Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Münster; Münster am Stein; Münsterberg; Münsterbilsen; Münstereifel; Münster-Enscheder Eisenbahn; Münsterer Rotte; Münsterkäse; Münster-Ledenburg

81

Münster (i. d. Schweiz) – Münster-Ledenburg (Ernst Friedr. Herbert, Reichsgraf zu)

und evang. Pfarrkirche, Realschule, Spital; große Spinnereien und Webereien (im 18. Jahrh. gegründet) von Hartmann & Sohn mit Arbeiterwohnungen u. s. w. – Die Stadt entstand aus der Benediktinerabtei St. Gregorius, die durch Schottenmönche gegen 660 gegründet wurde. M. wurde 1235 Reichsstadt und bildete mit neun Orten des Thales eine Gemeinde, als «Freie Reichsstadt M.», die 1354 in den Bund der zehn elsäss. Reichsstädte trat, im Westfälischen Frieden an Frankreich kam. – Vgl. Calmet, Histoire de l’abbaye de M. (Colm. 1882).

Münster. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Bern, hat 283,4 qkm und (1888) 15933 E., darunter 5381 Katholiken, in 30 Gemeinden. 63 Proz. der Bevölkerung sprechen französisch, 37 Proz. deutsch, und die größern Ortschaften haben sowohl deutsche wie franz. Namen. Die Haupterwerbsquellen sind Alpenwirtschaft, die vorzüglichen Käse (Bellelay) liefert, Holzhandel, die Ausbeutung der Kalksteinbrüche, Glasfabrikation, Eisenverarbeitung, Uhren- und Seidenindustrie. – 2) M., frz. Moutier oder Moutier-Grandval, Flecken und Hauptort des Bezirks M. und des Münsterthals, 10 km südlich von Delémont, in 528 m Höhe, am linken Ufer der Birs und an der Linie Basel-Biel der Jura-Simplon-Bahn, hat (1888) 2320 E., darunter 607 Katholiken, Post, Telegraph, alte reform. und neue kath. Kirche, Schloß, zwei Banken, Glashütte, Fabriken. – 3) M., roman. Mustair, s. Münsterthal (in Graubünden).

Münster, Reichsgraf zu, s. Münster-Ledenburg.

Münster, Sebastian, Theolog, Mathematiker und Geograph, geb. 1489 in Ingelheim, studierte in Heidelberg und Tübingen, wurde Franziskaner, trat dann der Reformation bei, lehrte seit 1524 hebr. Sprache und Theologie in Heidelberg, später in Basel auch Mathematik und starb 23. Mai 1552 in Basel. Er gab zuerst in Deutschland eine hebr. Bibel (2 Bde., Bas. 1534‒35) heraus; sein Hauptwerk ist die «Cosmographia universa» (deutsch, Bas. 1541 u. ö.; von M. selbst ins Lateinische übertragen, ebd. 1550 u. ö.; 24mal neu aufgelegt), die erste große, deutsch geschriebene Weltkunde. – Vgl. R. Wolf, Biographie zur Kulturgeschichte der Schweiz, zweiter Cyklus (Zür. 1859), S. 1; Vögelin, Seb. M.s Cosmographey (im «Basler Jahrbuch» für 1882).

Münster am Stein, Dorf und Badeort im Kreis Kreuznach des preuß. Reg.-Bez. Koblenz, 3,5 km südlich von Kreuznach (s. d.), am Einfluß der Alsenz in die Nahe, am Fuße des Rheingrafensteins (236 m), sowie an den Linien Bingerbrück-Neunkirchen der Preuß. Staatsbahnen und M.-Hochspeyer (49,1 km) der Pfälz. Eisenbahnen, hatte 1890: 700, 1895: 754 E., darunter 116 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, jod- und bromhaltige Solquellen, an Salzgehalt mit den Kreuznacher übereinstimmend, Saline, Badeanstalten, Herstellung der Kreuznacher Mutterlauge (1894: 2800 Kurgäste), und Weinbau. Nahebei die Ebernburg (s. d.) und der Rheingrafenstein mit Ruine der Burg (12. Jahrh. erbaut, 1689 von den Franzosen zerstört). – Vgl. Welsch, Das Sol- und Thermalbad M. a. St. (Kreuznach 1886); von Frantzius, Die Solbäder Kreuznach und M. a. St. (2. Aufl., ebd. 1896).

Münsterberg. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Breslau, hat 343,43 qkm und 1890: 32314, 1895: 32173 (15022 männl., 17151 weibl.) E., 1 Stadt, 65 Landgemeinden und 44 Gutsbezirke. – 2) Kreisstadt im Kreis M., an der Ohlau und der Linie Breslau-Mittelwalde der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Glatz) und Bezirkskommandos, hatte 1890: 6162, 1895: 6360 E., darunter 1169 Evangelische und 63 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, drei kath., eine reform., eine luth. Kirche (1891), ein Kloster der Elisabethinerinnen für Krankenpflege, eine Synagoge, Rathaus (1891), evang. Schullehrerseminar (seit 1849), evang. und kath. Präparandenanstalt, höhere Mädchenschule, neues Bürgerhospital, Kreiskrankenhaus, Gemeindehaus Bethanien, Vorschußverein, Schlachthof; große Thonröhren- und Chamottefabrik, Zucker-, Präservenfabrik (s. Dörrgemüse), Molkerei, drei Dampftischlereien, Brauereien, Getreide-, Obst- und Gemüsebau. In der Nähe ein Graphitlager, 7 km im N. das Pfarrdorf Heinrichau mit 1041 E. und ehemaligem Cistercienserkloster (1222), dem ein infulierter Abt vorstand, Eigentum der Großherzogin von Sachsen-Weimar.

Das niederschles. Fürstentum M. umfaßte die jetzigen Kreise M. und Frankenstein. Dasselbe fiel 1454 an Böhmen und wurde 1654 durch Kaiser Ferdinand Ⅲ. der fürstl. Familie Auersperg verliehen, die es auch nach der Besitznahme Schlesiens durch Preußen behielt, indem Friedrich Ⅱ. den Reichsfürsten Heinrich Johann von Auersperg 1750 mit M. förmlich belehnte. Doch schon dessen Sohn, Karl Joseph Anton, trat 1791 seine Rechte für 450000 Fl. an Preußen ab, und Friedrich Wilhelm Ⅱ. überließ die freie Standesherrschaft Münsterberg-Frankenstein mit 9 Dörfern, einen Teil der fürstlich münsterbergischen Kammergüter, dem Grafen Schlabrendorf.

^[Abb: Wappen von Münsterberg]

Münsterbilsen, Abtei, s. Bilsen.

Münstereifel, Stadt im Kreis Rheinbach des preuß. Reg.-Bez. Köln, an der Erft und der Nebenlinie M.-Euskirchen (14 km) der Preuß. Staatsbahnen, hatte 1890: 2409, 1895: 2566 E., darunter 12 Evangelische und 94 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Schloßruine, kath. Gymnasium, kath. Lehrerinnenbildungsanstalt; Streichgarnspinnerei, Tuch-, Wollzeug- und Leinenweberei, Färberei und Gerberei, Kalk- und Basaltsteinbrüche. – Vgl. Scheins, Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Stadt M. und ihrer Umgebung, Bd. 1 (Münstereifel 1894).

Münster-Enscheder Eisenbahn, 57,29 km lange ehemalige 1871 genehmigte Privatbahn, die schon vor Vollendung des Baues (1875) zur Abwendung des Konkurses unter Gewährung einer Zinsgarantie in die Verwaltung des Staates übernommen und vollendet wurde. 1885 wurde das Unternehmen verstaatlicht und später der königl. Eisenbahndirektion zu Münster unterstellt.

Münsterer Rotte, s. Wiedertäufer.

Münster-Hammer Eisenbahn, ehemalige Privatbahn von Münster nach Hamm (34,8 km, 26. Mai 1848 eröffnet), wurde 1. Jan. 1855 vom preuß. Staate erworben und der Eisenbahndirektion Münster unterstellt.

Münsterkäse, s. Münsterthal (im Elsaß) und Käse.

Münster-Ledenburg, Ernst Friedrich Herbert, Reichsgraf zu, hannov. Staatsmann, geb. 1. März 1766 zu Osnabrück, studierte in Göttingen, trat 1788 in den hannov. Civilstaatsdienst, wurde 1791 Hof- und Kanzleirat und 1792 von Kurpfalz in den Reichsgrafenstand erhoben. 1793 begleitete er den nachmaligen Herzog von Sussex auf Reisen und