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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Münchhausen; Münchner Neueste Nachrichten; Münchwilen; Muncie; Munckel; Mund

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Münchhausen (Karl Friedrich Hieronymus, Freiherr von) – Mund

Universität, wie auch die Berufung der Professoren; die Bibliothek, die Societät der Wissenschaften und andere Institute wurden durch ihn begründet. 1753 wurde M. Kammerpräsident und trat zugleich an die Spitze der innern Verwaltung des Kurfürstentums , wie denn auch die auswärtigen Angelegenheiten Hannovers zumeist durch ihn und seinen Bruder Philipp, den Vertreter Hannovers am Hofe Georgs Ⅱ. in London, geleitet wurden. Aus Eifersucht gegen Preußen erwies sich M. im Siebenjährigen Kriege als wenig zuverlässiger Bundesgenosse für Friedrich Ⅱ. Mehr als auf politischem, erkannte er auf religiösem Gebiete die Interessengemeinschaft, welche die deutschen Fürsten mit Preußen gegen Österreich verband. M. starb 26. Nov. 1770.

Münchhausen, Karl Friedrich Hieronymus, Freiherr von, aus der sog. schwarzen Linie des Hauses, geb. 11. Mai 1720 auf dem väterlichen Gute Bodenwerder im Hannoverischen, war in seinen jüngern Jahren Kavallerieoffizier in russ. Diensten und lebte später auf seinem Gut, wo er auch 22. Febr. 1797 starb. Er liebte es, höchst wunderbare und unglaubliche Kriegs-, Jagd- und Reiseabenteuer als wirklich selbsterlebte im Freundeskreise zu erzählen und hatte sich dadurch weit und breit einen Namen gemacht. Auf Grund der im «Vademecum für lustige Leute» (Berl. 1781) mitgeteilten Lügengeschichten erschien zu Oxford u. d. T. «Baron M.s narrative of his marvellous travels and campaigns in Russia», eine engl. Bearbeitung, hg. von dem ehemaligen Casseler Professor und Bibliothekar R. E. Raspe (geb. 1737, gest. 1794). Nach der zweiten engl. Ausgabe veranstaltete der Dichter Bürger 1786 eine deutsche Übersetzung, der 1788 eine vermehrte Auflage (neu hg. von Grisebach in der «Kollektion Spemann», Stuttg. 1890) mit verschiedenen Zuthaten des Übersetzers und wahrscheinlich auch Lichtenbergs folgte. – Vgl. Ellißens Einleitung zu «Des Freiherrn von M. wunderbare Reisen und Abenteuer» (11. Aufl., Neudruck, Gött. 1890). Nach M. nennt man noch jetzt alle grotesk-komischen Aufschneidereien Münchhausiaden.

Münchner Neueste Nachrichten, täglich zweimal erscheinende Zeitung von entschieden liberaler und deutschnationaler Richtung, das verbreitetste Blatt Münchens. Auflage: etwa 80000; Verleger und Herausgeber: Knorr & Hirth in München. Die M. N. N. wurden 1848 von Rob. Schurich begründet, dann 1862‒81 von Jul. Knorr und A. Vecchioni herausgegeben und bis 1892 von E. Francke als Chefredacteur, seitdem kollegialisch unter Leitung der Herausgeber G. Hirth und Th. Knorr redigiert.

Münchwilen, Bezirk im schweiz. Kanton Thurgau, hat 152,8 qkm und 15157 E., darunter 7013 Evangelische, in 10 Gemeinden. Hauptort ist Sirnach.

Muncie (spr. mönnßĭ), Hauptstadt des County Delaware im nordamerik. Staate Indiana, nordöstlich von Indianapolis, Eisenbahnknotenpunkt, hat 1880: 5219, 1890 aber 11345 E., natürliches Gas (20 Brunnen liefern 90 Mill. Kubikfuß täglich), Glaswerke, Nägel- und andere Fabriken.

Munckel, August, Politiker, geb. 23. Jan. 1837 zu Pyritz (Pommern), bezog mit 15 Jahren die Berliner Universität, wo er drei Jahre Jura studierte, wurde 1855 Auskultator, 1857 Referendar, 1860 Gerichtsassessor, 1863 Rechtsanwalt und Notar in Berlin. In dieser Stellung erwarb er sich einen Ruf als Verteidiger in Strafsachen, besonders in polit. Prozessen, wie in dem Prozeß gegen den Grafen Harry Arnim. Dadurch wurde M. auch in die polit. Arena geführt. Er wurde von Berliner Wahlkreisen 1881 in den Reichstag, 1882 in den preuß. Landtag gewählt, welchen beiden Körperschaften er seitdem ununterbrochen angehörte. 1893 unterlag er zwar in Berlin Ⅲ dem socialdemokratischen Gegenkandidaten, ward aber dafür im 1. Liegnitzer Wahlkreis gewählt. M. schloß sich der deutschfreisinnigen Partei, seit 1893 der Freisinnigen Volkspartei an und ergriff hauptsächlich bei jurist. Fragen das Wort, so zu dem Antrag auf Entschädigung unschuldig Verurteilter. M., 1882‒94 Stadtverordnetenvorsteher von Charlottenburg und seit 1887 auch Mitglied des brandenb. Provinziallandtages, wurde 1896 Stadtverordneter in Berlin.

Mund (Os), im engern Sinne die zwischen der Nase und dem Kinn gelegene Queröffnung, die Mundspalte (fissura oris). Umgeben ist die Mundspalte von den Lippen (labia), bestehend aus Muskelschichten (namentlich dem Ring- oder Schließmuskel des M., musculus orbicularis oris) und zwei Hautflächen, der äußern, der Gesichtshaut, und einer innern, der Mundschleimhaut angehörigen. An der Stelle, wo die äußere Haut in die Schleimhaut übergeht, wird die erstere so dünn und zart, daß durch die obere Haut das Blut der Haargefäße hindurchschimmert, woher die rote Farbe der Lippen kommt. Außer dem Schließmuskel, welcher die ganze Mundspalte ringförmig umgiebt, vermitteln noch viele kleinere und größere Muskeln die Bewegungen der Lippen, so daß eine große Verschiedenheit der Mundstellungen bewirkt wird, welche nicht nur willkürlich hervorgebracht werden können, sondern auch unwillkürlich oft die Bewegungen der Seele andeuten.

Im weitern Sinne bezeichnet man mit M. die Mundhöhle (cavum oris), welche vorn von der Mundspalte, hinten von dem Gaumensegel, an beiden Seiten von den Backen, oben von dem Gaumen und unten von den das Zungenbein mit dem Unterkiefer verbindenden Muskeln eingeschlossen wird. (S. Tafel: Mund- und Nasenhöhle des Menschen.) Diese Höhle ist bei geschlossener Mundspalte nur nach hinten teilweise offen, indem das von oben herabhängende Gaumensegel den Boden derselben nicht erreicht, und wird durch die hierdurch entstandene Öffnung, die Rachenenge (isthmus faucium), mit der Rachenhöhle verbunden. (S. Gaumen.) Die ganze Mundhöhle ist mit einer derben, mit Pflasterepithel überzogenen Schleimhaut ausgekleidet, welche zahlreiche Schleimdrüsen, Gefühlsnerven und Lymphgefäße enthält und nach hinten sich in die Schleimhaut der Atmungs- und Verdauungswerkzeuge fortsetzt. In der Mundhöhle liegen die Zähne, die Zunge und die Ausführungsgänge der Speicheldrüsen.

Die Krankheiten des M. sind sehr mannigfaltig. Die Lippen, besonders vielen mechan. Verletzungen ausgesetzt, neigen zu krebsigen Entartungen (Lippenkrebs), zu andern Geschwüren, zu Ausschlägen. Die Zähne und die Zunge haben ihre besondern Krankheiten (s. Zahnkrankheiten und Zunge). Die Schleimhaut des M. findet sich häufig entzündet, teils mehr oberflächlich, in Form eines leichten Katarrhs, des Mundkatarrhs (stomatitis catarrhalis), der auch oft andere, besonders fieberhafte Krankheiten begleitet, oder bläschen- und pustelartiger Ausschläge (Follikularkatarrh des M.), oder der sog. Schwämmchen (s. d.), teils tiefer er- ^[folgende Seite]