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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Neusilber; Neusilberblech; Neusohl; Neusolīdgrün; Neuspanien; Neuß; Neustadt

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Neusilber - Neustadt (in Deutschland)

Neusilber, Argentan, Kunstsilber (in China pack fong;, d. i. Weißkupfer; frz. maillechort oder argent d’Allemagne, engl. German silver), eine Legierung von Kupfer, Zink und Nickel, die sich durch silberähnliches Aussehen und hohe Politurfähigkeit auszeichnet. Schon im Anfange des 18. Jahrh. kamen aus China Geräte aus N. zu uns. 1824 brachte Geitner in Schneeberg und gleichzeitig die Firma Henniger in Berlin eine Legierung in den Handel, die von dem erstern Argentan, von der letztern N. genannt wurde. In Wien hatte man dafür die Bezeichnung Alpaka, in Paris Alfénide. Diese letztern Bezeichnungen werden heute fast nur mehr für galvanisch versilbertes N. gebraucht (s. Alfénide). Die Zusammensetzung des N. schwankt zwischen 50 und 66 Kupfer, 19 und 31 Zink und 13 und 18,5 Nickel. Statt Nickel wird neuerdings auch Mangan verwendet. Die verschiedenen Verhältnisse der Bestandteile haben Einfluß auf Farbe, Härte und Geschmeidigkeit. Um N. von Silber zu unterscheiden, erzeugt man einen Strich auf dem Probierstein und bringt einen Tropfen reiner Salpetersäure hinzu, dem man noch ein Tröpfchen Salzsäure hinzufügt; während der Neusilberstrich die Flüssigkeit klar läßt, wird sie vom gleichen Strich eines 75proz. Silbers milchig getrübt. Eine dem N. ähnliche Legierung heißt Drittelsilber (s. d.).

Neusilberblech, s. Blech (Bd. 3, S. 103 b).

Neusohl (ungar. Besztercze-Bánya), königl. Frei- und Bergstadt mit geordnetem Magistrat, bis 1876 Hauptstadt des Sohler Komitats, eine der schönsten Städte Ungarns, am Zusammenfluß der Gran und Bistritz, an der Linie Altsohl-Brezova der Ungar. Staatsbahnen, Sitz der Komitatsbehörden, eines königl. Gerichtshofs, Berggerichts, einer Hüttenverwaltung, eines Bischofs und Kapitels, hat (1890) 7485 E., in Garnison ein Bataillon des 25. ungar. Infanterieregiments «Freiherr von Pürcker», altes Kastell mit zwei kath. Kirchen, eine Kathedrale mit schönem Schnitzaltar (14. Jahrh.) und altem Taufstein, schöne evang. Kirche, bischöfl. Residenz, Domkapitelhaus, Komitats-, Stadthaus, königl. Bergamtsgebäude, bischöfl. Lyceum und Seminar, kath. Obergymnasium, luth. Untergymnasium, Lehrerbildungsanstalt, Hauptschule und mehrere Wohlthätigkeitsanstalten; ferner Eisen- und Kupferbergbau, große Kupferhämmer und Schmelzhütten, Kupferstreckwerk, Eisenhämmer, Zucker-, Papierfabrik, Töpferwerkstätten, Leinwandfärbereien und Holzkohlenfabrikation. In der Umgebung Obst-, insbesondere Pflaumenzucht und eine große Silberschmelzhütte. – Vgl. Ipolyi, Geschichte der Stadt N. (Wien 1875).

Neusolīdgrün, s. Malachitgrün.

Neuspanien (Nueva España) wurde Mexiko genannt, solange es span. Vicekönigreich war.

Neuß. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, hat 293,52 qkm und 1890: 54588, 1895: 57693 (28449 männl., 29244 weibl.) E., 1 Stadt und 20 Landgemeinden. – 2) Kreisstadt im Kreis N., 3 km vom Rhein, mit dem es durch den Erftkanal verbunden ist, an den Linien Elberfeld-Düsseldorf-Gladbach, Köln-Krefeld, N.-Neersen-Neuwerk (16,1 km) und N.-Euskirchen (79,2 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Düsseldorf), Hauptsteueramtes, Bezirkskommandos, einer Handelskammer und Reichsbanknebenstelle, hatte 1890: 22635 E., darunter 1455 Evangelische und 316 Israeliten, 1895: 25032 (11931 männl., 13101 weibl.) E., Postamt erster Klasse mit Zweigstelle und Telegraph. Die Citadelle und ein Teil der Festungswälle sind in Promenaden umgewandelt. Die kath. Münsterkirche (1209) zum heil. Quirin ist eins der schönsten Baudenkmale dieser Zeit am Niederrhein. Ferner hat die Stadt eine evang. Kirche, ein Gymnasium, zwei bedeutende von kath. geistlichen Genossenschaften geleitete Irren-, Heil- und Pflegeanstalten für männliche sowie auch weibliche Kranke, Gas- und Wasserwerk, Kanalisation, einen eisfreien Winterhafen und Hafenbahn; Mehl- und Ölmühlen, Eisengießereien, Mühlenbauanstalten, Kunstwollfabriken, mechan. Weberei von baum- und halbwollenen Zeugen, Gerbereien, Brauereien, Brennereien, Fabriken für Maschinen, Schrauben und Schraubenmuttern, Drahtstifte, Papier und Pergament, Stearinlichte und Seife, Stärke und Nudeln, Schokolade und Sauerkraut, sowie bedeutende Getreide- und Viehmärkte. – Die Stadt, eine alte Ansiedelung der Kelten, gewann eine höhere Bedeutung unter den Römern, die unterhalb der Mündung der Erft in den Rhein ein Standlager Novaesium hatten, von dem ein großer Teil aufgedeckt ist. Seit dem 9. Jahrh. war N. Sitz eines Benediktinerinnenkonvents und kam 1074 unter die Herrschaft der Kölner Erzbischöfe. Ein Streit der Landstände mit dem Kurfürsten Ruprecht von Köln 1474 führte zum burgund. Kriege und zur elfmonatigen Belagerung durch Karl den Kühnen. 1586 wurde N. durch Alexander Farnese von Parma eingeäschert, ebenso litt es sehr im Dreißigjährigen Kriege und unter Ludwig ⅩⅣ. In der Nähe das 1215 gegründete Cistercienserkloster Gnadenthal, jetzt Gutswirtschaft. – Vgl. Chroniken der deutschen Städte, Bd. 20: Dortmund und N. (Lpz. 1887); Tücking, Geschichte der Stadt N. (Düsseld. 1891).

^[Abb.: Wappen von Neuß]

Neuß, deutscher Name von Nyon (s. d.).

Neustadt. 1) N. an der Aisch, Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, hat 493,08 qkm, 1890: 30277, 1895: 30286 (14438 männl., 15848 weibl.) E. in 240 Ortschaften, darunter 1 Stadt. – 2) N. an der Aisch, Bezirksstadt im Bezirksamt N., ehemals markgräfl. Residenz, an der zur Regnitz gehenden Aisch, der Linie Nürnberg-Würzburg und der Nebenlinie N.-Windsheim (15,3 km) der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Fürth), Rent- und Forstamtes, hatte 1890: 3748, 1895: 3758 E., darunter 180 Katholiken und 182 Israeliten, 2 evang., 1 kath. Kirche, Synagoge, Postexpedition, Telegraph, Progymnasium, höhere Mädchen-, Handelsschule, Präparandenanstalt, Krankenhaus; Wollwaren- und Cementfabrik, Brauerei, Borstenhandel, Hopfenbau und Hopfenpräparieranstalt. – 3) N. im Herzogtum Coburg, Stadt im Herzogtum Coburg, am Röthenfluß, um den Fuß des bewaldeten Mupperges herum, an der Linie Coburg-Sonneberg der Werrabahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Meiningen), hatte 1890: 5020, 1895: 5475 E., darunter 53 Katholiken, Post, Telegraph, Kaiser-Friedrich-Denkmal, Zeichen- und Modellierschule, Krankenhaus, Sparkasse, Gewerbebank, Konsumverein, Wasserleitung, Gasbeleuchtung; Puppen-, Spielwarenindustrie mit bedeutendem Export, Porzellanfabrik und wird als Sommerfrische besucht. – 4) N. an der Donau, Stadt im Bezirksamt Kehlheim des bayr. Reg.-Bez.