Nirwāna (im Sanskrit Nirvāna, im Pali Nibbāna, im
Prakrit Nivvāna; «das Verwehen», «das Verlöschen»), im Buddhismus und Dschainismus das Endziel der Lehre des Buddha und des
Dschina. N.ist für den Buddhisten und Dschain zunächst das Erlöschen der Lust, das Aufhören aller Leidenschaften, dann das Aufhören jeder Existenz, das Ende der
Wiedergeburten, das absolute Nichts. In diesem Sinne haben die Religionsstifter das N. selbst verstanden. Von Buddha aber ist es sicher, daß er eine scharfe
Formulierung des Begriffes N. dem Volke gegenüber vermieden hat und es jedem überließ, sich das Leben nach dem Tode zu denken, wie er wollte. So dachten sich
andere das N. als das Eingehen der Seele zur Ruhe, das Erlöschen aller Wünsche und Begierden, Gleichgültigkeit gegen Freude und Schmerz, Freisein von der
Wiedergeburt, und im nördl. Buddhismus stellte man sich unter N. ein seliges Leben in einer im Osten gelegenen prachtvollen Buddhawelt vor. – Vgl. Max Müller,
Über den buddhistischen Nihilismus (Kiel 1869; wieder abgedruckt in Rogers' «Buddhaghosha's Parables» , Lond. 1870); Childers,
A Dictionary of the Pāli Language (ebd. 1875), Artikel Nibbānam; Oldenberg, Buddha (2.
Aufl., Berl. 1890).
Nisām (Nizâm), Reich des, größter ind. Vasallenstaat
im Dekan, der nach der Hauptstadt auch Haidarabad genannt wird. Das Land grenzt im N. an den Distrikt Khandesch der Präsidentschaft Bombay, im NO. an die
Centralprovinzen, im SO. an Madras, im W. an Bombay und hat 214183, mit Berar (s. d.), das seit 1853 unter engl. Verwaltung steht, 260071 qkm.
(S. auch Nizâm.)
Bodengestaltung. Das Gebiet ist ein (besonders nach N. und W.) bergig-waldiges, teils welliges, teils ebenes Hochland von
durchschnittlich 380 m Höhe. Die Gebirgszüge zweigen aus der Gawalgarhkette in Berar von den Westghat ab: von Khandesch bis in den SW. von Berar die
Sahdschadrikette, nach dem Orte Adschanta auch Adschantakette, die sich nach O. hin, in Berar, abdacht; bei Dschalna im NW. die Dschalnakette, und als deren
Fortsetzung im NO. die Nirmalkette (alle nördlich vom Godawariflusse); die Balaghatkette in der Mitte des Landes, mit Fortsetzungen südwestlich und östlich von
Haidarabad. In der Nähe des Zusammenflusses der Pen-Ganga mit dem Wardha sowie im Thale des letztern sind bis zu 12m mächtige, aber noch wenig ausgebeutete Lager
von Kohle vorhanden; ebendort finden sich Eisenerz und Kalkstein. Vorzüglicher Kalkstein wird im SW. bei Schahabad längs der Eisenbahn gebrochen. Die von den
Westghat kommenden Flüsse gehen fast alle ostwärts zum Meerbusen von Bengalen; Hauptströme sind Godawari (s. d.) im N. und O.,
Kistna (s. d.) im S. Nur im NW. gehen einige Wasserläufe zur Tapti. Die kleinern Flüsse sind nur während der Regenzeit schiffbar; viele sind
durch Querdämme mit ↔ Schleusen für die künstliche Bewässerung (besonders der Reisfelder) nutzbar gemacht. Der größte dieser Stauseen ist der von
Pakhal (mit 50 km Umfang, bis 11 m tief). Das Klima ist trotz der Hitze gut; in den Sandsteingegenden kommen Augenkrankheiten,vor. (S. Karte:
Ostindien I. Vorderindien.)
Bevölkerung und Erwerbszweige. Das Reich zählt (1891) 11537040 (mit Berar 14434531) E.,
darunter 10315249 Hindu, 1138666 Mohammedaner als herrschende Klasse, da der N. Mohammedaner ist, 27845 Dschain, 20429 Christen, 4637 Sikh, 1058 Parßi und 29156
andere (darunter die Angehörigen der unkultivierten Stämme, wie die Gond). Unter den Mohammedanern sind etwa 6000 Araber. Die Hindu sind meist Ackerbauer, die
Mohammedaner meist Beamte oder Soldaten. Die 350000 Telinga bewohnen Häuser aus Lehm, Hütten aus Palmblättern oder Schuppen aus Bambusrohr und Flechtwerk. – Die
wichtigsten Städte sind: die Haupt- und Residenzstadt Haidarabad, Golkonda, Sikandarabad, die Station der engl. «Hilfstruppen», Aurangabad, die Festung Daulatabad
und das durch die nahen Felsentempel berühmte Adschanta; endlich die ehemaligen Hauptstädte früherer Reiche: Warangal im O., Bidar und Gulbarga im W. Das Land ist
in 5 Divisionen eingeteilt. Infolge des engl. Einflusses wurde 1867 das Verwaltungswesen, unter Aufräumung mit den alten, aus dem Mogulreiche stammenden
Einrichtungen, besonders im Steuerfache, neu geordnet. Man gewinnt vorzügliche Baumwolle, besonders in der Gegend von Idlabad, Indigo, Zuckerrohr, Reis (8 Arten),
Weizen, Mais, Mohrhirse, Fennichhirse und krummähriges Kammgras, weißen Sesam, Wunderbaum oder Ricinuspflanze, Schwertbohnen, Mungobohnen und Kichererbsen, ferner
Melonen, Gurken, Bataten, Koriander, Ingwer, Gelbwurz u.s.w. Der Mangobaum und Tamarinde findet sich in großer Anzahl bei jedem Dorfe; man zieht Dattelpalmen,
Ananas, Palmyra-, Wein-, Toddy- oder Fächerpalmen, die den eigentlichen Palmwein oder tari, engl. korrumpiert
toddy, liefern. Mit Gold oder Silber eingelegte Luxusmetallarbeiten kommen aus der Stadt Bidar, feiner Goldbrokat aus
Aurangabad, Gulbarga und andern Städten, ausgezeichnetes Papier aus dem Weiler Kaghaspur (d.h. Papierstadt) bei Daulatabad. Ausfuhrartikel sind besonders
Baumwolle, Ölsamen, Goldstickereien, gröbere Kleiderstoffe, Häute und Metallarbeiten; daneben Waldprodukte, wie Gummi, Katechu, Farbstoffe und Teakholz. – Die
Eisenbahn Bombay-Madras geht durch den Südwesten des Gebietes über Gulbarga und Raitschur. Bei Wadi zweigt sich die Staatseisenbahn des N. ostwärts ab nach
Haidarabad und Sikandarabad sowie weiter nach Warangal.
Geschichte. Aus dem zerfallenden Bahmanidenreiche, das sich auf dem Gipfelpunkte seiner Macht (um 1437) über den halben Dekan
erstreckte, bildeten sich fünf unabhängige mohammed. Herrschaften, die von dem Großmogul Aurangseb (s. d.) 1686–88 unterworfen wurden. Während
der innern Wirren des Mogulreichs machte sich der Statthalter des Dekan, Tschin Chilitsch Chan, 1717–24 von Dehli unabhängig; er starb 1748 als selbständiger
Herrscher. Die seinem Tode folgenden Thronstreitigkeiten benutzten die Engländer, um von dem mit ihrer Unterstützung zur Herrschaft gelangten Ali die sog.
«Nördlichen Sarkars» (Herrschaften) in Besitz zu bekommen; 1766 wurde zu diesem Zwecke ein Vertrag
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 382.