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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Oktavonen – Olaf

von O. und Grundton begreifen, da beide in den menschlichen Stimmen vielfach so gleich klingen, daß sie von gewöhnlichen Ohren oft für Einklänge gehalten werden. Der Tonraum, welchen eine O. umspannt, enthält 8 diatonische Stufen (z. B. in C-dur: c d e f g a h c) und 13 chromatische oder halbe. Sämtliche Oktavenräume, ob hoch oder tief gelegen, sind einander gleich, weil sie dieselben diatonischen und chromatischen Töne enthalten. Hieraus geht hervor, daß die O. die gesamten Intervallenverhältnisse der Musik einschließt und unser Tonsystem daher kurzweg als das System der O. bezeichnet werden kann.

In der katholischen Kirche bezeichnet O. die acht Tage dauernde Feier gewisser hervorragender Feste, insbesondere deren achten Tag. Diese Festdauer ist jüd. Ursprungs nach 3 Mos. 23, 36. Zuerst wurden die O. nur bei dem Oster-, Pfingst- und Weihnachtsfeste, seit dem 4. Jahrh. aber auch bei andern Festen angewendet.

Als Versmaß ist O. soviel wie Ottava rima (s. d.).

Oktavōnen (span. octāvo), die Kinder eines Weißen und einer Quarteronin.

Oktétt, ein Tonstück von acht selbständigen Stimmen.

Oktilliōn (neulat.), die achte Potenz einer Million (1 mit 48 Nullen).

Oktōber (vom lat. octo, acht), bei den alten Römern der achte, jetzt der zehnte Monat des Jahres, der Weinmonat, der zweite Herbstmonat. Er hat 31 Tage; während der ersten zwei Drittel des Monats steht die Sonne im Zeichen der Wage, während des letzten in dem des Skorpions. Von seinen 6 Lostagen ist St. Gallus (16.) der wichtigste.

Oktoberdiplom, das 20. Okt. 1860 von dem Kaiser Franz Joseph erlassene Manifest, mit dem die Österreichisch-Ungarische Monarchie (s. d.) wieder in konstitutionelle Bahnen gelenkt wurde.

Oktoberfest, ein alljährlich in München auf der Theresienwiese stattfindendes Fest, das 1812 zur Erinnerung an die Vermählung des Kronprinzen Ludwig von Bayern mit der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen geschaffen wurde. Das Fest dauert 14 Tage (eine Woche vor und eine Woche nach dem ersten Oktobersonntag, dem Hauptfesttage) und ist mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung sowie einem Pferderennen verbunden. Die zweite Woche des Festes ist einem Preisschießen gewidmet.

Oktodēz (lat.; 18°), Buchformat, dessen Bogen aus 18 Blättern oder 36 Seiten (Kolumnen) besteht.

Oktogōn (grch.), Achteck (s. d.).

Oktogȳnisch, s. Octogynus

Oktonarĭus (lat.), der iambische Tetrameter (s. d.).

Oktostȳlos (grch.), Gebäude, besonders Tempel, an der Frontseite mit acht Säulen versehen.

Oktroi, s. Octroi.

Oktuplieren (lat.), verachtfachen.

Oktȳlalkohōl, C₈H₁₈O=C₈H₁₇·OH, findet sich als Essigsäureoktylester im flüchtigen Öl von Heracleum sphondylium L., als Buttersäureester im Öl von Pastinaca sativa L. und frei im Öl von Heracleum giganteum. Er ist eine bei 192° siedende Flüssigkeit.

Okulār (lat.), Okularglas, Augenglas, die dem Auge zugewendete Linse optischer Beobachtungsinstrumente, wie Fernrohr und Mikroskop u. s. w.

Okulārdiopter, s. Diopter.

Okulārinspektion, Besichtigung, insbesondere gerichtliche Besichtigung, z. B. des Thatortes eines Verbrechens.

Okulārriß, eine nach Augenmaß gemachte Zeichnung eines Gegenstandes, die nur eine ungefähre Idee von der Ausführung des Ganzen giebt.

Okulieren (lat.), s. Veredelung.

Okuliermesser, s. Gartengeräte.

Okulíst (frz.), Augenarzt.

Ökumēnisch (grch.), im kirchlichen Sprachgebrauche das der Kirche der «ganzen Welt» (oikuménē, zu ergänzen gē, d. h. bewohnte Erde) Gemeinsame, die gesamte Kirche allgemein Angehende. So redet man von ökumenischen Kirchenversammlungen (s. Konzil), ökumenischen Bekenntnissen, ökumenischem Glauben. Ökumenischer Patriarch, Titel des Patriarchen von Konstantinopel.

Ökumenĭus, Bischof von Trikka in Thessalien (im 10. Jahrh.), stellte aus ältern Werken, besonders des Chrysostomus, Kommentare, sog. Katenen, zur Apostelgeschichte und zu den paulinischen und kath. Briefen zusammen. Sie sind griechisch und lateinisch herausgegeben von Morell (Par. 1631), auch von Migne in seiner «Patrologie» (Bd. 118, 119).

Okypĕte, eine der Harpyien (s. d.).

Ol., in der Pharmacie Abkürzung für Oleum.

Ol., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Guillaume Antoine Olivier (spr. -wĭeh), franz. Reisender und Entomolog, geb. 1756 zu Fréjus, gest. 1814 als Professor an der Veterinärschule zu Aalfort bei Paris. Sein Hauptwerk ist: «Entomologie ou histoire naturelle des insectes coléoptères» (6 Bde., Par. 1789‒1808).

Öl, gemeinsamer Name für eine Anzahl flüssiger organischer Verbindungen, welche in Wasser unlöslich und leichter als dieses, dagegen in Alkohol, Äther, Benzin u. s. w. löslich sind. Man unterscheidet fette Ö. (s. Fette), ätherische oder flüchtige Ö. (s. Ätherische Öle) und Mineral- oder Erdöl (s. d.). (S. auch Ölpressung.) – Über das Öl der holländischen Chemiker s. Äthylen.

ö. L., in der Geographie Abkürzung für östl. Länge.

Olaf, Name mehrerer Könige von Norwegen:

O. Trygvesson, ein Nachkomme des Königs Harald Ⅰ. (s. d.) Harfagr, wurde in Schweden geboren, wohin seine Mutter Astrid nach der Ermordung ihres Gemahls, des Unterkönigs Trygve, entflohen war, und in Nowgorod bei den stammverwandten Warägern erzogen. In seiner Jugend befuhr er als Wikingerhäuptling die Nordsee und suchte England, Irland, Frankreich wiederholt plündernd heim. Von einem Einsiedler auf den Scilly-Inseln ließ er sich taufen. 995 bemächtigte er sich der Herrschaft über Norwegen und suchte eifrig das Christentum daselbst einzuführen; aber flüchtige norweg. Große fanden Bundesgenossen an den Königen Svend Gabelbart von Dänemark und Olof Schoßkönig von Schweden. Als O. mit seiner Flotte gegen sie auszog, ward er 1000 in einer großen Seeschlacht bei Svolder besiegt und erschlagen.

O. der Heilige, bei seinen Lebzeiten der Dicke genannt, focht als Jüngling in Schweden, dann in England auf der Seite der Gegner Knuts d. Gr. 1015 bemächtigte er sich der Herrschaft über Norwegen, und indem er aufs strengste gegen die hartnäckigen Anhänger des Heidentums verfuhr, wurde er der eigentliche Bekehrer des Landes. O. geriet in Krieg mit Knut d. Gr., weil er sich weigerte, Norwegen als dän. Lehn zu nehmen, und unternahm einen Kriegszug gegen Dänemark. Die Folge war, daß 1028 Knut mit Übermacht in Norwegen erschien und O. vertrieb. Als bald nachher O. versuchte, sein