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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Neufundländer – Neugriechische Litteratur

fangen wird, ist eine Abnahme des Fischreichtums noch nicht bemerkt worden. Die besten Fischreviere liegen zwischen 42 und 46° nördl. Br. Seit einigen Jahren wird in großem Maße die künstliche Zucht von Kabeljau und Hummer betrieben.

Die Ausfuhr betrug (1894) 5,81 Mill. Doll., während die Einfuhr 7,16 Mill. Doll. wertete. Haupteinfuhrgegenstände waren Mehl (1,35 Mill. Doll.), Woll- und Baumwollwaren (1,11 Mill.), Vieh und Fleisch (0,75 Mill.), Melasse (0,32 Mill.) u. s. w.; Hauptausfuhrgegenstände: Stockfisch (3,70 Mill.), Fischthran (0,54 Mill.), Erze (0,51 Mill.), Hummer (0,31 Mill.), Robbenfelle (0,23 Mill.) u. s. w. N. steht unter einem Gouverneur nebst Rat (7 Mitglieder), Gesetzgebendem Körper von 15 und Unterhaus (Assembly) von 36 Mitgliedern. Die Staatseinkünfte beliefen sich (1894) auf 1,50 Mill. Doll., die Ausgaben auf 2,24 Mill. Doll. Die Staatsschuld hatte eine Höhe von 9116534 Doll. erreicht. Eisenbahnen waren 391 km und Telegraphen 1738 km im Betrieb. In Trinity-Bay enden transatlantische Kabel. An der Südküste vor Fortune-Bay liegen die franz. Inseln St. Pierre und Miquelon, die den franz. Stockfischfängern als Ausrüstehäfen und als Plätze zum Trocknen und Salzen des Kabeljaus dienen.

N. wurde von Giovanni Caboto (s. d.) und dessen Sohn Sebastian entdeckt und 1583 von England in Besitz genommen. Indessen sollen schon im 11. Jahrh. Normänner sich daselbst angesiedelt haben. Als sich seit dem Ende des 16. Jahrh. Franzosen daselbst festsetzten, entstanden unaufhörliche Streitigkeiten. Zwar wurde die Insel im Utrechter Frieden 1713 ganz an England abgetreten, aber die Konflikte dauerten fort. Im Frieden zu Versailles von 1783 erlangten die Franzosen vorteilhafte Bedingungen für die Fischerei, die aber in dem Revolutionskriege wieder ganz in die Hände der Engländer kam, nachher jedoch sowohl den Franzosen als den Nordamerikanern zugestanden wurde. Die Vereinigten Staaten sind bemüht, in N. eine Bewegung zu Gunsten einer Annexion durch die Vereinigten Staaten hervorzurufen, während eine andere Partei in N. den Eintritt in die Dominion of Canada anstrebt. – Vgl. Pedley, History of Newfoundland (Lond. 1863); Hatton und Harvey, Newfoundland (ebd. 1883); Prowse, A history of Newfoundland (ebd. 1895).

Neufundländer, Hund, s. Hunde.

Neufürstliche Häuser, s. Altfürstliche Häuser.

Neufville (spr. nöwíl), franz. Adelsfamilie, s. Villeroi.

Neugalicĭen, s. Jalisco.

Neugarten, Stadtteil von Danzig (s. d.).

Neugebäude, s. Simmering.

Neugelb, eine für mehrere künstliche organische Farbstoffe, wie Diphenylaminorange, Flavaurin, Curcumeïn, Echtgelb, gebrauchte Bezeichnung.

Neugeorgĭa, Rubiana oder Marovo, die viertgrößte der engl. Salomoninseln (s. d.), südlich von den deutschen Inseln Choiseul und Isabella, bedeckt etwa 2000 qkm.

Neu-Gersdorf, s. Gersdorf.

Neugewürz, s. Pimenta.

Neu Gradiska, ungar. Ort, s. Gradiska.

Neugranāda, s. Columbia.

Neugriechische Litteratur. Abgesehen von den mittelalterlichen Anfängen volkstümlicher Poesie (dem sog. Spaneas, einem Gedicht des Michael Glykas, mehrern Stücken des Ptochoprodromos und dem nationalen Epos Digenis Akritas) und den sehr früh auftauchenden Nachbildungen fremder, besonders franz. Ritterromane («Belthandros und Chrysantsa», «Imberios und Margarona», «Liebesgeschichte von Libystros und Rhodamne», «Florio und Platsia Flora», «Erotokritos» von Cornaro und «Erophile» von Chortatzis), gehört wohl unbedingt der erste Platz in der neugriech. Litteraturgeschichte den Volksliedern an. Diese urwüchsigen und lebensvollen Schöpfungen sind ein treuer Spiegel des Volkslebens und der Zeit, der sie angehören. Die Zeit der neuen Kunstpoesie beginnt erst mit dem Freiheitskampf von 1821 und folgt der Periode der Volkslieder. Die dazwischen liegenden Dichtungen von Christopulos, I. ^[Iakovos] R. Nerulos und Vilaras sind gekünstelte, nach vorhandenen alten oder neuern Mustern gefertigte Reime. Einer von den nach Zeit und Rang ersten Dichtern Neugriechenlands ist der Zantiote Solomos. Seine Dichtungen, namentlich die «Ode an die Freiheit», bekunden, bei vielem Fremdartigen, eine bedeutende Dichtergabe. Nach ihm sind Calvos und die Brüder Sutsos und Alex. Rangabé zu nennen, deren Gedichte zum besten gehören, was die neugriech. Poesie in dieser Zeit ihres Wiederaufblühens aufzuweisen hat. Dem folgenden Geschlecht gehören an: Tantalides («Poet. Scherze»), Karasutsas, Laskaratos, der geistvollste komische Dichter Neugriechenlands; Orphanidis, bei dem jedoch oft Nachklänge der Satiren von A. Sutsos wahrzunehmen sind; Tertzetis, der wärmste Vertreter der poet. Volkssprache («Corinna und Pindar», «Alexanders Hochzeit») und Zalokostas. Eine höhere Stufe erreichten Valaoritis («Mnemosyna», «Phrossyne», «Athanasis Diakos» «Photeinos»), A. Paraschos («Der Unbekannte», «Lied eines Narren», «An König Otto», «Die Nymphengrotte») und A. Vlachos. Die beiden erstern sind Anhänger der Volkssprache, letzterer hat mit Glück die Entwicklung der edlern Schriftsprache befördert. Neuerdings haben sich Drossinis, Privilegios, Palamas und Krystallis als Lyriker bekannt gemacht.

An dramat. Erzeugnissen ist die N. L. sehr arm. Geringen dramat. Wert haben die Stücke von A. und P. Sutsos und Rangabé, höhern die Trauerspiele von Bernardakis («Die Kypseliden», «Merope», «Maria Doxapatri», «Fausta») und die Lustspiele von Vlachos und Kozomilas. Auf dem Gebiete der Novelle sind die trefflichen Erzählungen von Rangabé und diejenigen von Bikelas, Kazkavitsas, Vlachojannis («Jannis Epachtitis») u. a. zu erwähnen. Die Gattung des Romans hat sich in Griechenland kaum entwickelt. Auf dem Gebiete der Philosophie haben sich Braila («Grundideen und Principien, Anfangsgründe der theoretischen und praktischen Philosophie», «Philos. Studien» u. s. w.), Kaïris («Einleitung in die Philosophie»), Renieris («Philosophie der Geschichte»), Kotzias («Geschichte der Philosophie») und Karussos («Platonische Studien») hervorgethan. Im Fache der Geschichte sind zu nennen Paparrigopulos (besonders «Geschichte des hellen. Volks», 6 Bde.), Byzantios («Histor.-geogr. Beschreibung Konstantinopels»), Zambelios («Byzant. Studien», «Italo hellenica»), S. Trikupis («Geschichte des griech. Aufstandes von 1821»), Miliarakis («Cykladengeschichte»), Kutsonikas («Allgemeine Geschichte der griech. Revolution»), Romanos («Beiträge zur Geschichte der Ionischen Inseln»), Sp. Lambros («Histor. Studien», «Griech. Geschichte»), Paspatis («Byzant. Studien», «Byzant. Kaiserschloß», «Einnahme Konstantinopels