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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mont-Genèvre - Montgomery

vorgeschrittenen Zeit, und so wurde sein Walten für Bayern ersprießlich. 1809 wurde M. in den Grafenstand erhoben. Für die deutsche Bewegung jener Zeit hatte er nur ein negatives Verständnis. Seinen Sturz, der 2. Febr. 1817 plötzlich erfolgte, hatte er dem Kronprinzen Ludwig und dem Fürsten Wrede in erster Linie Zu verdanken. Als bald nach seiner Entlassung die Verfassung ins Leben trat, wurde M. Mitglied der Kammer der Reichsräte, und nach Einführung des Instituts der Landräte übernahm er den Vorsitz des niederbayr. Landrats; doch trat er nur mehr in geringem Maße an die Öffentlichkeit. Er starb 14. Juni 1838 zu München. Sein ältester Sohn Graf Maximilian Joseph Philipp Wilhelm, geb. 16. April 1807, war erblicher Reichsrat sowie Direktor der bayr. Hypothek- und Wechselbank und starb 1. April 1870; der jüngere, Graf Ludwig Max Joseph, geb. 19. März 1814, war Gesandter in Hannover und Berlin und starb 6. Jan. 1892 in München. - Vgl. von Freyberg, Rede zum Andenken an den Staatsminister Maximilian Grafen von M. (Münch. 1839); Briefe des Staatsministers Grafen von M. (Regensb. 1853); von Sicherer, Staat und Kirche in Bayern vom Regierungsantritt des Kurfürsten Max Joseph IV. bis zur Erklärung von Tegernsee (Münch. 1873); Heigel, Histor. Vorträge und Studien. Dritte Folge (ebd. 1887); Denkwürdigkeiten des bayr. Staatsministers Maximilian Graf von M. (hg. von Ludwig, Graf von M., Stuttg. 1887); Du Moulin Eckart, Bayern unter dem Ministerium M. 1799-1817, Bd. 1 (Münch. 1895).

Mont-Genèvre (spr.mong sch'nähwr, lat. Mons Janus), Bergpaß zwischen den Grajischen und den Cottischen Alpen, 1854 m hoch, auf der Grenze der ital. Provinz Turin und des franz. Depart. Hautes-Alpes gelegen, verbindet die Thäler der Dora-Riparia und der Durance. Als der leichteste aller großen Alpenübergänge, wahrscheinlich schon von Hannibal benutzt, wurde der Paß auch in der Folgezeit häufig von Heeresabteilungen überschritten. Die Straße wurde in den J. 1802-7 von Frankreich erbaut. Hier soll ein Tempel des Janus gestanden haben.

Montgolfier (spr. monggolfieh), Jacques Etienne, mit seinem Bruder (s. unten) der Erfinder des Luftballons, geb. 7. Jan. 1745 zu Vidalon-lès-Annonay im franz. Depart. Ardeche, wo sein Vater eine Papiermanufaktur besaß, widmete sich nebst seinem ältern Bruder Joseph Michael M. dem Studium der Mathematik, Mechanik und Physik und wurde Architekt. Beide Brüder übernahmen später die väterliche Papierfabrik. Durch die Lektüre der Priestleyschen Schrift über die Luftarten und durch eigene Beobachtungen wurde Etienne in Gemeinschaft mit seinem Bruder auf die Erfindung einer Art von Luftschiffen geführt, die nach ihm Montgolfieren genannt wurden. Den ersten Versuch machten sie damit 1782 zu Annonay, und da dieser gelang, begab sich Etienne noch in demselben Jahre nach Paris, wo er, sowie in Versailles, vor dem Hofe das Experiment wiederholte. (S. Luftballon und Luftschiffahrt, sowie Tafel: Luftschiffahrt I, Fig. 1.) Beide Brüder wurden hierauf von der Akademie als korrespondierende Mitglieder aufgenommen, und außerdem erhielten sie noch verschiedene Belohnungen. Etienne starb 2. Aug. 1799 zu Servières, wo er zuerst den Gedanken seiner Erfindung gefaßt hatte. - Sein Bruder Joseph Michael M., geb. 1740 zu Vidalon-lès-Annonay, machte sich noch außerdem durch mehrere eigene Erfindungen, besonders (1784) die eines Fallschirms (gemeinschaftlich mit Argand 1796) die des Stoßhebers oder hydraulischen Widders (bélier hydraulique) berühmt. Als die Revolutionsstürme sein Gewerbe störten, begab er sich nach Paris, wo er nach Wiederherstellung der Ordnung beim Bureau der Künste und Manufakturen, dann als Administrator am Kunst- und Gewerbskonservatorium angestellt wurde. Er gab 1807 die erste Idee zur Errichtung einer Gesellschaft zur Ermunterung der Industrie und starb im Balaruc-les-Bains 26. Juni 1810. Von den verschiedenen Werken, welche die Brüder herausgaben, sind zu nennen: "Discours sur l'aérostat" (Par. 1783), "Mémoires sur la machine aérostatique" (ebd. 1784) und "Les voyageur aériens" (ebd. 1784). Ein Denkmal der beiden Brüder wurde 13. Aug. 1883 in Annonay enthüllt.

Montgolfière (spr. monggolfiähr), Luftschiff, s. Montgolfier und Luftballon.

Montgomery (spr. -gömmĕrĭ), walisisch Sirydd Tre Faldwyck, eine der nördl. Grafschaften des engl.Fürstentums Wales, hat 2003 qkm und (1891) 58 003 E., d. i. 29 auf 1 qkm und eine Abnahme von 11,7 Proz. gegen 1881. Obgleich an der Südwestgrenze gegen Cardigan der 756 m hohe Plynlimmon aufsteigt und seine Arme in allen Richtungen ausstreckt, wird M. nach der engl. Seite hin von fruchtbaren Thälern durchzogen. Gegen Westen in die Cardiganbai fließt der Dovey, vom Plynlimmon gegen Südosten der Wye, gegen Nordosten der Severn. Der 43 km lange Llanymynech- oder Montgomerykanal, ein Zweig des in den Mersey oberhalb Liverpool führenden Ellesmerekanals, führt aus dem Severn bei Newtown über Welsh Pool und wird an der Grenze durch einen Aquädukt über den Vyrnwy geleitet. Der Westen und Südwesten sind wenig zum Ackerbau geeignet; im Osten baut man Getreide und Flachs. Der Bergbau liefert silberhaltiges Bleierz, Zinkerz und Kupfererz. Bau-, Schiefer- und Mühlsteine kommen zur Ausfuhr. Industriezweig ist Wollmanufaktur, namentlich Flanellfabrikation. M. schickt ein Mitglied in das Parlament.

Wichtiger als die Hauptstadt M., an einem von der Severn bespülten Hügelabhange, mit (1891) 1098 E., ist Welsh Pool oder Pool am Severn, der hier für kleine Fahrzeuge schiffbar wird, mit (1891) 6501 E., Museum, Stadthaus, Flanellfabriken und Malzdarren. Südlich davon das Felsenschloß Powys Castle.

Montgomery (spr. -gömmĕrĭ), Hauptstadt des nordamerik. Staates Alabama und des County M. auf einem Bluff (s. d.) des von hier ab schiffbaren Alabama-River, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 21 883 E., Staatskapitol, schönes Postamt, Gerichtshalle und höhere Schulen. 120-140 000 Ballen Baumwolle werden jährlich hier versandt. Die Gewerbthätigkeit ist vertreten durch Baumwollölmühlen, Hochöfen und Eisengießerei, Eis-, Bier-, Wagen-, Seifen- und Düngemittelfabrikation. 1861 war M. kurze Zeit Hauptstadt der Konföderation.

Montgomery (spr. -gömmĕrĭ), James, engl. Dichter, geb. 4. Nov. 1771 zu Irvine (Grafschaft Ayr), kam als Gehilfe zu einem Buchhändler in London und wurde 1793 Mitarbeiter an dem liberalen "Sheffield Register", das er bald selbst leitete (bis 1825) und dann "The Sheffield Iris" nannte. Im J. 1794 wurde er wegen eines Ge-^[folgende Seite]