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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pales; Palestine; Palestrīna

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Pales - Palestrina

artikel sind Agrumi (1888: 69309 t), Essenzen und Pflanzensäfte, Olivenöl (713 t), Weinstein (1887: 2152 t im Werte von 3,2 Mill. Lire), Farb- und Gerbstoffe (1888: 29691 t), darunter hauptsächlich Sumach, Schwefel (4818 t), Wein (Marsala, vom Hause Florio, Zucco, vom Herzog von Aumale, Corvo, von Salaparusa, zusammen 13429 hl in Fässern und 123931 Flaschen). Die Einfuhr von Getreide (1888:14166 t) steigt beständig, während die Ausfuhr (5404 t) sinkt. Von Einfuhrartikeln sind zu nennen: Kaffee (1888: 247 t), Zucker, der nicht mehr aus England und den Niederlanden kommt, sondern aus Ancona und Sampierdarena bei Genua, Tabak (857 t), Steinkohlen aus England (112939 t), Baumwollfabrikate (310 t), Schafwollstoffe aus Frankreich und England, Seidenstoffe aus Frankreich, Glas (492 t), Thongeschirre und Porzellan. Die Einfuhr von Eisen und Eisenwaren (5912 t) sinkt, die von Maschinen steigt. Bedeutend ist auch der Thunfischfang und der Handel von in Öl eingemachtem Thunfisch. Die Stadt hat drei große Banken, Banco di Sicilia, mit dem Hauptsitz in P., Banca di Napoli und Banca d' Italia, und eine Anzahl kleinerer Kreditinstitute. 1890 liefen ein 1702 Segelschiffe mit 83313 t und 1182 Dampfer mit 816396 t Gütern; es liefen aus 972 Segelschiffe mit 28473 t und 1298 Dampfer mit 948870 t Gütern. Von fremden Schiffen entfallen die meisten auf England, das Deutsche Reich und die Niederlande. Der Verkehr mit dem Festlande geht meist über Neapel, hauptsächlich durch die Schiffe der Navigazione Generale.

Schöne Punkte der Umgegend sind besonders: der Monte-Pellegrino (597 m) mit der Grotte der heil. Rosalie, jetzt zu einer Kirche umgestaltet, und herrlicher Aussicht; die Villa Belmonte am Fuß des Pellegrino; das königl. Lustschloß la Favorita im chines. Stil, mit Garten und Alleen: die Gärten von Whitaker, Herzog von Aumale, Serradifalco und Tasca; das normann. Lustschloß Zisa mit mosaikengeschmücktem Brunnenhaus und prächtiger Aussicht vom Dache; in der Nähe das ehemalige Lustschloß La Cuba (1180), jetzt Kaserne, und Monreale (s. d.).

Geschichte. P., das Panhormus oder Panormus der Alten, ist von den Phöniziern angelegt, war später Hauptstützpunkt der Karthager in Sicilien und fiel 254 v. Chr. in die Hände der Römer. Kurze Zeit in deutschen Händen (unter Odoaker und den Ostgoten), kam P. 535 durch Belisar unter byzant. Herrschaft, wurde 830 n. Chr. von den Arabern erobert und Sitz des bald fast unabhängigen Statthalters der Insel. Es zerfiel damals noch in die mittlere, von Sumpfstrecken eingefaßte Altstadt und in die Vorstädte; allmählich verschwand das Wasser bis auf die Cala und alle diese Teile wurden zusammen die jetzige Altstadt. P. wurde 1072 von den Normannen erobert. Glänzend war hier der Hof des Hohenstaufen Friedrich II. Durch die Sicilianische Vesper (s. d.) gab P. 1282 das Zeichen zur Befreiung der Insel von der franz. Herrschaft. In P. residierten die span. Vicekönige der Insel; die Kommunalverfassung war sehr selbständig unter einem Pretore und sechs Senatoren, die jährlich, meist aus dem hohen Adel, gewählt wurden. Eine Revolution gegen die Adelsherrschaft unter Giuseppe d' Alessi (1647) mißlang. Während der franz. Herrschaft in Neapel residierte in P. König Ferdinand und Königin Karoline. Der Aufstand 1820, ebenso der 1848 mißlang, da schon 29. April 1849 die Truppen Ferdinands II. wieder einrückten. Endlich war 1860 die Revolution siegreich; 4. April brach der Aufstand gegen die Bourbonen aus, 27. Mai drang Garibaldi in P. ein und befreite die Stadt. Der Aufstand 1866, während dessen P. eine Woche in den Händen des Pöbels war, hatte schließlich keine Bedeutung; 1867 und 1885 wurde die Stadt von der Cholera heimgesucht, 1890 fand hier eine nationale Ausstellung statt.

Vgl. Oppermann, Palermo (Bresl. 1860); Schubring, Histor. Topographie von Panormus (Bd. 1, Lübeck 1870); Nuova guida artistica etc. di P. (Palermo 1883).

Pales, eine altitalische Hirtengöttin, deren Name sich in dem Palatium oder Palatinischen Hügel wiederfindet. Am Feste der P., den Palilien oder Parilien, 21. April, besprengte man den Boden mit einem in Wasser getauchten Lorbeerzweige; dann wurden Strohhaufen angezündet, und über diese sprangen die Hirten mit ihren Herden dreimal hinüber, beides Akte der Sühnung und Reinigung. Am Tage des Festes sollte der Sage nach Rom gegründet worden sein. - P. ist auch der Name des 49. Planetoiden.

Palestine (spr. pällĕstein), Hauptort des County Anderson im nordamerik. Staate Texas, Bahnknotenpunkt, nördlich von Houston, hat (1890) 5838 E.

Palestrīna, im Altertum Präneste, Stadt im Kreis und in der ital. Provinz Rom, an der Linie Rom-Neapel des Mittelmeernetzes, hat (1881) 5855, als Gemeinde 6129 E. P. ist fast ganz auf den Trümmern des Fortunatempels erbaut, der die Stelle des Palazzo Barberini einnahm. P. ist eine alte Stadt, die zum Bunde der Lateiner gehörte, 499 v. Chr. sich an die Römer anschloß, dann von ihnen abfiel, 380 aber wieder unterworfen und darauf durch eine röm. Kolonie besetzt wurde. Wichtig war sie wegen ihrer Burg (jetzt Kastell San Pietro). Im Mittelalter im Besitz der Familie Colonna, litt die Stadt viel unter den Fehden des röm. Adels und der Päpste; zweimal wurde sie zerstört (1299 und 1437). 1630 verkauften die Colonna P. an die Barberini, die sich Fürsten von P. nennen. Unter den gefundenen Altertümern ist besonders die Ficoronische Ciste (s. d.) bemerkenswert. Auch wurde hier der berühmte antike Goldschmuck (schlangenförmige Armbänder, Ringe u. s. w.) gefunden, der 1877 vom Berliner Museum für 60000 M. angekauft wurde. - Vgl. Marucchi, Guida archeologica dell' antica Preneste (Rom 1885).

Palestrīna, Giovanni Pierluigi da (der Familienname ist eigentlich Sante), auch Il Prenestino und Pränestinus genannt, das Haupt der ältern röm. Tonschule und von seinen Zeitgenossen durch den Beinamen Musicae princeps ausgezeichnet, wurde 1526 (nach Haberl; nach andern 1514) zu Palestrina (Präneste) im Kirchenstaat geboren und kam 1540 nach Rom in die von Claude Goudimel gegründete und geleitete Schule. Seit 1551 an der Capella Giulia als Lehrer der Singknaben angestellt, gab er 1554 seine ersten Kompositionen, Messen, in den Druck, die ihm alsbald einen Platz unter den ersten Komponisten seiner Zeit anwiesen. Papst Julius III. berief ihn 1555 in das Kollegium der päpstl. Kapellsänger. Die Geneigtheit, die ihm dieser Kirchenfürst erwies, erhielt ihm auch dessen Nachfolger Marcellus II., der aber bald starb. Der folgende Papst Paul IV. fand Anstoß daran, daß unter den Sängern der päpstl. Kapelle sich einige befanden, die nicht geistlichen Standes, sogar verheiratet waren. Zu diesen gehörte