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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Natron-Alaun - Natur

Natron-Alaun, Natriumaluminiumsulfat von der Formel Na₂SO₄Al₂(SO₄)₃ + 24H₂O.

Natron-Carbonöfen, s. Öfen.

Natrondampfkessel, ein von Moritz Honigmann in Grevenberg bei Aachen erfundener Dampfkessel, der den Zweck hat, für Lokomobilen, stationäre Dampfmaschinen, namentlich aber für Eisenbahn- und Straßenlokomotiven Dampf zu liefern, ohne direkt mit Brennmaterial geheizt zu werden. Das Princip des N. beruht auf der Erscheinung, daß gewisse Salzlösungen, speciell konzentrierte Natronlauge, den eingeleiteten Wasserdampf unter Wärmeentwicklung bis zu ihrem höher als die Temperatur desselben liegenden Siedepunkt absorbieren, so daß durch die hierbei erzeugte Wärme Wasser in Dampf von gewisser Spannung verwandelt werden kann. Diese Eigenschaft der Natronlauge wird benutzt, um den in einem Dampfcylinder schon zur Wirkung gekommenen Dampf (Abdampf oder Auspuffdampf) zur Erzeugung von frischem Dampf zu verwenden, indem man denselben in Natronlauge kondensiert. Die entwickelte Wärme erzeugt wiederum neuen Dampf. Dieser Kreislauf geht so lange fort, bis durch den fortwährend eingeleiteten Dampf die Natronlauge so verdünnt ist, daß der Siedepunkt derselben sich demjenigen des Wassers zu sehr nähert, um noch die Bildung von Dampf von größerer Spannung zu ermöglichen. Der bei dem ganzen Prozeß auftretende nutzbare Wärmeüberschuß ist in der bei der Aufnahme von Wasser durch das Natron frei werdenden chem. Energie zu suchen.

Natronfeldspat, s. Albit.

Natronglimmer, Paragonit, s. Glimmer.

Natronhydrāt, soviel wie Ätznatron (s. d.).

Natronkalk, ein inniges Gemisch von Natriumhydrat und Kalkhydrat, das in der chem. Analyse vielfach gebraucht wird. N. wird dargestellt, indem 4 Teile frisch gebrannter, ungelöschter Kalk und 6 Teile Ätznatronlauge von 36° B. im eisernen Kessel zusammen erhitzt werden. Hat die Mischung eine bestimmte Temperatur angenommen, so löscht sich der Kalk und es entsteht eine feste trockne Masse, die sich leicht zerteilen läßt.

Natronkoks, die Rückstände, die beim Glühen von Kreosotnatron behufs Darstellung von Kreosotgas (s. Kreosot) übrigbleiben.

Natronlauge, s. Ätznatron.

Natronlokomotive, eine mit einem Natrondampfkessel (s. d.) versehene Lokomotive. (S. Straßenbahnen.)

Natronsalpeter, s. Chilesalpeter.

Natronsalze, die Natriumverbindungen, s. Natrium.

Natronseen, s. Seen.

Natronverfahren, Verfahren zur Herstellung der Holzcellulose, s. Cellulose.

Nātsch, Nātschnī (ind.), s. Bajaderen.

Natschalnik, in Serbien der Kreischef, in Bulgarien der Bezirkschef.

Natt, von der, Kirschsorte aus der Klasse der Strauchweichseln (s. Kirsche, Bd. 10, S. 377 b).

Natt., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Joh. Natterer (s. d.).

Natter, gemeine, s. Ringelnatter.

Natter, Heinr., Bildhauer, geb. 16. März 1846 im Torf Graun in Tirol, besuchte das Polytechnikum in Augsburg, darauf die Akademie in München, wo er Widnmanns Schüler war. Zu Anfang der siebziger Jahre ging er nach Wien, wo er 13. April 1892 starb. Von seinen ersten Arbeiten sind zu nennen: die Kolossalstatue des german. Gottes Wodan, die auf der Wiener Weltausstellung 1873 große Anerkennung fand; der treffliche Kopf eines schlafenden Satyrs, die Grabdenkmalgruppe der drei Nornen auf dem Friedhof von Ober-St. Veit bei Wien. Zu seinen Meisterwerken zählen: das Bronzestandbild Zwinglis in Zürich (1885), die Marmorstatue Haydns in Wien (1887), das Denkmal Walthers von der Vogelweide in Bozen (1889) und die auf dem Berg Isel errichtete bronzene Kolossalstatue Andreas Hofers (1892).

Natter, Joh. Lorenz, Steinschneider, geb. 1705 zu Biberach in Schwaben, ging als Juwelier in die Schweiz und dann nach Italien, wo er in der Nachahmung alter geschnittener Steine solche Übung erlangte, daß einige seiner Kopien von den Originalen kaum zu unterscheiden sind. 1732‒35 stand er im Dienst des Großherzogs von Toscana, ging dann nach England und machte später Reisen nach Holland, Dänemark, Rußland und Schweden. Er starb 27. Okt. 1763 in Petersburg. Zu seinen Hauptwerken gehören eine Schaumünze zu Ehren Sir Robert Walpoles und eine siegende Britannia auf einer Gemme mit fünf Lagen und ebenso vielen Farben. Er schnitt sogar in Diamanten. Sein «Traité de la méthode antique de graver en pierres fines, comparée avec la méthode moderne» (aus dem Englischen, Lond. 1754), der von Lessing getadelt wird, ist im engl. Original (Lond. 1754, mit Kupfern) sehr selten. Der zweite Teil des Werkes liegt noch handschriftlich zu Petersburg.

Natterblümchen, s. Polygala.

Natterer, Joh., Naturforscher, geb. 9. Nov. 1787 zu Laxenburg bei Wien, durchforschte 1817‒36 Brasilien und starb als Kustosadjunkt am kaiserl. Naturalienkabinett zu Wien 17. Juni 1843; er ist namentlich verdient um die Bereicherung der Kenntnis von den brasil. Vögeln.

Nattern (Colubridae), eine Familie nicht giftiger Schlangen, die sich in über 250 Arten über die ganze Erde verbreitet und vier in Deutschland heimische Vertreter zählt, sind vielleicht die höchststehenden Schlangen und zeichnen sich durch schlanken, biegsamen Körper, kleinen, aber deutlich abgesetzten Kopf und durch Bewaffnung mit ziemlich gleichgroßen, soliden Hakenzähnen aus. Ihre Färbung ist oft sehr ansprechend, die Schuppen ihrer Haut glatt oder nur sehr flach gekielt. Sie sind vorwiegend Tagtiere, die sich gern in der Nähe des Wassers aufhalten, sich lebhaft bewegen, vorzüglich schwimmen und ebenso klettern. Ihre Nahrung besteht aus allerhand kleinern Wirbeltieren, Fröschen, Fischen, Mäusen, Eidechsen u. s. w. Hierher gehören die gemeine oder Ringelnatter (s. d.), die glatte oder Schlingnatter (s. d.) und die Äskulapschlange (s. d.). In der Schweiz und weiter südlich lebt die der Kreuzotter ähnliche Vipernatter (Tropidonotus viperinus Latr.). – Über die glatte Natter s. Kreuzotter.

Natternberg, s. Deggendorf.

Natternkopf, Pflanzenart, s. Echium.

Natterwurz, s. Polygonum.

Natterzunge, Farngattung, s. Ophioglossum.

Natūna-Inseln, Archipel nördlich der Westküste von Borneo, ein Bestandteil der niederländ. Residentschaft Riouw, hat 1723 qkm und etwa 8000 E., fast ausschließlich malaiische Fischer. Die wichtigste Insel ist Bunguran oder Groß-Natuna.

Natur (von dem lat. nasci, d. i. werden oder entstehen), im weitesten Sinne alles, was sich nach eigenen Trieben und Gesetzen, ohne fremdes Zuthun,