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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Orléans (Ferdinand Philippe Joseph Louis Charles Henri, Herzog von) - Orlow
Hi8toir6 äe 1a. coHuration äs I^oui8 ?1ii1ipp6 ^0>
86pk ä'0. (3 Bde., Par. 1796; neue Ausg. 1840);
Tournois, Hiätoire 66 I^oui8?1ii1ipp6 "Io86p1i ä'0.
6t du ^i^rti ä'O., ä^us 868 rapport8 3,V6C 1a Involution
lrHn^i36 (2 Bde., ebd. 1842-43; 3. Aufl. 1876);
Ducom,I'di1ipi)6ä'0.^FHUt6(ebd.1845;neueAusss.
1861); Cretineau-Ioly, Histoire äs Loui3 ?di-
lippe ä'0. 6t ä6 1'0ri6llni8iii6 (2 Bde., ebd. 1862).
Orlöans (spr.-äng), Ferdinand Philippe Joseph
Louis Charles Henri, Herzog von, geb. 3. Sept. 1810
zu Palenno als der älteste Sohn des spätern Königs
Ludwig Philipp, hieß anfangs Herzog von Chartres,
nach der Thronbesteigung seines Vaters Herzog von
O. und Kronprinz. 1831-32 wohnte er den franz.
Expeditionen in Belgien bei, und 1835-40 betei-
ligte er sich rühmlich an den Feldzügen in Algerien.
Nach seiner Rückkehr war er mit der Organisation
der nach ihm benannten (ükH836ui-8 ä'0ri6aii8 be-
schäftigt; er verletzte sich 13. Juli 1842 auf dem Wege
von Paris nach Neuilly tödlich durch einen Sprung
aus seinem Kabriolett, dessen Pferde durchgingen,
und starb noch an demselben Tage. Aus dem Nach-
laß des Herzogs wurden "<ÜNiuiiag'N68 ä6 1'ai-m66
ä'^triliu6, 1835 - 39" (Par. 1870), "I56eit8 äs
cainMFN6, 1833-41" (ebd. 1890) und "i^tti-68
1825-42" (ebd. 1889) veröffentlicht. O. war seit
30. Mai 1837 vermählt mit Prinzessin Helene (s. d.)
von Mecklenburg-Schwerin. Aus dieser Ehe gingen
zwei Söhne hervor: Prinz Philippe, Graf von
Paris (s. d.) und Prinz Robert, Herzog von
Chartres (s.d.).
Orleans, Henri, Prinz von, geb. 16. Okt. 1867
zu Ham-Commons bei Richmond, machte 1889-90
mit Bonvalot (s. d.) eine Reise zu Land von Paris
durch Innerasien bis Tongking. Nach kleinern Rei-
sen in Hinterindien (Siam) und Madagaskar folgte
1895 eine glänzende Leistung, die Durchquerung
Hintcrindiens von Tongking nach Assam, wofür er
von der Pariser Geographischen Gesellschaft die gol-
dene Medaille erhielt. O. veröffentlichte: "v6 ?ari3
5^u 1?ou1(iii a. ti'av6r8 16 1id6t inconini" (Paris
1892), "^utour äu lonkin" (ebd. 1894), "^. Naäa-
ßÄ8cm-" (ebd. 1895).
Orlsans, Jungfrau von, s. Ieanne d'Arc.
Orleansbahn, f. Französische Eisenbahnen.
Orlöanstanal, s. Orleans (Stadt).
Orlöansville (spr. -angwil), Hauptstadt des
Arrondissements O. in Algerien, wichtigste Stadt
im Scheliffthale, an der Eisenbahn Algier-Oran,
Sitz einer Subdivision mit (1891) 11132 E. In
der Nähe sind reiche Eisen- und Kupferminen sowie
Mineralquellen. O. wurde 1843 von Marschall Bu-
geaud gegründet. Etwa 37 kin nördlich liegt der
Hafenort Tenes am Mittelmeer, mit guter Reede.
Orley, Bernaert (Barend) van, niederländ.
Maler, geb. um 1490 zu Brüssel, gest. daselbst 1541,
bildete sich anfangs nach Gerard David, dann in
Raffaels Schule. Aus Italien zurückgekehrt, wurde
er Hofmaler Kaiser Karls V. Auch Maria von
Ungarn, die Etatthalterin der Niederlande, beschäf-
tigte ihn, ebenso Margarete von Parma, in deren
Dienst O. später trat. O. hat neben Mabuse und
Echoreel zuerst die ital. Richtung in die niederländ.
Malerei eingeführt. Aus feiner frühern Zeit besitzt
das Wiener Hofmusenm ein Altarwerk; in der Be-
weinung Christi von 1521 im Museum zu Brüssel
tritt bereits der ital. Einfluß hervor, besonders aber
in Bildern wie dem Jüngsten Gericht in der Iakobs-
kirche zu Antwerpen oder in dem Flügelaltar (Ver-
ehrung der heiligen Dreifaltigkeit) in der Manen-
kirche zu Lübeck.
Orlez, russ. Bezeichnung für Rhodonit (s. d.).
Orlice, czech. Name des Flusses Adler (s.d.),
eines Nebenflusses der Elbe in Böhmen.
Srlinghansen, Dorf im Fürstentum Lippe, im
Teutoburgcr Wald, Sitz eines Amtsgerichts (Land-
gericht Dctmold), hatte 1890: 2065, 1895: 2251 E.,
darunter 21 Katholiken und 38 Israeliten, Post,
Telegraph, Kranken- und Siechenhaus; Plüsch- und
Leinweberei (Hausindustrie), Cigarren- und Wäsche-
fabrikation. Auf dem Tönsberg befinden sich in-
teressante Ruinen und Wälle sowie die alte Hünen-
kirche oder Antoniuskapelle.
Orlog (holl., spr. ohrloch), Krieg; Orlogs-
flagge, Kriegsflagge; Orlog schiff, Bezeichnung
für Kriegsschiffe, die sich bis zu Anfang des 19. Jahrh,
erhielt.- über Orlogdeck s. Deck.
Orlow, Name eines großen Diamanten (s. d.).
Örlow (spr. -off), rüff. Adelsfamilie, soll von
Iwan O. abstammen, der der Sage nach Strelitze
war und, als er in Gegenwart Peters 1689 zu Mos-
kau hingerichtet werden sollte, eine so ungewöhnliche
Todesverachtung zeigte, daß er nicht bloß begnadigt,
sondern auch zum Osfizier in der Garde ernannt
wurde. Sein Enkel, Grigorij O., geb.17.Okt. 1734,
nahm am Siebenjährigen Kriege teil und war dann
einer der Hauptführer des Umsturzes vom 9. Juli
1762, der Katharina II. nach Beseitigung ihres Ge-
mahls Peters III. auf den Thron brachte. O. wurde
ihr erklärter Günstling, wurde zum Generalfeldzeug-
meister ernannt, 1762 in den russ. Grafenstand er-
hoben, 1772 von Kaifer Iofeph II. zum deutschen
Reichsfürsten ernannt. 1772 nahm er als russ. Ge-
sandter am Kongreß in Fokschani teil, kehrte aber
zurück, als er hörte, Potemkin habe die Gunst der
Kaiserin erlangt. Mit Gaben überschüttet, lebte er
fortan in Moskau und im Auslande und starb in
Geisteskrankheit 24. April 1783 in Moskau. Aus
seiner Verbindung mit Katharina entsprang die noch
blühende Familie der Grafen Vobrinfkij.
Alexej O., Bruder des vorigen, geb. 1737, be-
wies bei dem Umsturz von 1762 die meiste Kühn-
heit. Es kann als feststehend angesehen werden, daß
er auf dem Landsitze des Grafen Rafumowskij, Rop-
scha, wo Peter III. gefangen faß, diesen eigenhändig
erdrosselte. Als Generaladmiral der russ. Flotte im
Archipel erfocht er 5. Juli 1770 den glänzenden See-
sieg bei Tschesme. Er erhielt dafür den Beinamen
Tschesmenskij und viele Ehrenbezeigungen, so
eine Denksäule in Zarskoje Selo. Unter Kaiser
Paul verbannt, starb O. 5. Jan. 1808 zu Moskan.
FedorO., Bruder des vorigen, geb. 1741, that
sich im Türkenkriege 1770 durch die Einnahme von
Navarin und bei andern Gelegenheiten hervor,
wurde General und starb 1796 zu Moskau. Wla-
dimir O., der jüngste Bruder, war Präsident der
Petersburger Akademie der Wissenschaften und starb
1832. Sein Sohn, Graf Grigorij Wladimiro-
witsch O., geb. 1777, gest. 4.Juli 1826 in Peters-
burg, lebte meist in Paris und Italien und schrieb
"NLinoireg ui8toi'igU68, po1itiHU63 6t 1itt6lHii'63
3U1' 16 i'0>'lium6 cl6 ^lapi63" (2. Ausg., 5 Bde., Par.
1825), "Vo^a.F6 ä5M8 un6 Mrtis ä6 1a, I^ucs"
(3 Bde., ebd. 1824).
Mit letztcrm war das Haus der Grafen O. in le-
gitimer männlicher Linie erloschen. Der Name wurde
fortgepflanzt durch uneheliche Söhne des Grafen
Fedor Grigorjewitfch O.