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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Moor (Gewebe) - Moore

befördert wird. Demnach hört die weitere Moorbildung mit dem Überschreiten des Wasserspiegels hier auf und es ist ein auf seiner Oberfläche mit sauern Gräsern, untermischt mit Moosen und Sumpfpflanzen, bewachsenes Tieflands-, Grünlands-, Flach- oder Wiesenmoor entstanden. Beide Arten von M. gehen übrigens oft seitlich oder aus der Tiefe ineinander über und beide können zur Gewinnung von Torf (s. d.) und dessen Nebenprodukten ausgenutzt werden; das Heidekraut des Hochmoors wird von Schafen (Heidschnucken) und Bienen beweidet, die Gräser des Tieflandsmoor (Ried) liefern geringes, vom Vieh ungern genommenes Futter. Große M. hat Amerika und das nördl. Asien. In Europa sind reich an M. Rußland, Skandinavien, Irland und Holland. Auch Deutschland hat über 2 Mill. ha M. Das größte zusammenhängende davon ist das nach Holland hinüberreichende, auf deutscher Seite 500 qkm große Bourtanger M. im preuß. Reg.-Bez. Osnabrück; ihm folgen die M. in den Reg.-Bez. Aurich, Stade und Schleswig sowie das in Oldenburg (Großes Fehnmoor). Es sind das fast ausschließlich Hochmoore, deren sich übrigens auch in Mittel- und Süddeutschland, z. B. in der Rhön, den Vogelsbergen, der Eifel und der Schwäbischen Alb einige finden. Zumeist Tieflandsmoore hat Bayern (Donau- und Isarmoos), ferner Mecklenburg, Brandenburg, Posen, Pommern, Ostpreußen. Ein größtenteils noch nie irgendwie genutztes M. ist das 3000 ha große Augstumaler M. im Nordosten von Heydekrug in Ostpreußen, dessen Erschließung 1893 begonnen wurde. Über die Verwandlung von M. in Kulturland s. Moorkultur.

Moor, soviel wie Moiré (s. d.).

Moor, technischer Ausdruck der Juwelierkunst, s. Edelsteinimitationen (Bd. 5, S. 707 a).

Moór, Stadt in Ungarn, s. Mór.

Moor, Antonis, niederländ. Maler, s. Mor.

Moorbäder oder Schlammbäder, Eintauchungen des Körpers oder einzelner Körperteile in einen Brei, welcher aus gewissen mineralhaltigen Dammerden (Moorerden) und heißem Wasser (auch Mineralwasser) hergestellt wird. Der Kranke bleibt darin etwa eine halbe Stunde und taucht dann in ein laues Reinigungsbad. Enthält das Moor Eisensalze, besonders schwefelsaures Eisenoxydul, so nennt man die M. Eisenmoorbäder, ist es reich an Schwefel und Schwefelwasserstoff, so bezeichnet man die Bäder als Schwefelmoorbäder. Die M. sind ein Mittel, um nicht nur die Wärme (weil dickflüssige, breiige Körper mehr Wärme binden), sondern auch gewisse Mineralstoffe und organische Säuren, namentlich Ameisensäure und Essigsäure, weit intensiver auf die Haut und den übrigen Körper einwirken zu lassen, als dies durch andere Bäder geschieht. Die M. dienen besonders gegen Lähmungen, Rheumatismen, chronische Hautkrankheiten, Neuralgien und chronische Gebärmutterleiden sowie als Moorumschläge (Moorkataplasmen) oder Moorteilbäder gegen verschiedene örtliche Krankheiten.

Moorbrand-Plaggenwirtschaft, s. Betriebssystem.

Moorbrennen, s. Moorkultur.

Moorbrüche, s. Bruch.

Moordammkultur, s. Moorkultur.

Moor-Diemat, Feldmaß, s. Diemat.

Moore, hinter lat. Pflanzennamen Bezeichnung für Thomas Moore (spr. muhr), Direktor des Botanischen Gartens zu Chelsea, geb. 1821, gest. 1887; schrieb über Farne und Orchideen.

Moore (spr. muhr), Sir John, brit. General, geb. 13. Nov. 1761 zu Glasgow, trat 1776 in die brit. Armee und wohnte dem amerik. Kriege, 1793 dem Zuge nach Gibraltar und im folgenden Jahre dem nach Corsica bei. Als Brigadegeneral folgte er 1796 Sir Ralph Abercromby nach Westindien, der ihm das Gouvernement der Insel Sta. Lucia anvertraute. 1797 nach England zurückgekehrt, übernahm M. ein Kommando in Irland, begleitete 1799 den Herzog von York nach Holland, ging 1800 mit Abercromby nach Ägypten und erhielt 1805 ein Kommando auf Sicilien. 1808 wurde er zum Obergeneral des 10000 Mann starken Korps ernannt, das Schweden gegen die Russen und Dänen unterstützen sollte. Sofort nach der Landung in Göteborg überwarf er sich mit Gustav IV., der ihn verhaften ließ. M. entfloh und führte sein Korps nach England zurück. Im August übernahm M. den Oberbefehl in Portugal und drang bis Burgos vor. Als Napoleon selbst sich in Bewegung setzte, um die Briten vom Meere abzuschneiden, beschloß M., seine Truppen in Coruña einzuschiffen; wurde aber von den Franzosen verfolgt und 16. Jan. zu einer Schlacht gezwungen, in der er tödlich verwundet wurde und kurz darauf starb. Sein Bruder gab "A narrative of the campaign of the British army in Spain" (Lond. 1809) und "Life of Sir John M." (2 Bde., ebd. 1834) heraus; gründlicher beurteilt ihn Napier in der "History of the war in the Peninsula" (6 Bde., ebd. 1828-40 u. ö.). Eine Statue M.s (von Flaxman) befindet sich in Glasgow.

Moore (spr. muhr, auch mohr), Thomas, engl. Dichter, geb. 28. Mai 1779 zu Dublin, Sohn eines kath. Kaufmanns, bezog 1793 die Universität zu Dublin und ging 1799 nach London, um im Middle Temple die Rechte zu studieren. Hier gab er 1800 seine Übersetzung des Anakreon heraus. 1801 veröffentlichte er unter dem Namen Thomas Little eine Sammlung Liebesgedichte. Er erhielt 1803 die Stelle eines Sekretärs beim Admiralitätsgericht auf der Insel Bermuda, die er jedoch einem Stellvertreter übergab, während er selbst auf dem Umwege durch die Vereinigten Staaten nach Hause zurückkehrte. Nun schrieb er mehrere Flugschriften in Versen und in Prosa, in denen er die Torypartei und selbst den Prinz-Regenten angriff, und denen sich später "The Fudge family in Paris" (1818) und "Fables for the Holy Alliance" (1823) anschlossen. Bleibenden Wert haben seine "Irish melodies" (deutsch von Kißner, Hamb. 1875, Texte zu Stevensons irischen Nationalmelodien), von denen die ersten 1813 erschienen und deren Herausgabe erst 1834 beendet wurde. Seitenstücke dazu bilden die "National melodies" (1815) und "Sacred songs" (1816). Sein größtes Werk, die morgenländ. Dichtung "Lalla Rookh", erschien 1817 (deutsch von Menke, Brem. 1843, von de la Motte Fouqué, Berl. 1846, und von Schmidt, 2. Aufl., ebd. 1876). M. bereiste nun Frankreich und Italien und sah sich genötigt, längere Zeit in Paris zu bleiben, da in England ein Verhaftsbefehl gegen ihn erlassen war, weil sein Stellvertreter in Bermuda Gelder veruntreut hatte. M. deckte indes die fehlenden Summen mit dem Ertrage seiner Schriften, kehrte 1823 wieder nach England zurück und nahm seinen Wohnsitz in dem Landhause Sloperton-Cottage bei Devizes in Wiltshire. Von dichterischen