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Morelia – Moresnet
Morelĭa, früher Valladolid de Michoacan, Hauptstadt des mexik. Staates Michoacan, 290 km im WNW. von Mexiko, 1950 m ü. d. M., durch Bahn mit Mexiko, Guanajuato und (noch unvollendet) mit Patzcuaro verbunden, umgeben von schönen Frucht- und Blumengärten, in herrlichem Klima, hat mit den Vorstädten (1893) 26974 E., eine Kathedrale von 1745, zwei Pfarrkirchen, Klöster, Hospitäler, eine prächtige Wasserleitung, ein Priesterseminar (Colegio de conciliar) und eine höhere Schule (Colegio de San Nicolas de Hidalgo), Baumwollspinnerei und Tabakindustrie. M., 1541 von Cristoval de Olid gegründet, ist der Geburtsort Iturbides und vertauschte 1828 seinen frühern Namen mit dem jetzigen zu Ehren des Priesters und Insurgentenchefs Morelos.
Morelia argus Dum. et Bibr., s. Riesenschlangen.
Morella (spr. -rellja), Bezirkshauptstadt in der span. Provinz Castellon in Valencia, amphitheatralisch am Abhange eines Felsberges, mit (1887) 6812 E., starkem Kastell, Tuchweberei und Färberei.
Morella (spr. -rellja), Graf von, s. Cabrera, Don Ramon.
Morellen, Kirschensorte, soviel wie Amarellen (s. Kirsche).
Morelli, Domenico, ital. Maler, geb. 4. Aug. 1826 in Neapel, bildete sich in seiner Vaterstadt und in Rom. Er ist Mitglied der Kunstakademie zu Neapel und seit 1886 Senator des Königreichs. Von seinen durch glänzendes Kolorit und ergreifende Wahrheit ausgezeichneten Gemälden sind zu nennen: Cesare Borgia bei der Belagerung von Capua, Die Bilderstürmer, Versuchung des heil. Antonius, Christus auf dem Meere, Mohammeds Gebet vor der Schlacht, eine Mater Dolorosa sowie eine Himmelfahrt Mariä als Deckenbild in der königl. Kapelle zu Neapel.
Morelli, Giovanni, ital. Kunstforscher, bekannt unter dem Pseudonym Ivan Lermolieff, geb. 25. Febr. 1816 zu Verona, studierte in München, Erlangen und Berlin Medizin, besonders Anatomie, lebte dann einige Zeit in der Schweiz und Paris, später namentlich in Florenz und Rom. Er beteiligte sich 1848 an der Spitze der bergamaskischen Freischaren an der Revolution in der Lombardei und erhielt von der provisorischen Regierung den Auftrag, sie bei der Nationalversammlung in Frankfurt a. M. zu vertreten. In der Folge beschäftigte er sich in Bergamo mit geschichtlichen Studien, im besondern mit der Geschichte der Malerei in der Renaissancezeit. Seit 1860 mehrmals in das ital. Parlament gewählt, schloß er sich als Anhänger Cavours der Rechten an; 1873 wurde er Senator; 1874 siedelte er nach Mailand über, wo er 1. März 1891 starb. Ein Denkmal wurde ihm 1895 in der Brera in Mailand gesetzt. M.s Ziel war, neue Grundlagen zu einer wahren Kunstkennerschaft zu gewinnen, durch Anwendung einer Methode, die gewissermaßen in einer geistigen Autopsie der Kunstwerke ihren Ausdruck finden sollte, insofern er auf die bei bestimmten Meistern wiederkehrenden Eigentümlichkeiten, namentlich in den Formen der menschlichen Gestalt, hinzuweisen trachtete. Seine Theorie der Bilderkritik entwickelte er zuerst in einer Besprechung der ital. Gemälde in der Borghese-Galerie zu Rom (u. d. T. «Ein kritischer Versuch» in der «Zeitschrift für bildende Kunst», Lpz. 1874‒76). Ferner veröffentlichte M. «Die Werke ital. Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin» (Lpz. 1880; englisch Lond. 1883; italienisch Bologna 1886), das später erweitert wurde zu: «Kunstkritische Studien über ital. Malerei. Ⅰ. Die Galerien Borghese und Doria Panfili in Rom. Ⅱ. Die Galerien zu München und Dresden. Ⅲ. Die Galerie zu Berlin. Nebst einem Lebensbild G. M.s», hg. von G. Frizzoni (3 Bde., Lpz. 1890‒93). Seine reiche Gemäldegalerie hat er der Stadt Bergamo vermacht.
Morelly, franz. socialistischer Schriftsteller des 18. Jahrh., geb. zu Vitry-le-François, Sohn eines dortigen Beamten. Über seine Lebensverhältnisse ist nichts Näheres bekannt. Er veröffentlichte zuerst das Werk «Le prince, les délices du cœur, ou traité des qualités d’un grand roi, etc.» (2 Bde., Amsterd. 1751), worin er einen Fürsten schildert, der sein Volk durch die Verwirklichung philos. Ideen glücklich macht. Hierauf schrieb er ein aus 14 Gesängen bestehendes heroisches Heldengedicht in Prosa u. d. T. «Naufrage des îles flottantes ou la Basiliade» (2 Bde., angeblich Messina 1753) und zur Polemik «Le code de la nature, etc.» (Amsterd. 1755; neue Ausg., Par. 1841), in welchem er den vollständigsten Kommunismus predigt. Dieses Buch wurde lange Zeit mit Unrecht Diderot zugeschrieben.
Morēlos, Zweitkleinster Staat in Mexiko, mit nur 5253 qkm, aber 151540 E., d. i. 27 auf 1 qkm, liegt am südl. Abfall des Hochlandes nach dem Rio Mexcala. Der Boden ist durchaus vulkanisch und enthält alle Höhenstufen von den Abhängen des Popocatepetl bis zur Tierra caliente. Hauptstadt ist Cuernavaca (s. d.), wichtig sind auch M., 130 km südöstlich von der Hauptstadt, mit Anbau von Zuckerrohr im fruchtbaren Thale, und Puente de Ixtla (950 m). In den Norden von M. reicht die von der Hochebene kommende Eisenbahn Mexiko-M. hinein, die bis Jojutlan führt und einen Zweig nach Cuernavaca erhält.
Morels Degenerationsgesetz, s. Geisteskrankheiten (Bd. 7, S. 707 b).
Mören, Schicksalsgöttinnen, s. Moiren.
Morendo (ital.), musikalische Vortragsbezeichnung: hinsterbend, allmählich schwächer und langsamer werdend.
Mores (lat., Einzahl: mos), Sitten, Lebensart.
Moresby, Port-, s. Port-Moresby.
Moresbyinseln (spr. mohrsbĭ-), engl. Gruppe dicht an der Südostspitze von Neuguinea, von diesem durch die Chinastraße getrennt, wird von 65 Inseln gebildet, von denen Moresby (190 qkm) und Basilisk die größten, Dinner sowie Teste einige der kleinsten sind.
Moresca, Morisca (ital.), ein im 15. und 16. Jahrh. besonders beliebter Schwertertanz (s. d.) in schnellem 3/2-Takt, der bei allen christl. Völkern, die gegen die Ungläubigen gekämpft hatten, in Aufnahme gekommen war.
Moresnet (spr. -reneh), Neutral-Moresnet, Gemeinde zwischen der belg. Provinz Lüttich und den Kreisen Aachen und Eupen des preuß. Reg.-Bez. Aachen, an der Linie Aachen-Verviers (Station Montzen-M.) der Belg. Staatsbahnen, hat (1890) 2800 E., Post, Telegraph. Das (330 ha) Gebiet, ursprünglich mit den Gemeinden Preußisch- und Belgisch-Moresnet zu Österreich, 1793‒1814 zu Frankreich gehörig, steht seit 1814 ungeteilt durch Vertrag vom 16. Juni 1816 unter preuß. und belg. Hoheit. Das Gebiet enthält eine Galmeilagerstätte (Altenberg), jetzt im Betrieb der Bergwerks- und Hüttengesellschaft «Vieille-Montagne». Die Einkünfte der Gemeinde, die unter gemeinsamer Ver- ^[folgende Seite]