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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ohio-Erie-Kanal; Ohiotier; Ohlau; Ohle; Öhlenschläger

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Ohio-Erie-Kanal – Öhlenschläger

der Kohlenformation, die Westhälfte vom Silur und Devon gebildet. In den O. fließen Muskingum, Scioto, Miami und Little Miami; der Maumee, Sandusky, Cuyahoga und Grand haben Fälle und fließen in den Eriesee, der 240 km weit die Grenze bildet und verschiedene Häfen hat. Das Klima ist im allgemeinen gesund, der Boden namentlich in den Flußthälern fruchtbar. Unter den mannigfachen Holzarten der Wälder ist die Roßkastanie (buck-eye) bemerkbar. Der Ackerbau ergab (1893) etwa 64 Mill. Bushel Mais, 39 Mill. Weizen, 3,3 Mill. t Heu, 27 Mill. Bushel Hafer, 10 Mill. Kartoffeln und 18 Mill. Pfd. Tabak. Außerdem wird Wein- und Obstbau (Apfel, Birnen, Stachelbeeren, Pfirsiche) sowie Viehzucht (3,7 Mill. Schafe, 1,7 Rindvieh, 2,7 Mill. Stück Schweine) stark betrieben. Der Bergbau (700 Gruben, 20000 Arbeiter) lieferte 1894: 12 Mill. t Kohlen; Petroleum wurden 16,8 Mill. Fässer gewonnen. Die Öfen und Eisenwerke produzieren 0,9 Mill. t Gußeisen und 0,37 Mill. t, Bessemerstahl. Natürliches Gas liefert besonders der Trenton-Kalkstein bei Findlay. Die Industrie ist lebhaft. Hervorzuheben sind außer der Eisenindustrie und den Sandsteinbrüchen Mehl- und Sägemühlen, Großschlächterei, Fabrikation von Herrenkleidern, Ackerbaugerät, von Wagen, Möbeln, Bier, Spirituosen, Cigarren und Tabak. Neben den Eisenbahnen (20267 km Hauptgleise) sind die Kanäle (s. Ohio-Erie-Kanal und Miami-Erie-Kanal) wichtig. Die Erieseeflotte zählte (1889) 382 Fahrzeuge, darunter 217 Dampfer; auf dem O. (Cincinnati) befanden sich 113 Dampfer (s. auch Cleveland, Toledo). O. ist in 88 Counties geteilt; Hauptstadt ist Columbus. Viel größer sind Cincinnati und Cleveland. Die Legislatur besteht aus 36 Senatoren und 114 Repräsentanten, welche, wie der Gouverneur, auf 2 Jahre gewählt werden. Nach Washington schickt O. 2 Senatoren und 21 Repräsentanten, und hat bei der Präsidentenwahl 23 Stimmen. Schulbesuch ist obligatorisch, Colleges existieren mehr als 30, z. B. das Oberlin College, außerdem eine Anzahl medizinische, einige Rechts- und theol. Schulen. Die öffentlichen Schulen werden durchschnittlich täglich von 563480 Kindern besucht. Vorhistor. Erdaufwürfe, «Mounds», finden sich namentlich im Licknigthale, bei Chillicothe und Marietta. – O. wurde 1679 von La Salle erforscht, später von Virginien und Connecticut beansprucht, bildete früher einen Teil des Nordwestterritoriums (s. d.) und wurde 19. Febr. 1803 als Staat in die Union aufgenommen. 1851 gab es sich eine neue Verfassung. – Vgl. Rufus Kug, Ohio (Boston 1888).

Ohio-Erie-Kanal, 516 km langer Kanal im Staate Ohio, der den Ohio mit dem Eriesee und auf diese Weise auch mit Neuyork verbindet. Er beginnt bei Portsmouth, geht nordwärts den Scioto entlang über Chillicothe und Circleville. Unweit Columbus wendet er sich nordöstlich, berührt Newark, New-Philadelphia, Akron und mündet bei Cleveland. Eine Zweigstrecke geht den Hocking entlang bis Athens.

Ohiotier (spr. oheio-), s. Mastodonten.

Ohlau oder Ohle, linker Nebenfluß der Oder im preuß. Reg.-Bez. Breslau, entspringt südlich von Münsterberg und mündet 98 km lang bei Breslau, nachdem sie von der Stadt O. an mit der Oder parallel geflossen ist.

Ohlau. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Breslau, hat 616,22 qkm und 1890: 55146, 1895: 55042 (25533 männl., 29509 weibl.) E., 2 Städte, 99 Landgemeinden und 46 Gutsbezirke. – 2) Kreisstadt im Kreis O., an der Oder und der O. und der Linie Breslau-Oderberg der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Brieg), Gewerbegerichts, Kataster-, Steuer- und Aichamtes, hatte 1890: 8632, 1895: 9181 E., darunter 2962 Katholiken und 117 Israeliten, in Garnison das Husarenregiment von Schill Nr. 4, Postamt erster Klasse, Telegraph, Dampferverbindung mit Breslau, je 2 evang. und kath. Kirchen, altes Piastenschloß (jetzt Schule), Rathaus, Gymnasium, Mädchenmittelschule, kaufmännische und gewerbliche Fortbildungsschule, Hospital, Waisenhaus, städtische und Kreissparkasse, Vorschußverein, Freimaurerloge; Fabrikation von Tabak und Cigarren, Bleiweiß, Zinkweiß, Mennige, Knochenmehl, Leim, Schuhwaren und Maschinen, Sägewerke, Tabakbau. Unmittelbar bei O. der Fürstenwald mit königl. Fasanerie. O. wird bereits 1149 urkundlich erwähnt und besaß schon 1291 Stadtrechte.

Ohle, Fluß, s. Ohlau.

Öhlenschläger, Adam Gottlob, dän. Dichter, geb. 14. Nov. 1779 auf Vesterbro bei Kopenhagen, studierte ein Jahr die Rechte und diente beim Angriff der engl. Flotte unter Nelson und Parker auf die dänische vor Kopenhagen (2. April 1801) als Fahnenjunker im Studentenkorps. Sein dichterisches Talent legte er zuerst dar in einer Sammlung von «Digte» (1802), denen «Poetiske Skrifter» (2 Bde., 1805) folgten, worin er die Wiedergeburt der nordischen Poesie in «Vaulundurs Saga» verkündigte und die Farben- und Märchenpracht des orient. Geistes in «Aladdin» darstellte. 1807 erschienen seine «Nordiske Digte» («Nordische Gedichte»), unter denen «Hakon Jarl» hervorragt. Inzwischen hatte er 1805 eine Reise nach Deutschland angetreten, auf der er u. a. mit Goethe bekannt wurde, lebte dann längere Zeit in Paris, später fünf Monate in Coppet bei Frau von Staël-Holstein. Endlich besuchte er Italien und dichtete in Rom seinen «Correggio», dem die beiden nordischen Trauerspiele «Palnatoke» und «Axel og Valborg» vorangegangen waren. 1810 wurde Ö. an der Universität zu Kopenhagen Professor der Ästhetik. Eine neue Sammlung seiner «Dichtungen» erschien in zwei Bänden 1811‒13. Die Beschreibung einer zweiten Reise nach Deutschland und Frankreich erschien 1817‒18 im Druck. Den Höhepunkt seines dichterischen Schaffens bezeichneten das Epos «Nordens Guder» (1819; Prachtausg. 1852), das dramat. Märchen «Fiskeren» und der nordische Romancyklus «Helge». Der spätern Zeit gehören das altnord. Märchen «Örvarodds Saga» (deutsch «Örwarrodd, das Heldenkind», Lpz. 1844; 2. Aufl., Bas. 1882), die didaktischen Dichtungen «Digtekunsten» (1849) und der Romanzencyklus «Regnar Lodbrog» (1849) an. Daneben verfaßte Ö. eine Reihe von Trauerspielen, die mit den frühern in einer dän. Gesamtausgabe u. d. T. «Tragödier» (11 Bde., 1831‒48; Prachtausg., 10 Bde., 1849) gleichzeitig mit einer zweiten Hauptsammlung seiner «Digtervärker» (10 Bde., 1835‒40; Prachtausg., 26 Bde., 1851‒54) erschienen. 1850 veröffentlichte er «Neue dramat. Dichtungen» (2 Bde., Kristiania). Ö. starb 20. Jan. 1850 als dän. Konferenzrat. Er ist Dänemarks größter nationaler Dichter; unter deutschem Einfluß hat er die Romantik im Norden eingeführt. Seine «Werke» erschienen deutsch zweimal gesammelt (18 Bde., Bresl. 1829‒30, und 21 Bde., 1839), in denen sich auch seine Selbst- ^[folgende Seite]