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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Oswaldshöhle - Otho

Tasche (Innsbr. 1850); J. B. Zingerle, O. von Wolkenstein (Wien 1870).

Oswaldshöhle, s. Muggendorf.

Oswaldtwistle (spr. -wißl), Stadt in der engl. Grafschaft Lancashire, im West-Riding bei Blackburn, mit (1891) 13 296 E. und Baumwollspinnerei.

Oswego (spr. -wihgo), Hauptstadt des County O. und Einfuhrhafen im nordamerik. Staate Neuyork, an der Mündung des O. in den Ontariosee, durch Kanal mit dem Eriekanal verbunden, an drei Bahnen, mit künstlichem Hafen, hat (1890) 21 842 E., Zollhaus, Post, Gerichtsgebäude, Stadtbibliothek; Einfuhr von Getreide (aus Canada) und Bauholz, Stärkefabriken und Mühlen, Malz-, Strickwaren- und Garnfabrikation. Auf der Ostseite des Flusses Fort O.

Oswestry (spr. óssestri), Municipalborough in der engl. Grafschaft Salop, 26 km im NW. von Shrewsbury, in fruchtbarer Gegend, hat (1891) 8496 E., Lateinschule; Weberei von Baumwollzeug, Leinwand und Wollstoffen, Viehmärkte und Kohlengruben.

Oswięcim (spr. --wĭénzim), poln. Name von Auschwitz (s. d.).

Osymandias, nach Diodorus ein alter ägypt. König, dessen Grabmal in Theben beschrieben wird. Die Beschreibung ist wichtig, weil sie ein in seinen Ruinen noch vorhandenes Gebäude betrifft, das von Ramses II. auf der Westseite des Nils zwar nicht als Grabmal (dieses liegt in Bab el-meluk), aber doch als Grabtempel des Königs, der für seinen Totenkult bestimmt war, erbaut wurde und zu den schönsten Gebäuden gehörte, deren Ruinen noch erhalten sind. Der Name O., welcher nur eine Variation des Strabonischen Ismandes ist, ist vielleicht aus dem Vornamen Ramses' II., ägypt. User-ma-ré, verderbt. Letronne ("Mémoire sur le tombeau d'O.", in den "Nouveaux mémoires de l'Académie royale des inscriptions et belles-lettres" (Par. 1833) hat nachzuweisen gesucht, daß das Gebäude verloren gegangen sei, doch mit Unrecht.

Öta (grch. Oite), jetzt Katabothra, Gebirgskette in Mittelgriechenland, welche mit westöstl. Streichen die Ebene des Spercheios und den Malischen Meerbusen im S. begleitet und sie von dem Thal des Kephissos scheidet. Sie verbindet sich im W. mit dem Pindossystem, setzt sich nach O. in den Knemis fort und bildete im Altertum die Grenze zwischen den Änianen, Maliern und Lokrern im N., den Dorern und Ätoliern im S. Auf der höchsten Spitze des Gebirges, welches sich 2158 m erhebt, soll nach dem Mythus Herakles sich selbst verbrannt haben.

Otagra (grch.), s. Otalgie.

Otaha, eine der Gesellschaftsinseln, s. Tahaa.

Otaheiti, eine der Gesellschaftsinseln, s. Tahiti.

Otaheitische Apfel, s. Spondias.

Otalgie (grch.), nervöser Ohrenschmerz (Neuralgia acustica s. auricularis), in seinen höchsten Graden auch als Otagra (Ohrenzwang) bezeichnet, ein heftiger, paroxysmenartig auftretender, reißender oder stechender Schmerz im Ohr, der gewöhnlich mit Ohrensausen und leichter Schwerhörigkeit verbunden ist und mitunter nach dem Gesicht und den benachbarten Teilen ausstrahlt. Die O. befällt vorwiegend nervöse sowie an Gicht und Rheumatismus leidende Personen; als Gelegenheitsursachen sind Erkältungen, plötzlicher Temperaturwechsel, nasse Füße, die Unterdrückung gewohnter Sekretionen u. dgl. anzuführen. Die Behandlung ist wie die der übrigen Neuralgien (s. d.).

Otaphon (grch.), s. Hörmaschinen.

Otaria, s. Seelöwen und Robben.

Ot danom, Stamm der Dâjak (s. d.).

Otea, Insel, s. Barrier-Islands.

O tempora! O mores! (lat.), "o Zeiten! o Sitten!", ein in Ciceros Reden mehrfach vorkommender Ausruf (z. B. "In Catilinam", I, 1).

Ôte-toi de là que je m'y mette (frz.), "entferne dich von dort, damit ich mich hinsetze", die zuerst von dem Grafen Saint-Simon in dem "Catéchisme des industriels" (Par. 1823) gebrauchte, sprichwörtlich gewordene Übersetzung eines Verses des ital. Dichters Filippo Pananti da Mugello, geb. 1766, gest. 1837.

Otfried, Dichter, aus Franken gebürtig, war in Fulda Schüler des Hrabanus Maurus, wurde um 825 Mönch im Benediktinerkloster Weißenburg im Elsaß, wo er 851 als Scriptor erscheint und ein hohes Alter erreichte. Er verfaßte an der Hand der Vulgata, gelehrter Kommentare und lat. Dichter (vgl. Schönbach, Otfried-Studien, in der "Zeitschrift für deutsches Altertum", Bd. 38 u. 39) in deutscher Sprache eine Poet. Evangelienharmonie in fünf Büchern, die er um 870 mit einer Zuschrift in deutschen Versen König Ludwig dem Deutschen und zugleich mit einer lat. Vorrede dem Erzbischof Liutbert von Mainz widmete. Er nannte sie nach dem Vorbild des Juvencus "Liber evangeliorum". Ihn leitete die Absicht, der Liebe seiner Landsleute zu weltlichem Volksgesang dadurch, daß er ihnen ein Gedicht mit christl. erbaulichem Inhalt gäbe, entgegenzuwirken; aber auch der patriotische Ehrgeiz, mit dem antiken Epos zu wetteifern, spielte mit. Sein Gedicht ist eins der ältesten gereimten in Deutschland; die für Gesang bestimmten Strophen, in denen es gedichtet ist, bestehen aus zwei achtmal gehobenen Langzeilen, deren jede in zwei aufeinander stumpf reimende Halbzeilen zerfällt, und ahmen die lat. Hymnenstrophe, aber in den Rhythmen der Stabreimdichtung, nach. O. konnte nicht, wie der Dichter des "Heliand", den altgeprägten epischen Stil auf den christl. Stoff anwenden, sondern mußte sich in einer neuen poet. Form bewegen; daher manche Ungeschicklichkeit. Das lyrische und didaktische Element überwiegt bei dem sehr subjektiven geistlichen Kunstdichter; am besten glücken ihm sentimentale Stellen. Das Gedicht ist für die Kenntnis der althochdeutschen Sprache und Metrik darum besonders wichtig, weil die beste Handschrift, die Wiener, von O. selbst durchkorrigiert scheint. Beste Ausgaben von Kelle (Regensb. 1856-81) und von Erdmann (Halle 1882), der auch eine kleine Schulausgabe (ebd. 1882) besorgte. Übersetzungen von Rapp (Stuttg. 1858) und Kelle (Prag 1870). - Vgl. Lachmann, Otfried (in seinen "Kleinern Schriften", Berl. 1876); Schütze, Beiträge zur Poetik O.s (Kiel 1887); Tesch, Zur Entstehungsgeschichte des Evangelienbuches von O. (Greifsw. 1890).

Othämatom (grch.), Ohrblutgeschwulst (s. Ohrenkrankheiten).

Othello ("der Mohr von Venedig"), venet. Feldherr gegen die Türken, Held einer gleichnamigen Tragödie von Shakespeare, der den Stoff einer Novelle von Giraldi Cintio entlehnte, sowie einer Oper von Rossini (1816) und einer von Verdi (1887).

Othmân, der dritte Chalif (s. d.).

Otho, Marcus Salvius, röm. Kaiser von Jan. bis April 69, geb. 32 n. Chr. Er stammte aus angesehenem, ursprünglich etrusk. Geschlecht und war