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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Au pavé - Auray

baude (756 m) im Aupathal ist ein beliebter Standort für Ausflüge ins Riesengebirge. Das Thal der A. ist eins der schönsten des Riesengebirges. In demselben liegen Groß- und Klein-Aupa, Marschendorf und insbesondere das freundlich gelegene und vielbesuchte Johannisbad (s. d.). Im obern Teile des Thals, im Riesengrund, befindet sich ein Arsenit- und Kupferwerk. Der Lauf der A. ist 82 km lang.

Au pavé (frz., spr. o paweh), auf dem Pflaster, auf der Straße; au pavé gesetzt, aus dem Hause getrieben, brotlos gemacht.

Au porteur (frz., spr. o portöhr), s. Inhaberpapiere.

Aura (lat.), Luft, Hauch; in der Medizin krankhafte Empfindungen als Vorboten gewisser Krankheiten, besonders der Epilepsie (s. d.).

Aura (d. h. Lufthauch), eine Tochter des Titanen Lelantos und der Peribola, eine schnelle Jägerin und Begleiterin der Artemis. Dem Dionysos gebar sie Zwillinge, wurde dann aber wahnsinnig, mordete und verzehrte eins ihrer Kinder, stürzte sich in den Fluß Sangarios und wurde von Zeus in eine Quelle verwandelt. - Aurae heißen in der antiken Kunst die als weibliche Gestalten mit segelartig über dem Haupte geschwellten Tüchern dargestellten Verkörperungen der milden Lüfte.

Auramin, ein Farbstoff, der sich vom Diphenylmethan ableitet, von der Badischen Anilin- und Sodafabrik hergestellt wird und zum Gelbfärben von Baumwolle und Papier dient.

Aurangabad (engl. Aurengabad oder Aurungabad), nach Aurangseb (s. d.) benannt. 1) Ehemalige Provinz in Ostindien im nordwestl. Dekan, früher Ahmadnagar und Daulatabad genannt, bildete seit 1690 eine der sechs Suba oder Vicekönigreiche des Großmoguls von Dehli. Sie enthielt das Küstengebiet Konkan (in dem Bombay liegt), einen Teil der westl. Ghat und das obere Gebiet der Godawari und Mahanadi südwärts bis zum Bhima, und bot den Mahratten (s. d.), die hier ihre Heimat haben, viele feste Punkte und Schlupfwinkel dar. Das Land kam 1818 teils mittelbar, teils unmittelbar unter die Herrschaft der Engländer. - 2) Stadt in Haidarabad, dem Vasallenstaate des Nisam, hieß früher Kirki und erhielt den heutigen Namen erst zur Zeit, als Aurangseb Statthalter des Dekan war und statt Ahmadnagar A. zur Residenz erhob. Sie liegt unter 19° 54' nördl. Br. und 75° 22' östl. L. von Greenwich am Knotenpunkte vieler Heerstraßen und an dem zur Godawari südlich abfließenden Bergstrome Dudhna, der sie von der Vorstadt Begampura trennt, in einem wasserreichen Bassin. Die Bevölkerung, früher 100000 E., (1825) 60000, betrug 1891 mit Garnison 33887 E., fertigt vortreffliche Seidenstoffe, Gold- und Silberbrokate und betreibt Gemüsegärtnerei und lebhaften Handel in Weizen, Baumwolle und Kurzwaren. Prachtvoll ist das Grabgebäude für Aurangsebs Gemahlin Robia Durani, nach dem Muster des Tadsch (s. d.) bei Agra erbaut. Etwa 3 km im N. und NO. von A. liegen 12 archäologisch interessante Höhlentempel meist buddhistischen Ursprungs. Ungefähr 22 km nordwestlich von A., jenseit der Festung Daulatabad (s. d.), des prächtigen Grabmals Aurangsebs und der Grotten von Elura (s. d.), liegt auf einer romantischen Tafelhöhe das Dorf Raosa, ausgezeichnet durch sein gesundes Klima und deshalb vielfach von Fremden, oft aus weiter Ferne, besucht.

Aurangseb (d. i. Zierde des Throns), engl. Aurunqzebe, Großmogul 1658-1707, geb. 20. Okt. 1619, ein Sohn des Großmoguls Schah-Dschahan, zeichnete sich im Kriege seines Vaters gegen die Fürsten von Bidschapur und Golkonda durch Mut und strategische Einsicht aus und erhielt 1638 die Statthalterschaft des Dekan. Einen Aufstand der Vasallen dieses Reichs schlug A. 1658 energisch nieder. Nachdem er seine Brüder Dara, Schudscha und Murad besiegt und den Vater gefangen genommen hatte, bestieg er 2. Juli 1658 den Thron zu Dehli und nahm den Namen Alamgir (d. h. Welteroberer) an. A. ließ seine Brüder ermorden und seinen Vater bis zu dessen Tod in Agra gefangen halten. Einen seiner Söhne, die versucht hatten, sich eine Partei im Staate zu machen, ließ er 1666 vergiften, während der zweite nach Persien floh. Er führte viele glückliche Kriege im Dekan (1668), mit den Bergvölkern von Kabul und Kandahar (1669, 1673) und den Radschputen (1678) und erweiterte 1683-87 durch völlige Einverleibung der Vasallenstaaten Bidschapur und Golkonda sein Reich sehr bedeutend. A. wich von den Traditionen der Mäßigung und religiösen Toleranz, die seine Vorgänger, besonders Akbar d. Gr. ausgezeichnet hatten, ab und verfolgte in fanatischer Weise die Hindu. Hierdurch machte er sich die Masse der Bevölkerung zu Feinden und arbeitete auf diese Weise dem Verfall des Mogulreichs vor, zu dessen äußerm Glanze er viel beigetragen hatte. A. starb 1707 zu Ahmadnagar.

Aurantia, Kaisergelb, das Ammoniaksalz des Hexanitrodiphenylmethans, ein aus Diphenylamin und Salpetersäure dargestellter Farbstoff, der Seide und Wolle prachtvoll orange färbt, aber wegen seiner nachteiligen Wirkung auf die Haut geringe Verwendung findet.

Aurantiaceen (Aurantiacěae), s. Rutaceen.

Aura popularis (lat.), «Hauch der Volksgunst», sprichwörtlich gewordener Ausdruck, der zuerst bei Cicero vorkommt.

Auratae militiae equites. s. Goldener Sporn.

Aurate, die goldsauren Salze, s. Goldoxyde.

Auray (spr. oräh, breton. Alrac), Hauptstadt des Kantons A. (155,99 qkm, 6 Gemeinden, 18065 E.) im Arrondissement Lorient des franz. Depart. Morbihan (Bretagne) und Seehafen, auf einem Plateau (36 m) am Flusse Loch, der die Stadt in zwei Teile, St. Gildas (der handeltreibende und bestgebaute, rechts) und St. Goustan (links), teilt, hier den Namen A. annimmt, bei Hochwasser auch für größere Seefahrzeuge von 300 t schiffbar wird, für die hier ein äußerst sicherer Hafen ist, und 13 km weiter abwärts mit einem großen Ästuarium in den Meerbusen Morbihan mündet. A. liegt an den Linien Savenay-Landerneau, A.-Pontivy (55 km) und A.-Quiberon (28 km) der Orléansbahn und bat (1891) 5071, als Gemeinde 6236 E., enge, steile, gewundene Straßen und schöne Bauwerke, von denen zwei Kirchen ins 13. Jahrh. zurückreichen, eine Strafanstalt für Frauen, ein Taubstummeninstitut (im frühern Kartäuserkloster) und ein Krankenhaus; Küstenschiffahrt, Bootbau, Lederfabrikation, großartige Austernzucht (1885: 70 Mill.) und Seefischerei (Sardellenfang) sowie Handel mit Getreide, Vieh, Leder, Butter und Honig. Bis Mitte des 17. Jahrh. hatte A. einen blühenden Handelsverkehr, bis Lorient mit seiner Indischen Compagnie demselben großen Abbruch that; doch wirken die Bahn und die Dampfschiffverbindung mit Belle-Ile-en-Mer wieder günstig. 1364 brachte hier der Sieg des Grafen Johann von Montfort über Karl von Blois, der im