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Pannus – Panorama
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pannonia'
über das Land, das ein Teil des großen mähr. Reichs wurde, bis 893 Arnulf die Magyaren gegen das letztere ausrief, die sich des
Landes bemächtigten. Unter den Städten P.s waren in der Römerzeit außer Siscia, die
wichtigsten an der Donau Vindobona (Wien), Carnuntum
(Petronell), Arabona (Raab), Brigetio (Komorn),
Acincum; im Lande an der Save und Drau Mursa,
Acumincum (der Theißmündung gegenüber), Taurunum
(Semlin), Sirmium (Mitrovic), von dem der Landstrich noch jetzt Syrmien heißt,
Cibalae (Vinkovci), Neviodunum; im carnischen, später
zu Italien gezogenen Lande Nauportus (Oberlaibach),
Aemona (Laibach); im Innern Sopianae (Fünfkirchen),
Cimbriana (Stuhlweißenburg), Savaria (Steinamanger),
Scarbantia (Ödenburg). (S. Karte: Germanien, Bd. 7,
S. 862.) – Vgl. Jung, Römer und Romanen in den Donauländern (2. Aufl., Innsbr. 1887); ders., Die roman. Landschaften des
Römischen Reichs (ebd. 1881).
Pannus (lat.), Augenfell,
häufiger Scharlachfell, eine das Trachom (s. d.) regelmäßig
begleitende Entzündung der Hornhaut, die sich durch eine dichte Gefäßentwicklung auf der letztern charakterisiert
(s. Hornhautentzündung).
Pannychis (grch., Mehrzahl Pannychĭdes), auch
Agrypnia, in der griech. Kirchensprache die Nacht, die mit Gebet und Singen zugebracht
wird. Der Gottesdienst beginnt mit dem Hesperinos (s. d.) und endet mit der Liturgie nach dem
Orthros (s. d.) des folgenden Morgens. Solche Feiern werden namentlich in den Klöstern vor jedem größern
Fest und zum Andenken Verstorbener abgehalten.
Panofka, Theod., Archäolog, geb. 25. Febr. 1801 zu Breslau, studierte in Berlin, unternahm 1822 eine
Reise nach Italien, habilitierte sich 1827 in Berlin, ging dann nach Paris, um die Kunstschätze des Herzogs von Blacas bekannt zu
machen, begleitete 1828 den Herzog nach Neapel und leitete im folgenden Winter die Ausgrabungen zu Nola, deren Resultate im
«Kunstblatt» von ihm mitgeteilt wurden. Bei der Gründung des Archäologischen Instituts zu Rom 1829 wurde er neben Gerhard
Sekretär des Instituts und war in Paris bei der Herausgabe der 1830–31 daselbst erscheinenden Bände der
«Annali dell’ Instituto» thätig. 1834 ging er nach Berlin zurück, wo er 1835 den nächsten Band
der «Annali dell’ Instituto» herausgab. 1836 wurde er Mitglied der Akademie der
Wissenschaften, 1844 außerord. Professor. Er starb 20. Juni 1858. Von P.s Schriften sind zu nennen:
«Museo Bartoldiano» (Berl. 1827), «Neapels antike Bildwerke» (mit Gerhard, Teil 1, Stuttg.
1828), «Recherches sur les noms des vases grecs» (Par. 1829),
«Musée Blacas» (4 Lfgn., ebd. 1830–33),
«Antiquités du cabinet du comte de Portugalés» (ebd. 1834), «Terrakotten des königl.
Museums» (Berl. 1842), «Bilder antiken Lebens» (ebd. 1843 fg.), «Über verlegene Mythen» (ebd. 1840), «Die Heilgötter der
Griechen» (1843), «Asklepios und die Asklepiaden" (1845), «Parodien und Karikaturen auf Werken der klassischen Kunst»
(1851), «Gemmen mit Inschriften» (1851), «Proben eines archäol. Kommentars zu Pausanias» (1853) u. s. w. Der Wert dieser
Schriften wird stark beeinträchtigt durch ihren völligen Mangel an Methode.
Panompeng, Hauptstadt von Kambodscha, s. Pnom-penh.
Panopäa, der 70. Planetoid. ↔
Panophthalmitis (grch.), die Vereiterung des ganzen Augapfels
(s. Augenvereiterung).
Panoplia (grch.), die volle Rüstung der schwer bewaffneten Krieger: Helm, Brustpanzer, Beinschienen,
Schild, Speer und Schwert. Unter P. versteht man jetzt bisweilen auch eine Waffensammlung.
Panopŏlis, altägypt. Stadt, s. Achmim.
Panoptĭkum (Panoptikon, grch.), eine
«alles» zur Anschauung bringende Anstalt, also eine Sammlung von allerlei Apparaten zur anschaulichen Belehrung; dann eine
Sammlung von vielerlei Gegenständen, wie z. B. Castans P. (vorzugsweise Wachsfigurenkabinett) in Berlin. – über P. im
Gefängnisbau s. Gefängniswesen.
Panorama (vom grch. pan, alles, und
hórama, Anblick), das Gesamtbild aller der Gegenstände in der Natur, welche man von einem
bestimmten Punkte aus übersehen kann, und die graphische Darstellung desselben als Rundgemälde oder Längenbild. Das
Rundgemälde wird in einem cylindrischen Raume auf einer lotrecht an der Wand herabhängenden, unten durch Bleistücke
belasteten Leinwand dargestellt, während der Beschauer sich in der Mitte auf einer runden Plattform befindet. Die Beleuchtung
geschieht durch Oberlichter, die von den Beschauern nicht gesehen werden können und ein gleichmäßiges Licht auf die
Leinwand werfen. Der Erfinder der P. war Professor Breisig in Danzig, und das erste in großem Maßstabe aufgestellte P. war das
des Schotten Rob. Parker, welches 1787 in Edinburgh gezeigt wurde. Die Franzosen Pierre Prévost (gest. 1823) und Ch.
Langlois bauten in den zwanziger Jahren in Paris zwei Gebäude für P., deren Durchmesser sie auf 32 und 35 m steigerten. Der
Engländer Burton überbot sie mit einem 1829 in London erbauten von 38, Hittorf in Paris 1839 mit einem von 42 m. Das letztere,
in den Champs-Elysées noch heute stehend, bildete das Vorbild für die meisten spätern derartigen Gebäude. Jetzt giebt es in
fast allen größern Städten P. zu sehen, besonders in Deutschland, wo infolge des siegreichen Krieges 1870/71 zahlreiche
Schlachtenpanoramen entstanden. Doch auch der durch Erleichterung im Reiseverkehr gesteigerten Freude an den
Naturschönheiten südl. und nordischer Gegenden verdanken manche P. ihre Beliebtheit.
Als Maler von Schlachtenpanoramen, besonders aus dem Deutsch-Französischen Kriege, haben sich einen Namen gemacht:
Louis Braun, Ph. Fleischer, Hünten und Simmler (Sturm auf St. Privat), A. von Werner und Bracht (Schlacht bei Sedan), die
Franzosen Detaille und Neuville. Bekannte P. sind ferner: Pergamon mit einem Festzug zur röm. Kaiserzeit (von Koch und Kips;
1886 in Berlin), Einzug Konstantins d. Gr. in Rom (von Bühlmann und Wagner), Konstantinopel bei der Einfahrt Kaiser Wilhelms II.
(von Bohrdt und Koch), Einfahrt des Lloyddampfers Lahn in den Hafen von Neuyork (von Hans Petersen), Jerusalem mit der
Kreuzigung Christi (von Piglhein, 1892 in Wien durch Feuer zerstört; von Frosch, Krieger und Ligh, seit 1894 in Stuttgart),
Schlacht bei Leipzig (von Sinding; 1895 in Leipzig).
Die Erfindung der P. zog viele andere Darstellungen mit ähnlich gebildeten Namen nach sich. Dahin gehören: das
Diorama (s. d.) und Neorama (s. d.); das Myriorama von Brés in Paris, verbessert von
Clark in London, eine Vorrichtung, durch welche landschaftliche Darstellungen zu immer neuen Bildern zusammengesetzt werden
können; das (Anmerkung des Editors: Seitenwechsel trennt das nächste Wort.)
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 849.