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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ogive – Ohio

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ogival'

Schwerpunkt des Geschosses mehr nach vorn als diese. Als Ogiv hat man auch die Form der Cykloide (s. d.) vorgeschlagen.

Ogive (frz., spr. oschihw), im got. Stil die Rippe des spitzbogigen Gewölbes; daher Ogivalstil soviel wie got. Stil, und Ogivalgeschosse (s. Ogival).

Oglio (spr. oljo; lat. Olius, Ollius), linker Nebenfluß des Po in Oberitalien, 224 km lang, entspringt im nördlichsten Teile der Provinz Brescia am Südfuße der Ortleralpen, geht in südl. Richtung durch das 74 km lange, schmale Alpenthal Val Camonica (s. d.), dann durch den Iseosee (185 m), den er bei Sarnico verläßt, fließt durch die lombard. Ebene, die West- und Südgrenze der Provinz Brescia gegen Bergamo und Cremona bildend, wird bei Pontevico im südöstl. Laufe 33 km weit schiffbar und mündet 260 m breit in 18 m Höhe 15 km südwestlich von Mantua. Rechts fließt ihm der aus dem Spinonesee kommende Cherio zu, links die 81,5 km lange Mella aus dem Val Trompia und die 141 km lange Chiese (lat. Clusius, Cleusus, Clesus), welche am Südfuße des Monte-Adamello entspringt, durch das Valbuono in Judikarien (Südtirol) und in 365 m Höhe durch den ital. Idrosee (s. d.) fließt, sich dem Gardasee nähert und dann südlich bis zu seiner Mündung unterhalb Canneto geht. Der Clusius bildete nach Polybius die Grenze zwischen zwei kelt. Stämmen, den Cenomanen und Isubrern. Das Flußgebiet des O. umfaßt 6201 qkm.

Ognon (spr. Onnjóng) oder Oignon, linker Zufluß der Saône in Ostfrankreich, entspringt in den Vogesen an der Grenze der Depart. Vosges und Haute-Saône, nordwestlich vom Elsässer Belchen, fließt unweit Lure 5 km lang unterirdisch, überhaupt meist nach SW., bildet von unterhalb Villersexel fast bis zur Mündung den größten Teil der Südgrenze des Depart. Haute-Saône und mündet nach 192 km langem, sehr gewundenem Lauf 3 km unterhalb Pesmes. – Am 22. Okt. 1870 erreichte General von Werder bei Pin, Etuz und Voray den Fluß, die bad. Division warf die Franzosen aus diesen Orten und zwang sie zum Rückzug auf Besançon. Am 9. Jan. 1871 fand das Vorpostengefecht bei Villersexel statt, welchem 15. bis 17. Jan. die Kämpfe an der Lisaine (s. d.) bei Héricourt folgten.

Ogowē (Ogo-wai), frz. Ogôoué, Okanda, in den Atlantischen Ocean mündender Strom im äquatorialen Westafrika, 1200 km lang, mit 300000 qkm Stromgebiet, entspringt 3° südl. Br. Und 14° 30' östl. L. von Greenwich, fließt zuerst in nordnordwestl. Richtung, biegt nach der Einmündung des Ivindo (rechts) in der Nähe des Äquators nach W. um, wendet sich unter dem 11.° östl. L. südwestlich, treibt eine Menge flottierender Inseln vor sich her, erhält links seinen größten Zufluß Ngunie, sendet bald zahlreiche Nebenarme aus, steht mit mehrern Seen in Verbindung und ergießt sich in vielen Verzweigungen zwischen 0° 40' und 1° 25' südl. Br. östlich und südöstlich vom Kap Lopez in den Ocean, ein überaus morastiges Delta von 4800 qkm bildend. Der O. durchströmt im Mittellauf dichten Urwald, im Unterlauf teilweise Savannenland. Seine Schiffbarkeit wird durch die Stromschnellen von Dume und Boué sehr behindert; erst von Ndschole abwärts können ihn kleine Dampfer auf einer Strecke von 350 km befahren. Ein- und Ausfahrt ist nur an der Bai von Nazareth möglich, über eine Barre von 6 bis 9 m Tiefe. Das ↔ Mündungsgebiet des Stroms wurde im Aug. 1873 von den Franzosen in Besitz genommen, der Fluß selbst 1874 von Marche und de Compiegne bis fast zum 13.° östl. L. aufwärts befahren; seit 1876 erforschte de Brazza (s. d.) den Fluß auch in seinem Oberlaufe und nahm sein Uferland für Frankreich in Besitz. Über Besiedelung s. Französisch-Kongo.

Ó-Gradiska, s. Gradiska.

Ogulīn, Hauptort des Komitats Modruš-Fiume in Kroatien-Slawonien, sowie eines Stuhlbezirks (39735 E.), am Dobraflusse und an der Linie Agram-Fiume der Ungar. Staatsbahnen, Sitz einer königl. Gerichtstafel und Finanzdirektion, hat (1890) 8216 meist kath. kroat. E., darunter 1995 Griechisch-Orientalische; Kleingewerbe, einigen Handel und in der Nähe eine Burg. Die Dobra verschwindet hier in einem 38 m tiefen Felsschlund und kommt 3 km östlich wieder heraus.

Ogun, Fluß an der Sklavenküste (s. d.).

Ogurtschinsche Insel, turkm. Aidak, Insel im südl. Teil des Kaspischen Meers, zum Kreis Krasnojarsk des russ.-transkaspischen Gebietes in Centralasien gehörig, 25 km südlich von der Insel Tscheleken, 40 km lang, bis 3 km breit, hat 84 qkm, Salzsümpfe und eine Bevölkerung von 30 Kibitken nomadisierender Turkmenen.

Ó-Gyalla, ungar. Groß-Gemeinde, s. Gyalla.

Ogygĭa, bei Homer die Insel der Kalypso (s. d.).

O'Higgins, chilen. Provinz, seit 1883 von Santiago im N. abgetrennt, hat zur Südgrenze gegen Colchagua den Fluß Cachapoal und zählt auf 6537 qkm (1893) 93537 E. Sie teilt die große Fruchtbarkeit der mittlern Provinzen, hat eine Rübenzuckerfabrik, erstreckt sich nach O. bis zum Vulkan Maipo, wird in drei Departamentos eingeteilt und hat zur Hauptstadt Nancagua (5757 E.).

Ohio (spr. oheio), von den Franzosen la belle rivière genannt, einer der größten Flüsse Nordamerikas , entsteht bei Pittsburgh aus der Vereinigung des Alleghany (s. d.) und des in Virginia entspringenden Monongahela, strömt zwischen den Staaten O., Indiana, Illinois auf seiner Nordwestseite und einem Teile Pennsylvaniens, Westvirginien und Kentucky auf der Südostseite meist in südwestl. Richtung durch eins der fruchtbarsten Gebiete, über Cincinnati und Louisville, dem Mississippi zu, in den er bei Cairo mündet. Er ist sehr wasserreich, im Unterlauf 7–800 m breit und, die Stromschnellen von Louisville abgerechnet, die durch einen Kanal umgangen werden, aufwärts bis Pittsburgh (1650 km weit) für große Flußschiffe zu befahren. Er ist einer der Hauptverkehrswege, welche den Mississippi und sein Stromgebiet mit den großen Canadischen Seen und dem Atlantischen Ocean verbinden. Unter seinen größern Nebenflüssen, wie Miami, Wabash und Cumberland, ist der Tennessee der wasserreichste. Das Stromgebiet bedeckt 550000 qkm.

Ohio (spr. oheio), abgekürzt O., einer der Vereinigten Staaten von Amerika, zwischen 38° 23' und 42° nördl. Br. und 80° 31' und 84° 48' westl. L., begrenzt im W. von Indiana, im N. Vom Eriesee und Michigan, im O. von Pennsylvanien, im S. durch den Ohiofluß von Westvirginia und Kentucky getrennt, umfaßt 106340 qkm, zählte 1800: 45365, 1880: 3198062, 1890: 3672316 E., darunter 448553 im Ausland (235668 in Deutschland) Geborene und 87511 Farbige. Gebirgig ist O. nirgends. Der NW. ist eben und zum Teil sumpfig, der W. von Prairien und Waldungen durchzogen. Die Osthälfte wird von

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 549.