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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Multicycle – Mumienetiketten, Mumienporträte

Multicycle (engl., spr. mölltĭßeikl), s. Velociped.

Multīple Proportionen, Gesetz der M. P., s. Atomtheorie und Stöchiometrie.

Multĭplextelegraphie, s. Mehrfache Telegraphie.

Multiplicatīva (lat.), s. Zahlwörter.

Multiplikánd, s. Multiplikation.

Multiplikation (lat., d. h. Vervielfachung), die (dritte) arithmet. Grundoperation, die darin besteht, daß man eine Zahl (den Multiplikand) so viele mal zu sich selbst addiert, als eine andere (der Multiplikator) Einheiten hat. Beide Zahlen heißen die Faktoren. Die Zahl, die man durch die Rechnung erhält, heißt das Produkt. Der Multiplikator ist immer eine reine oder unbenannte Zahl, der Multiplikand aber kann auch eine benannte Zahl sein, in welchem Falle das Produkt dieselbe Benennung erhält. Die Reihenfolge der Faktoren eines Produkts ist beliebig, d. h. man bekommt dasselbe Produkt 12, ob man 3 mit 4, oder 4 mit 3 multipliziert. Als Zeichen der M. dient entweder × oder ein Punkt (·), z. B. 5 × 7 oder 5 · 7, bei einfachen Buchstabengrößen auch unmittelbare Zusammenstellung, z. B. a b. Auch aus mehr als zwei Faktoren kann durch mehrmalige M. ein Produkt gebildet werden, z. B.

5 × 6 × 7 = 30 × 7 = 210.

Sind die Faktoren gleich, so bezeichnet man das Produkt als Potenz (s. d.).

Multiplikationskreis (d. i. Vervielfältigungskreis), ein astron. Instrument, das besonders Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrh. vielfach in der Astronomie und höhern Geodäsie gebraucht wurde. Im wesentlichen ist der M. als Repetitionstheodolit zu betrachten. (S. Theodolit.)

Multiplikātor (lat., («Vervielfältiger»), s. Multiplikation. M. in der Technik ein Apparat, der eine Wirkung verstärkt. Über den elektromagnetischen M. s. Galvanoskop; über den Thermomultiplikator s. Thermoelektricität.

Multiplizieren (lat.), vervielfältigen.

Multipolārmaschine, Dynamomaschine mit mehr als zwei Polen.

Multipräsénz (neulat.), s. Ubiquität.

Multivalént (neulat.), mehrwertig (s. Wertigkeit).

Multum, non multa (lat., «vieles, nicht vielerlei»), oft umgestellt in Non multa, sed multum («nicht vielerlei, sondern vieles»), d. h. auf die Qualität, nicht auf die Quantität kommt es an, Citat aus den «Briefen» (Ⅶ, 9) des jüngern Plinius.

Multungŭla, s. Dickhäuter.

Mulus (lat., «Maulesel»), in der Studentensprache ein zukünftiger Student, der die Reifeprüfung an einer Schule bestanden hat, aber noch nicht an der Universität inskribiert ist.

Muluya, der größte Fluß an der Mittelmeerküste Marokkos, 520 km lang, entspringt im Atlas und mündet unweit der Chasorinasinseln. Bis 1830 war er Grenzstrom gegen Algerien; der Vertrag von Tetuan verschob die Grenze nach O.

Mumĭe, durch Balsamieren vor Verwesung geschützter und erhaltener organischer Körper, namentlich der menschliche Leichnam. Der Name kommt von einem arabischen, vermutlich aus dem Persischen abgeleiteten Worte mūmiyā, das vier Arten von Asphalt bezeichnet, namentlich die sog. Gräbermumie, d. h. die erdharzige Masse, mit welcher die in den alten ägypt. Gräbern erhaltenen Leichen teils umgeben, teils in der Kopf-, Bauch- und Brusthöhle angefüllt sind. Im 16. bis 18. Jahrh. wurde diese M. vielfach verhandelt, da sie als ein vortreffliches Mittel gegen Wunden und Brüche galt. Die Kunst der Einbalsamierung wurde in Ägypten von den ältesten Zeiten an bis in die ersten nachchristl. Jahrhunderte geübt, doch sind die M. sehr verschieden nach der Zeit, dem Orte und dem Stande und Reichtum der Verstorbenen. Die ältesten erhaltenen M. besitzen das Britische Museum und das Museum von Giseh; es sind dies die der Könige Mykerinos (s. d.) und Merenre (6. Dynastie, mindestens 2500 v. Chr.). Die Sammlung von Giseh enthält auch die M. vieler anderer Könige, wie z. B. die Thutmosis’ Ⅲ. und Ramses’ Ⅱ. Die M. von Privatleuten sind in allen Museen in großer Anzahl erhalten. Trotz dieses reichen Materials fehlt es noch an einer genügenden Untersuchung der M., und man weiß über die verschiedenen Verfahren der Einbalsamierung fast nur das Wenige, was Herodot und Diodor berichten.

Die M. haben jetzt teils eine gelbliche, teils eine dunkelbraune und selbst schwarze Farbe; einige spätere zeigen Vergoldung im Gesicht. Die ältern M. in Memphis sind schwarz und so ausgetrocknet, dass sie leicht zerbrechen; die Brusthöhle ist meist mit kleinen Amuletten aus Stein oder Thon angefüllt. In Theben dagegen sind die M. gelb und mattglänzend; die Nägel sind wie mit Hennah gefärbt; die linke Hand ist oft mit einem Ringe oder Scarabäus geschmückt. In späterer Zeit werden die Amulette den M. noch zahlreicher beigegeben. Die M. liegen langgestreckt und halten die Hände meist an den Seiten oder über die Schoßgegend gekreuzt; sie sind in eine außerordentliche Menge von Binden aus Leinwand (und nicht etwa Baumwolle) gehüllt, mit jedem Gliede besonders; sie ruhen in steinernen Sarkophagen oder in hölzernen Särgen, die manchmal doppelt oder dreifach sind; in den großen Volksgräbern liegen sie uneingesargt auf dem trocknen und steinigen Boden oder sind im Sande verscharrt. Dem Einbalsamierungsverfahren liegt der Glaube an das Leben nach dem Tode zu Grunde, und aus noch erhaltenen altägypt. Ritualen lernt man die endlosen Ceremonien kennen, welche es begleiteten. – Die alten Ägypter balsamierten in späterer Zeit auch die Körper heiliger Tiere, Stiere, Katzen, Ibis, Sperber, Krokodile, mehrere Fischarten u. a. (Vgl. Pettigrew, History of Egyptian mummies, Lond. 1834.) Außer den alten Ägyptern verstanden sich auch noch die Guanchen auf den Canarischen Inseln darauf, die Körper Verstorbener zu mumisieren, wahrscheinlich durch Trocknen in der Luft; diese M. hat man in Ziegenfelle eingenäht und übrigens gut erhalten gefunden. Ähnlich bereitete M. hat man in Mexiko gefunden, auch die alten Peruaner verstanden die Leichname unversehrt zu erhalten. Außer diesen künstlichen M. giebt es an verschiedenen Orten natürliche, indem eine scharfe, kalte Luft die Verwesung der Körper verhindert und sie nur langsam eintrocknen läßt. So in dem Kapuzinerkloster bei Palermo in Sicilien, in dem Kloster auf dem Großen St. Bernhard, im Bleikeller der Domkirche zu Bremen und anderwärts. Auf ähnliche Art entstehen ohne Einbalsamierung die weißen oder arabischen M., wie man die Menschenkörper nennt, die in den Sandwüsten Arabiens und Afrikas lange unter dem Sande liegen geblieben und durch die Sonnenstrahlen ausgedörrt sind.

Mumĭenetiketten, Mumienporträte, s. Alexandrinische Kunst und Enkaustik.