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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Montferrand; Montferrat; Montfort; Montfort (Hugo von); Montfort l'Amaury; Montgelas

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Montferrand – Montgelas

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Montfaucon'

widmete sich anfangs dem Kriegsdienste, trat aber 1676 in die Kongregation der Benediktiner von St. Maur, machte 1698–1701 eine Reise nach Italien und lebte dann ununterbrochen in Paris, wo er 21. Dez. 1741 starb. Seine Hauptwerke sind: die «Palaeographica graeca» (Par. 1708), sowie vorzüglich «L'antiquité expliquée et représentée en figures» (15 Bde., ebd. 1719–24; deutsch im Auszuge von Roth, Nürnb. 1807), eine noch immer unentbehrliche Materialiensammlung; «Les monuments de la monarchie française» (französisch und lateinisch, 5 Bde., Par. 1729–33), das «Diarium italicum» (ebd. 1702), die «Collectio nova patrum et scriptorum graecorum» (2 Bde., ebd. 1706) und die «Bibliotheca bibliothecarum manuscriptorum nova» (2 Bde., ebd. 1739). – Vgl. E. de Broglie, Bernard de M. (2 Bde., Par. 1891).

Montferrand, s. Clermont-Ferrand.

Montferrat (spr. mongfärah), ehemals selbständiges ital. Herzogtum, das, begrenzt von Piemont, Mailand, Genua, zwischen den Seealpen und dem Po in zwei Teile getrennt lag und 2750 qkm umfaßte; die Hauptstadt war Casale-Monferrato. Die Markgrafen von M. standen in den oberital. Kämpfen meist auf seiten der Hohenstaufen. Mehrere dieser Fürsten zeichneten sich in den Kreuzzügen aus, so Konrad von M., der 1192 von den Assassinen ermordet wurde, und Bonifacius II. (s. d.), einer der Führer des 4. Kreuzzugs. Durch reiche Heiraten und kluge Politik in den guelfisch-ghibellinischen Kämpfen wußte dann der «große Markgraf», Guglielmo, seine Macht wesentlich auszudehnen, geriet aber 1280 in die Gefangenschaft des Grafen von Savoyen und 1292 in die Gewalt Alessandrias, wo er in einem Käfig sein Leben endete. Sein Sohn Giovanni rettete mit Mühe das Stammland; nach dessen kinderlosem Tode ging der Sohn seiner Schwester Jolanthe und des oström. Kaisers Andronikos, der Paläologe Theodorus, als Herr von M. hervor. Seine Glanzperiode erlebte M. unter Theodors Sohn Giovanni II.; nach dessen Tod (1372) vermochte das zwischen Savoyen und Mailand eingekeilte Land zu keiner polit. Bedeutung mehr zu gelangen. Zwar erlangten die Markgrafen das schon 1355 erworbene Reichsvikariat über die Lombardei nochmals 1414, aber schon die Paläologen gerieten mit ihren Besitzungen stückweis in fremde, namentlich savoyische Lehnsabhängigkeit. Nach deren Aussterben kam der Rest von M. 1536 an Federigo II. Gonzaga (s. d.), Herzog von Mantua. Nach dem Aussterben der Gonzaga (1627) machte Savoyen Anspruch auf das von Maximilian II. 1574 zum Herzogtum erhobene gesamte M. und erlangte im Frieden von Cherasco (1631) wenigstens einige Städte und Landschaften, während der Hauptteil an die Nevers kam. Als der letzte derselben 1703 von Kaiser Leopold I. geächtet wurde, besetzte Savoyen das Land, das ihm dann auch im Frieden von Utrecht (1713) zugesprochen wurde. – Jetzt bildet M. einen Teil der ital. Provinz Turin.

Montfort (spr. mongfohr), Fürst von, nannte sich Jérôme Bonaparte (s. d., Bd. 3, (S. 276) nach seiner Entthronung als König von Westfalen.

Montfort, Hugo von, s. Hugo von Montfort.

Montfort l'Amaury (spr. mongfohr lamorih), franz. Geschlecht, genannt nach dem gleichnamigen Schloß westlich von Versailles. Im 13. Jahrh. spielten folgende seiner Glieder eine große Rolle: ↔ Simon, Graf von M. l'A., hatte sich schon als Kreuzfahrer 1200 Ruhm erworben, als er von Papst Innocenz III. 1209 zum Befehlshaber des Kreuzzuges gegen die Albigenser (s. d.) und zum Nachfolger des ketzerischen Vicomte von Béziers ernannt wurde. Ein gewaltiger Kriegsmann und unerbittlicher Gegner der Ketzerei, hatte er an der Spitze raublustiger Abenteurerscharen bald große Erfolge; er besiegte 1213 Peter von Aragonien bei Muret (s.d.) und erhielt 1215 von Innocenz III. das Gebiet des gebannten Grafen Raimund VII. von Toulouse. Dieser aber widersetzte sich und eroberte Toulouse wieder; bei der Belagerung der Stadt wurde Simon durch einen Beinwurf 25. Juni 1218 getötet.

Amaury (Amalrich) von M. l'A., Sohn des vorigen, setzte den Kampf gegen Raimund von Toulouse fort, verlor aber fast sein ganzes Gebiet; Ludwig VIII. von Frankreich kam ihm 1226 zu Hilfe, aber erst, nachdem M. l'A., ihm seinen Besitz abgetreten hatte; er erhielt dafür die Connetablewürde. 1239 wurde er auf einem Kreuzzug bei Gaza gefangen, 1241 wieder freigelassen; bald darauf starb er.

Simon von M. l'A., Graf von Leicester, Bruder des vorigen, erhob als Erbe seiner Großmutter Anspruch auf die Grafschaft Leicester und faßte auch nach mancherlei Schwankungen Fuß in England. Die Haltung Heinrichs III., mit dessen Schwester Eleonore er vermählt war, drängte ihn auf die Seite von dessen Gegnern, er übernahm die Führung der rebellischen Barone, schlug und entthronte den König in der Schlacht bei Lewes (14. Mai 1264). In der kurzen Zeit seines Regiments berief er 1265 neben den Magnaten auch zwei Ritter aus jeder Grafschaft sowie zwei Bürger aus einer Reihe von Städten zum Parlament und wurde damit gewissermaßen der Begründer des Unterhauses. Aber in den Reihen seiner Genossen brach Zwiespalt aus, 4. Aug. 1265 erlag er dem Angriff des Thronfolgers Eduard bei Evesham, er selbst fiel. Mit seinem Tode war der Krieg der Barone gegen den König zu Ende. – Vgl. Pauli, Simon von M. l'A. (Tüb. 1867); Prothero, Life of Simon de M l'A. (Lond. 1877); Bémont, Simon de M l'A., comte de Leicester (Par. 1884).

Montgelas (spr. mongsch'lah), Maximilian Joseph, Graf von, bayr. Staatsmann, geb. 10. Sept. 1759 zu München, aus altem savoyischen Geschlecht, studierte in Nancy, Straßburg und Ingolstadt, wurde dann Mitglied des Hofrats in Bayern und 1779 Büchercensurrat, verlor aber sein Amt, als Herzog Karl Theodor erfuhr, daß er Mitglied des Illuminatenordens sei. M. fand nun Stellung bei Herzog Karl August von Zweibrücken und bei dessen Bruder Max Joseph. Nach dem Tode Karl Theodors wurde Max Joseph Kurfürst von Bayern (16. Febr. 1799) und M. 21. Febr. zum Wirkl. Geh. Staats- und Konferenzminister ernannt. Ihm und seinem klugen und festen Auftreten verdankt Bayern die Abrundung, die erst ein wirkliches Staatsleben und ein polit. System ermöglichte. So eigennützig M.' Politik erscheint, sie erst eröffnete Bayern wieder dem gemeinsamen deutschen Leben und legte den Grund zu allen spätern Errungenschaften. 1803 übernahm M. auch das Ministerium der Finanzen, ohne jedoch eine Besserung derselben zu erreichen. 1806 wurde ihm die Leitung der innern Angelegenheiten übertragen. Rücksichtslos und hart erscheinen viele seiner Maßregeln, und in dieser Beziehung ist er ganz Politiker der ältern franz. Schule, radikaler Theoretiker; allein in dem, was er anstrebte, zeigte sich der Mann einer

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1020.