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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pancratium - Pandora

Geschäft in andere Hände überging, des letztern Sohn Ernest P., geb. 4. Dez. 1808, auch journalistisch thätig, gest. 4. Jan. 1886 in Ouzain. Im Verlag des Hauses erschien der "Moniteur universel" (s.d.), die Werke Buffons, das "Grand vocabulaire française", die "Encyclopédie méthodique" (1782 fg.), "Dictionnaire des sciences médicales", "Bibliothèque latine - française" (178 Bde., 1826-39) u. a. Alle drei P. waren auch Schriftsteller und übersetzten lat. Klassiker ins Französische.

Pancratĭum L., Trichterlilie, Pflanzengattung aus der Familie der Amaryllidaceen (s. d.) mit gegen 12 Arten in den Mittelmeerländern und Ostindien, Zwiebelgewächse mit schmalen linealen Blättern und ansehnlichen, meist wohlriechenden Blüten. Für das freie Land geeignet ist P. illyricum L., wenn man ihm einen recht warmen, sonnigen Standort anweisen kann, der vom Grundwasser nicht erreicht wird, und im Winter für eine gute Bedeckung Sorge trägt. Für die Stubenkultur ist die dankbarste Art P. speciosum Salisb., beide haben schneeweiße, sehr wohlriechende Blumen und werden durch Brutzwiebeln oder Samen vermehrt.

Pancsova (spr. -tschŏwa), serb. Pančevo, Stadt mit Municipium im ungar. Komitat Torontal, links an der Temes, 5 km von ihrer Mündung in die Donau, an der Linie Nagy Becskerek-P. der Torontaler Lokalbahnen, hat (1890) 17948 meist griech.-orient., serb. und deutsche E., in Garnison eine Eskadron des 3. Husarenregiments "Graf von Hadik", zwei kath. und eine griech.-orient. Kirche, Minoritenkloster, Staatsobergymnasium, Zollamt; Seidenspinnerei, Stärke- und Spodiumfabrik, Branntweinbrennerei, Brauerei, Seidenkultur und Handel mit Getreide und Schweinen. Bei P. schlug der österr. Feldmarschall Graf Wallis 30. Juli 1739 die Türken; 1788 wurde es von den Österreichern verbrannt.

Panda, s. Katzenbären.

Pandämonĭum (Pandaimonĭon, grch.) nannte man in der spätern Zeit des griech. Altertums sowohl den allgemeinen Tempel für die Halbgötter oder Dämonen (s. d.) als auch den Inbegriff aller übermenschlichen Wesen, besonders der bösen Geister und vorzugsweise das Reich des Satans.

Pandanacēen (Pandanacĕae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Spadicifloren (s. d.) mit gegen 80 Arten, fast sämtlich in den Tropen und zwar besonders auf Inseln. Es sind baumartige Gewächse, deren Stämme in spätern Stadien nicht bis in den Boden reichen, sondern in ziemlicher Höhe über demselben durch ein System von Stützwurzeln getragen werden. Der Stamm ist entweder einfach oder besitzt in seinen obern Partien eine gabelige oder dreifache Verzweigung. Die oft sehr langen Blätter sitzen am Ende der Sprosse in dichten Büscheln, die ältern Partien der Stämme sind nur mit den Blattnarben bedeckt. Im Bau der Blüten schließen sich die P. fast ganz den Palmen an. Die Früchte stehen dicht beisammen in eigentümlich traubenartig geformten Fruchtständen, sind entweder holzige Steinfrüchte oder beerenartig entwickelt. Von einigen Arten werden die Früchte gegessen und bilden auf manchen Inseln des südl. Asiens ein wichtiges Nahrungsmittel.

Pandănus L., Pandang, Pflanzengattung aus der Familie der Pandanaceen (s. d.) mit gegen 50 Arten in den Tropen, besonders auf den Inseln des Großen Oceans und des Malaiischen Archipels in großer Menge. Mehrere Arten besitzen eßbare

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Früchte, wie namentlich P. odoratissimus L. und P. utilis Bor., die ähnlich wie die Dattel- oder Kokospalme in manchen Gegenden den größten Teil der notwendigsten Stoffe für die Eingeborenen liefern. Blätter, Blüten, Früchte, Holz, Fasern, überhaupt fast jeder Teil findet irgend eine Verwendung.

Pandatarĭa, eine der Ponza-Inseln (s. d.).

Pandekten (grch.) oder Digesten (lat.), der Hauptteil des Corpus juris (s. d.), welcher die aus den Schriften röm. Juristen abgeschriebenen Stellen wiedergiebt. Der Text ist hauptsächlich durch eine Handschrift aus dem 7. Jahrh. überliefert, die berühmte Florentina, welche sich ursprünglich in Pisa befand, weshalb ihre Lesart als litera Pisana bezeichnet wurde, später nach Florenz kam und dort sich noch befindet. Auf ihr beruht vornehmlich der Text der heutigen Ausgaben, namentlich der von Mommsen, als Teil des Corpus juris. Diesen P. zu Ehren wird das hauptsächlich, aber nicht ausschließlich auf ihnen, sondern auf dem gesamten Corpus juris beruhende "heutige röm. Recht", also wie es, modifiziert durch die spätern gewohnheitsrechtlichen und gesetzlichen Änderungen, noch heute in den Ländern des Gemeinen Rechts gilt, als Pandektenrecht bezeichnet; bisweilen wird aber unter Pandektenrecht umgekehrt das in den P. Justinians enthaltene röm. Recht im Gegensatz zu den Neuerungen des Codex und den spätern Änderungen verstanden. Die Lehr- und Handbücher und die Vorlesungen, in welchen dieses heutige röm. Recht vorgetragen wird, werden auch P. genannt. Die wichtigsten sind: Thibaut, System des Pandektenrechts (9. Ausg., 2 Bde., Jena 1846); Vangerow, Pandekten (7. Aufl., 3 Bde., Marb. 1875); Puchta, Pandekten (12. Aufl., hg. von Schirmer, Lpz. 1877); Arndts, Pandekten (14. Aufl., Stuttg. 1889); Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts (7. Aufl., 3 Bde., Frankf. a. M. 1891); Regelsberger, Pandekten (Bd. 1,Lpz. 1893); Baron, Pandekten (8. Aufl., ebd. 1893); Dernburg, Pandekten (4. Aufl., 3 Bde., Berl. 1894).

Pandemie (grch.), s. Epidemie.

Pandēmos, Beiname der Aphrodite (s. d.).

Pandīon, s. Adler.

Pandīt (in engl. Schreibung Pundit), Titel einer schriftgelehrten Brahmanenkaste in Ostindien, der aber auch von gelehrten Nichtbrahmanen, ähnlich unserm Doktortitel, geführt wird. In der Geschichte der für Europäer unzugänglichen Länder Innerasiens spielen ind., von den Engländern als Geodäten ausgebildete Forschungsreisende, die gewöhnlich auch P. genannt werden, eine bedeutende Rolle. Der erste derartige P. war Muhammad Hamid, der 1863-64 über den Karakorumpaß nach Jarkand reiste.

P. and O. Comp., Abkürzung für Peninsular and Oriental Steamship Company (s. d.).

Pandoors (spr. -duhrs), Austernsorte, s. Preston-Pans.

Pandōra (grch., d. h. die Allbegabte oder Allgebende), nach einer schon bei Hesiod erzählten griech. Sage der Name des ersten Weibes auf Erden. Als Prometheus (s. d.) dem Zeus das Feuer entwendet hatte, befahl dieser dem Hephaistos, ein Weib zum Unheil der Menschheit zu bilden. Die Götter statteten das Gebilde mit den herrlichsten Gaben aus: Hephaistos gab ihm menschliche Stimme und Schönheit, Athena weibliche Kunstfertigkeit, Aphrodite Liebreiz, Hermes Verschlagenheit und bethörende Schmeichelkünste. So ausgestattet schickte