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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Nagel; Nägel; Nagelbrand; Nägele

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Nagel (Augenkrankheit) – Nägele

chen (lunula). Der N. erteilt dem letzten Fingergliede, das nur einen ganz kleinen, kurzen Knochen enthält, seine bedeutende Festigkeit und gewährt ihm auch einen nicht geringen Schutz gegen Verletzungen.

Das Wachstum der N. geht sehr langsam von statten, und in ihnen spiegelt sich daher auch auf längere Zeit der Ernährungszustand des ganzen Körpers wieder. Ist der ganze N. aus irgend welcher Ursache sehr dünn, so bricht er leicht der Länge nach (auch in die Quere) entzwei, und es entsteht dann der sog. Nagelspalt.

Bei mangelhafter Ernährung des Körpers, wie dies z. B. bei Tuberkulose der Fall ist, krümmt sich der N. oft klauenförmiq (Nagelkrümmung, Gryphosis, s. d.), weit mit dem Schwund des Fettes das letzte Fingerglied immer schmäler und dünner wird. Kommt es an den seitlichen Rändern des Nagelbettes zu einer Entzündung, so entsteht das sehr schmerzhafte Nagelgeschwür (Onychia). Ein in das Nagelbett tiefer eingewachsener N. (Nagelzwang, eingewachsener N.) veranlaßt, wegen der großen Spannung und der Empfindlichkeit des Nagelbettes, eine sehr schmerzhafte Verschwärung. Nagelgeschwür nennt man auch eine dem Furunkel ähnliche Entzündung des letzten Fingergliedes mit Vereiterung des Nagelbettes. (S. Fingerentzündung.) Der Nagelgrind (Onychomycosis) entsteht, wie der Kopf- und Erbgrind, dadurch, daß sich Pilze in das Nagelbett einnisten, welche dann den N. zerstören. Dieser Grind kommt sehr häufig vor bei mit Erbgrind Behafteten und entsteht hier durch Überpflanzen der Pilze beim Kratzen; die Behandlung erfordert langdauernde Bäder in warmem Pottasche- oder Seifenwasser sowie Bürsten mit starkem Alkohol, Sublimatspiritus oder Naphtholsalben. Der Niet- oder Neidnagel kann gleichfalls ein sehr schmerzhaftes Leiden werden; er entsteht durch Abreißen eines schmalen Hautstreifchens zur Seite der N. Man beseitigt ihn dadurch, daß man das Hautläppchen mit einer scharfen Schere so nahe als möglich an der Haut abschneidet. – Vgl. Schultz, Haut, Haare und N. (3. Aufl., Lpz. 1885).

Nagel oder Onyx, eine Eitersenkung; am Auge in der Nähe des untern Hornhautrandes, die sich vielfach bei Geschwüren und Abscessen der Hornhaut bildet.

Nagel, Albr. Eduard, Mediziner, geb. 14. Juni 1833 zu Danzig, studierte in Königsberg und widmete sich dann in Berlin unter von Gräfes Leitung der Augenheilkunde. Er habilitierte sich 1864 zu Tübingen und wurde daselbst 1867 außerord., 1874 ord. Professor der Augenheilkunde und Direktor der Universitäts-Augenklinik. Er schrieb: «Das Sehen mit zwei Augen» (Lpz. 1861), «Die Refraktions- und Accommodationsanomalien des Auges» (Tüb. 1866), «Die Behandlung der Amaurosen und Amblyopien mit Strychnin» (ebd. 1871), «Die Anomalien der Refraktion und Accommodationdes Auges» (im «Handbuch der gesamten Augenheilkunde», hg. von Gräfe und Sämisch, Bd. 6, Lpz. 1880), «Die Vorbildung zum mediz. Studium und die Frage der Schulreform» (Tüb. 1890). Auch redigierte er 1871‒78 den «Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte im Gebiete der Ophthalmologie» und giebt seit 1880 die «Mitteilungen aus der ophthalmiatrischen Klinik in Tübingen» heraus. Er starb 24. Juli 1895 in Tübingen.

Nägel, metallene, seltener hölzerne, meist mit Köpfen versehene zugespitzte Stifte, die bei Holzarbeiten u. a. zur Verbindung mehrerer Stücke dienen.

Die Nägelfabrikation kann nach vier Verfahrungsarten erfolgen, wonach man geschmiedete, geschnittene (gepreßte), gegossene N. und Drahtnägel (Drahtstifte) unterscheidet. Die bessern Sorten der eisernen sowohl als der Kupfer- und Zinknägel werden mit der Hand durch Schmieden erzeugt. Die vom Nagelschmied benutzten Werkzeuge sind ein Schmiedehammer ohne Finne und das Nageleisen, eine Art Gesenk, zur Bildung des Nagelkopfes. Ein auf dem Amboß befestigter Schrotmeißel dient zum Abschlagen der für einen Nagel erforderlichen Eisenstablänge. Größere N. werden in einer Hitze geschmiedet; von den kleinern werden zwei in einer Hitze fertig. Die auf verschiedene Weise erfolgende Verfertigung der N. mittels Maschinen ist auf geringere Qualitäten beschränkt. Ferner stellt man N. durch Zerschneiden von gewalzten Eisenschienen (Bleche) in kaltem Zustand her, wobei die Köpfe durch Handarbeit, zuweilen auch mit Hilfe einer besondern Maschine gebildet werden, oder die warm geschnittenen Schäfte werden auf einer Fräsmaschine zugespitzt und die Köpfe angepreßt (gepreßte N.). Die kupfernen Schiffsnägel, sowie solche N., die weniger zum Zusammenhalten als zum Schmuck bestimmt sind, z. B. die mit halbkugelförmigem oder pyramidalem, unterwärts hohlem Kopf versehenen Möbelnägel (Tapeziernägel), werden meist gegossen. Eiserne N. erhalten gegossene messingene Köpfe, um zum Aufhängen von Bilderrahmen zu dienen. Die Herstellung von Gußnägeln ist eine einfache Arbeit. Solche N. werden gewöhnlich noch gebeizt und in Drehtonnen gescheuert, um ihnen ein besseres Aussehen zu erteilen. (S. auch Drahtstifte, Drahtstiftmaschine, Holzstifte.)

Nagelbrand, s. Brand (des Getreides).

Nägele, Franz Karl, Geburtshelfer, geb. 12. Juli 1778 zu Düsseldorf, studierte in Straßburg, Freiburg und Bamberg, wo er 1800 die mediz. Doktorwürde erhielt, machte dann Reisen und ließ sich in Barmen als praktischer Arzt nieder. 1807 als außerord. Professor nach Heidelberg berufen, erhielt er 1810 die ord. Professur der Geburtshilfe und das Direktorium der Entbindungsanstalt und starb 21. Jan. 1851. Seine Hauptwerke sind: «Erfahrungen und Abhandlungen aus dem Gebiete der Krankheiten des weiblichen Geschlechts» (Mannh. 1812), «Schilderung des Kindbettfiebers, welches vom Juni 1811 bis zum April 1812 in der Entbindungsanstalt zu Heidelberg geherrscht hat» (Heidelb. 1812), «Über den Mechanismus der Geburt» (ebd. 1822), «Das weibliche Becken» (Karlsr. 1825), «Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebammen» (14. Aufl., Tüb. 1889), «Das schräg verengte Becken nebst einem Anhange über die wichtigsten Fehler des weiblichen Beckens überhaupt» (Mainz 1839, mit Kupfern; 2. Aufl. 1850), «Zur Methodologie der Geburtshilfe» (Heidelb. 1847).

Hermann Franz Joseph N., Sohn des vorigen, geb. 1810 zu Heidelberg, gleichfalls als geburtshilflicher Schriftsteller und Kliniker bekannt, habilitierte sich 1835 als Privatdocent zu Heidelberg, wurde im Nov. 1838 außerord. Professor, später Kreisoberhebarzt und starb 5. Juli 1851. Sein Hauptwerk ist das «Lehrbuch der Geburshilfe ^[richtig: Geburtshilfe]» (8. Aufl., 2 Tle., besorgt von Grenser, Mainz 1871).

- Ein jüngerer Bruder, Maximilian N., seit 1846 Privatdocent der Rechte in Heidelberg, gest. 9. März 1852, veröffentlichte «Studien über altital. und röm. Staats- und Rechtsleben» (Schaffh. 1849).