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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pergamentdrucke; Pergamentpapier; Pergămon

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Pergamentdrucke - Pergamon

im Englischen mit vellum bezeichnete feinere Material (Schreibpergament) wird aus jungen Kalb- und Ziegenfellen sowie aus den Fellen totgeborener Lämmer bereitet.

Kautschukpergament wird ein Fabrikat genannt, das als Ersatz des eigentlichen P., der Tierblase und des Goldschlägerhäutchens zum Zubinden der Flacons und Büchsen der Parfumeure, Apotheker, Droguisten u. s. w. Anwendung findet und aus ganz dünnen Blättern vulkanisierten Kautschuks besteht, welches mit gewissen Mineralfarben, wie Zinkweiß, Zinnober, Schwefelcadmium, Chromgrün oder Ultramarin, gefärbt wird.

Über vegetabilisches P. (Phytopergament) s. Pergamentpapier.

Pergamentdrucke. Nach der Erfindung der Buchdruckerkunst benutzte man das seit dem Ausgang des Altertums ausschließlich oder vorwiegend als Schreibmaterial angewendete Pergament, das aber doch seit dem 13. Jahrh. immer mehr dem Papier Platz gemacht hatte, namentlich dazu, um auf lange Dauer und starken Gebrauch berechnete oder besonders kostbare Werke, zu denen z. B. die alten, meist auch schön illustrierten «Livres d’heures» und ähnliche gehören, wenigstens in einigen Exemplaren darauf zu drucken. Die frühesten Ablaßbriefe und das Psalterium von 1457 kennt man nur in P., die 42 zeilige Bibel (1450‒55) wurde etwa in einem Drittel der Auflage so gedruckt, und von liturgischen Werken wurden nicht selten die besonders stark benutzten Abschnitte auf Pergament hergestellt. Die Sitte, von Luxusausgaben einzelne Pergamentabzüge zu veranstalten, hat sich bis jetzt erhalten, so daß dieselben eine eigene Litteratur bilden. – Vgl. Van Praet, Catalogue des livres imprimés sur vélin de la Bibliothèque du Roi (6 Bde., Par. 1822‒28); ders., Catalogue des livres imprimés sur vélin, qui se trouvent dans les bibliothèques, tant publiques que particulières pour servir de suite au catalogue des livres etc. (4 Bde., ebd. 1824‒28); Inventaire alphabétique des livres imprimés sur vélin de la Bibliothèque Nationale (ebd. 1877).

Pergamentpapier, oder vegetabilisches Pergament, Phytopergament, Papyrie, entsteht durch Einwirkung von verdünnter Schwefelsäure oder einer Lösung von Chlorzink auf ungeleimtes Baumwollpapier, welches hierdurch eine hornartige Beschaffenheit und außerordentliche Dauerhaftigkeit erhält, die es dem eigentlichen Pergament ähnlich macht. Es erlangt wie dieses mittels Durchfeuchtung eine beträchtliche Zähigkeit und Schmiegsamkeit. Dasselbe findet Verwendung zu Urkunden, Dokumenten, Wertpapieren, Bauzeichnungen, Karten; als Ersatz der Tierblase zum Verschluß von Gefäßen; zur Verbindung der Teile von Destillier- und chem. Apparaten; in der Chirurgie an Stelle von Leinwand, Wachstuch und Guttapercha; zu Buchbinder- und Kartonnagearbeiten; in der Blumenfabrikation; als Ledersurrogat; zu künstlichen Wurstdärmen und bei der osmotischen Melassenentzuckerung; die dünnsten Sorten sind so durchscheinend, daß sie sich gut zum Pausen eignen.

Unter dem Namen P. kommt auch eine andere Papiersorte in den Handel, die zum Beschreiben mit Bleistift oder Tinte dient und sich durch Benetzen von der Schrift befreien läßt. Dieselbe hat viel Ähnlichkeit mit dem Elfenbein- oder Kreidepapier, nur daß man den Überzug aus Bleiweiß, Gips oder Kreide und Pergamentleim nach dem Schleifen mit Leinölfirnis tränkt, oder auch das starke und glatte (geleimte) Papier auf beiden Seiten mit einem Lack aus Kopal, Leinölfirnis und Terpentinöl bestreicht und dann mit einer Farbe aus Bleiweiß, Bleizucker und geschlämmtem Bimsstein, mit Leinöl gemengt, überzieht.

Pergămon oder Pergamos (lat. Pergamum und Pergamus), Stadt in der mysischen Landschaft Teuthrania in Kleinasien, am Flusse Kaïkos, wurde berühmt als Hauptstadt und Mittelpunkt des Pergamenischen Reichs, zu welchem Philetärus, ein Statthalter des Lysimachus, um 280 v. Chr. den Grund legte. Er und sein Nachfolger Eumenes Ⅰ. (263‒241 v. Chr.) behaupteten ihre Unabhängigkeit in der Burg und umliegenden Gegend gegen die Seleuciden, und Attalus Ⅰ. (s. d.) nahm zuerst den königl. Titel an. Unter diesem begann, im Kriege gegen Philipp Ⅴ. von Macedonien, die freundschaftliche Verbindung mit Rom, die von seinem Sohn und Nachfolger, Eumenes Ⅱ. (s. d.), im Kriege der Römer gegen Antiochus Ⅲ. (s. d.) fortgesetzt wurde, später allerdings manche Störungen erfuhr. Doch blieb Eumenes im Besitz seines durch den übrigen Teil von Mysien sowie durch Phrygien, Lydien, Lykaonien, Pisidien und Phamphylien vergrößerten Reichs, das um die Mitte des 2. Jahrh. v. Chr. unter ihm, unter Attalus Ⅱ. und Attalus Ⅲ. (s. d.) eins der mächtigsten in Kleinasien war. Der letztere setzte die Römer bei seinem Tode 133 v. Chr. zu Erben seines Reichs ein, und diese nahmen es auch nach Vertreibung des Kronprätendenten Aristonikus in Besitz und machten es 131 v. Chr. unter dem Namen Asia zur Provinz. P. besaß eine wertvolle Bibliothek und war Sitz einer von Krates (s. d.) aus Mallus gestifteten grammatischen Schule.

Durch die Entdeckungen von Humann und die von ihm mit Conze 1878‒86 für Preußen veranstalteten Ausgrabungen ist die Burg P. eine Hauptstätte für die Kenntnis der griech. Architektur und Skulptur, ja der griech. Kultur überhaupt, namentlich in den Zeiten der Nachblüte derselben im 3. und 2. Jahrh. v. Chr. geworden. Man hat die Reste von einer ganzen Anzahl sakraler und profaner Bauten, zum Teil mit dem reichsten plastischen Schmuck nebst vielen Inschriften, ausgegraben. Die älteste Ansiedelung lag auf der nordöstl. höchsten Kuppe des Burgberges von P., der sich von hier aus in Terrassen herabsenkt. In der Königszeit wurde ein großer Teil des Südabhangs zur Stadt hinzugenommen und ummauert; in der röm. Zeit zog sich die Stadt mehr in die Ebene hinab, in die Nähe des damals hochberühmten Asklepiosheiligtums, während sie in der byzant. Zeit wieder in nun umgekehrt immer enger werdende Mauerringe auf dem Berge eingeschlossen wurde. Auf diesem wurde der Marktplatz mit der anschließenden, am Westabhange der Kuppe sich hinziehenden Theaterterrasse, oberhalb des Marktes ein großer Altarbau aufgedeckt. Nördlich von diesem wurde ein Platz freigelegt, der die Reste eines Athenatempels trägt und von Hallen umgeben ist, an die die Räume der berühmten Pergamenischen Bibliothek anschließen. Auf der Kuppe selbst kamen Reste des Königspalastes und das Trajaneum, der der röm. Weltherrschaft geweihte Tempel, zu Tage.

Noch überraschender und glänzender als dieser architektonische Gewinn waren die massenhaften Funde von Skulpturen, die zum größten Teil in das Berliner Museum gekommen sind. Neben den