohner des alten Epirus, der seine Sitze im Innern des Landes um den Pembotissee (See von Iannina) hatte und unter Fürsten aus dem Hause der Äakiden oder Pyrrhiden, bis zum Untergange dieses Geschlechts (um 235 v. Chr.), das Übergewicht in Epirus behauptete. Hauptorte waren Passaron, Tekmon, Dodone. Im ganzen Altertum berühmt waren die molossischen Hunde.

Molossos, Sohn des Neoptolemos (s. d.).

Molossus, ein aus drei Längen (– – –) bestehender Versfuß, z. B. Wartburgfest, Mondscheinnacht.

Molōthrus, Vogelgeschlecht, s. Viehstar.

Molótschnaja, Fluß im russ. Gouvernement Taurien, auf der Grenze der Kreise Berdjansk und Melitopol, 174 km lang, erreicht nur bei Hochwasser den Molotschanskij-Liman, einen See (207 qkm) an der Nordwestküste des Asowschen Meers. An der M. finden sich viele deutsche Kolonien. (S. Deutsche Sprache, Bd. 5, S. 86 a.)

Molpadīa, Tochter des Staphylos (s. d.).

Molsheim. 1) Kreis im Bezirk Unterelsaß, hat 740,03 qkm, (1890) 67931 (32385 männl., 35546 weibl.), 1895: 66612 E. in 70 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kantone M., Rosheim, Saales, Schirmeck und Wasselnheim. – 2) Kreisstadt im Kreis M. und Hauptort des Kantons M. (19924 E.), am linken Ufer der Breusch und an den Linien Zabern-Schlettstadt und Straßburg-Saales der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz der Kreisdirektion, eines Amtsgerichts (Landgericht Zabern), Steueramtes, kath. Dekanats und Bezirkskommandos, hat (1890) 3103 E., darunter 364 Evangelische und 46 Israeliten, Postamt zweiter Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, Reste der alten Stadtbefestigung, spätgotische kath. Basilika; Eisenwarenfabrikation, Wein- und Hopfenbau. – M. (Molleshem, 9. Jahrh.) gehörte bis zur Französischen Revolution den Bischöfen von Straßburg. Bischof Johann von Manderscheidt errichtete daselbst 1580 ein Jesuitenkolleg, das 1680 zur Akademie erhoben, 1701 nach Straßburg verlegt und mit dem bischöfl. Seminar daselbst als bischöfl. Universität vereinigt wurde.

Moltēni, Benedetta Emilia, Sängerin, Frau von Joh. Friedr. Agricola (s. d.).

Moltke, Adelsgeschlecht, von dem zuerst Matthäus M. (1220‒46) erwähnt wird. Es war ursprünglich in Mecklenburg auf Stridfeld angesessen, welcher Besitz bis 1780 in der Familie forterbte. Von Stridfeld aus verbreitete sich im 13. Jahrh. ein Zweig dieses Geschlechts nach Schweden, der jedoch 1413 im Mannsstamm erlosch. Margarete M. hatte dort 1414 den schwed. Reichsrat Christian Nielsen Wasa geheiratet und ist in vierter Generation die Stammmutter des Königs Gustav Wasa. Ebenso gelangte früh schon die Familie in Dänemark und Norwegen zu Macht und Ansehen in Kirche und Staat. Gegen Ende des 16. Jahrh. war das Geschlecht M. dem gänzlichen Erlöschen nahe. So ist Gerhard M. auf Stridfeld (gest. 1563) der Stammvater sämtlicher noch lebenden M.; durch seine Söhne Otto von M. auf Samow (gest. 1609) und Klaus von M. auf Stridfeld (gest. 1610) teilten sich die M. in zwei Linien.

A. Gerhards Enkel (von der ältern Linie) in dritter Generation, Joachim M. auf Samow und Schorssow (1602‒65), ist der Stammvater aller deutschen M. Diese teilten sich nach 1665 wieder in zwei Linien, eine ältere auf Samow und eine jüngere auf Schorssow. Von 1643 bis 1785 war das Gut Samow das Stammhaus der ältesten deutschen Linie, während Stridfeld auf die jüngere deutsche Linie überging. Von den Nachkommen der jüngern Linie verbreiteten sich mehrere nach Württemberg, Bayern und Österreich. Aus dieser jüngern deutschen (Schorssower) Linie stammt Friedrich Detlev M. (geb. 1750), der sich mit einer Prinzessin von Holstein-Beck (Großmutter des Königs Christian Ⅸ. von Dänemark) vermählte, 1776 in den deutschen Reichsgrafenstand erhoben wurde, seine mecklenb. Güter gegen die Herrschaft Behle im Großherzogtum Posen vertauschte, preuß. Oberjägermeister wurde und 1825 starb. Aus der ältern deutschen (Samower) Linie stieg ein Enkel Joachims