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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pechbaum – Pechuel-Loesche

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pech'

verbleibende, die am schwersten siedenden und beim Erkalten erstarrenden Anteile umfassende Rückstand, der den Schuhmachern zum Steifmachen des Nähzwirns, im Schiffbau zum Kalfatern des Schiffsrumpfs dient. Das hellere Faß- oder Brauerpech wird durch Erhitzen von Fichtenharz gewonnen, dem dadurch der Terpentinölgeruch genommen wird. Die beste Sorte stammt aus dem sächs. Vogtlande. Als Ersatz des Faßpechs dient vielfach die Faßglasur, ein Lösung von Kolophonium, Schellack, Terpentin und gelbem Wachs in Alkohol, über Weißpech s. Fichtenharz.

Pechbaum, Dammarfichte, s. Dammara.

Pecherker, s. Pechnase.

Pechkohle, s. Gagat.

Pechlarn oder Pöchlarn, Stadt im Gerichtsbezirk Melk der österr. Bezirkshauptmannschaft St. Pölten in Niederösterreich, am rechten Donauufer und an den Linien Wien-Salzburg und P.-Kienberg-Gaming (38 km) der Österr. Staatsbahnen, Station der Donaudampfer, hat (1890) 591, als Gemeinde 1036 E., alte Bastionen und in der Umgegend Safranbau. Die Römer hatten in der nächsten Nähe einen ihrer wichtigsten Militärposten in Noricum, Arelape, eine Kolonie des Kaisers Claudius für die Veteranen der 6. Legion und später Station eines Teils der Donauflottille und dalmatischer Reiter. Im Nibelungenlied wird Bechelaren als Sitz des sagenhaften Markgrafen Rüdiger (s. d.) bezeichnet. P. war bis 1810 unter der Herrschaft des Domkapitels von Regensburg.

Pechmakadam, s. Asphaltstraße.

Pechnase, Pecherker, ein unten offener Balkon an mittelalterlichen Befestigungen, um siedendes Pech, heißes Wasser u. s. w. auf den Feind herabschütten zu können.

Pechnelke, Pflanzenart, s. Lychnis.

Pechöl, s. Pech.

Pechpflaster (Emplastrum picis s. piceum), ein zusammengeschmolzenes Gemenge von 32 Teilen Fichtenharz, 12 Teilen gelbem Wachs und 12 Teilen Terpentin. Bei Emplastrum picis irritans werden noch 3 Teile feingepulvertes Euphorbium zugesetzt. Es findet als örtliches Hautreizmittel Verwendung.

Pechstein, ein glasiges oder halbglasiges Gestein von dunkelgrünen, braunen, schmutzigroten und schwarzen Farben und ausgezeichnetem Fettglanz, das die als wasserhaltiges amorphes Glas ausgebildete Erstarrungsform einerseits der ältern Quarz- oder Felsitporphyre, andererseits der jüngern Rhyolith- und Trachytgesteine darstellt, wonach man den Felsitpechstein und den Trachytpechstein unterscheidet. Der erstere findet sich ausgezeichnet in der Gegend von Meißen und andern Orten als Lager in dem sächs. Rotliegenden, in dem Porphyrgebiet von Bozen, westlich von Lugano, auf der schott. Insel Arran; der letztere in den trachytischen Regionen von Ungarn, Island, Armenien und Italien. Fig. 4 der Tafel: Dünnschliffe in mikroskopischer Vergrößerung zeigt einen Trachytpechstein aus den Euganeen unter dem Mikroskop im gewöhnlichen Licht. Manchmal sind farblose oder weiße Feldspatkrystalle in dem Glase des P. porphyrartig ausgeschieden; mikroskopisch sind Orthoklas, Plagioklas, Angit, Enstatit, Biotit, Magnetit, Zirkon darin zu gewahren: die erstern P. sind außerdem mehr durch felsitische Substanz, die letztern mehr durch mikrolithische Gebilde ↔ entglast, beide weisen oft Fluktuationserscheinungen auf. Ihre chem. Konstitution ist, nach Abrechnung des bis zu 9 Proz. betragenden chemisch gebundenen Wassers, genau dieselbe, wie die der oben genannten Eruptivgesteine, mit denen sie geologisch zusammenhängen. Möglicherweise sind gewisse Quarzporphyre als Umwandlungsprodukte von P. zu deuten, indem die Glassubstanz der letztern sich infolge von Verwitterungsprozessen in feinstkrystallinische Aggregate umsetzte.

Pechsteinkopf, Berg, s. Forst (Lausitz).

Pecht, Friedr., Maler, Zeichner und Kunstschriftsteller, geb. 2. Okt. 1814 zu Konstanz, lernte zuerst als Lithograph seit 1833 in München, worauf er sich in Dresden als Mitarbeiter an dem lithogr. Werke Hanfstängls aus der Dresdener Gemäldegalerie beteiligte. 1839 ging er nach Paris, wo er sich unter Delaroche der Malerei widmete. Nach seiner Rückkehr lebte er in München, Leipzig, Dresden, London und Frankfurt a. M., im Bildnis wie im Genrefache und in polit. Karikaturen thätig. 1851–54 verweilte er in Italien, besonders mit kunstgeschichtlichen Studien beschäftigt, deren Resultate er in dem Werke «Südfrüchte» (2 Bde., Lpz. 1854) niederlegte. Daneben entstanden zwei größere Bilder, Scenen aus der Übergabe Venedigs an Radetzky 1849. Seit 1854 lebte P. wieder in München, meist mit Darstellungen aus dem Leben von Goethe und Schiller, insbesondere (in Gemeinschaft mit Arth. von Ramberg) mit der «Schiller-Galerie» (Lpz. 1855–59 erschienen zur hundertjährigen Jubelfeier von Schillers Geburtstage, 50 Blatt; Oktavausg. 1869), «Goethe-Galerie» (ebd. 1861–62, 50 Blatt; Oktavausg. 1873) und «Lessing-Galerie» (ebd. 1866–68, 30 Blatt; Oktavausg. 1879) beschäftigt. Dazu kam später noch die mit Makart, Hofmann u. a. unternommene (Lpz. 1870–76 erschienene) «Shakespeare-Galerie» (36 Blatt). Mit zwei Monumentalarbeiten, den 1868–71 im Münchener Maximilianeum al fresco ausgeführten Feldherren- und Staatsmännerbildern und den 1869–77 in Gemeinschaft mit Fr. Schwörer im Konziliumssaal in Konstanz ausgeführten, die Geschichte der Stadt darstellenden Fresken beschloß er seine künstlerische Thätigkeit, um sich ganz der schriftstellerischen zu widmen. Er hatte schon seit langem die Kunstproduktion in kritischen Zeitungsartikeln (besonders in der «Allgemeinen Zeitung») beleuchtet. Seine Kritiken über die Ausstellungen in Paris 1867, in München 1876, in Paris 1878 und in München 1883 sind auch in Buchform erschienen. Nebenher gingen «Deutsche Künstler des 19. Jahrh.» (4 Bde., Nördl. 1877–85). Dann folgte die «Geschichte der Münchener Kunst im 19. Jahrh.» (Münch. 1886–87) und Memoiren u. d. T. «Aus meiner Zeit» (2 Bde., ebd. 1894). P. ist Herausgeber der «Kunst für Alle» (München, seit 1885).

Pechtanne, Schwarztanne, s. Fichte.

Pechuel-Loesche, Eduard, Forschungsreisender, geb. 26. Juli 1840 in Zöschen bei Merseburg, studierte Naturwissenschaften zu Leipzig und ist seit 1886 Professor für Erd- und Völkerkunde in Jena. Seine vor drei Jahrzehnten begonnenen Reisen erstreckten sich auf Westindien, Nord- und Südamerika, die Küstenländer und Inselwelt des Atlantischen und Stillen Oceans, das Südliche Eismeer, Beringstraße und Nördliche Eismeer. In den J. 1874–76 war er Mitglied der Deutschen Expedition an der Loangoküste, 1882–83 Stellvertreter Stanleys im Kongogebiet;

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 976.