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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Phthartolatren – Phyllit

teristischen sehr langen, biegsamen, bei 128° schmelzenden Nadeln krystallisiert, bei 284° siedet und in der Technik zur Darstellung von Phthaleïnen dient.

Phthartolātren (grch.), soviel wie Severianer, s. Monophysiten.

Phthia, der 189. Planetoid.

Phthiōtis, die südlichste der vier Landschaften des alten Thessaliens, das Gebiet um das Othrysgebirge, die Heimat des Achilleus und der Myrmidonen. Jetzt bildet P. mit Phokis (s. d.) die griech. Nomarchie P. und Phokis, 6084 qkm groß, mit (1889) 136470 E. und der Hauptstadt Lamia.

Phthiriăsis (grch.), Läusesucht (s. d.).

Phtirĭus, s. Filzlaus.

Phthisiolŏgie (grch.), die Lehre von der Schwindsucht.

Phthisis (grch.), Schwindsucht, Auszehrung, derjenige krankhafte Zustand, bei dem unter Fieber und Ausscheidung eiteriger Substanzen rasche Abmagerung statthat, wird sehr häufig gleichbedeutend mit Lungenschwindsucht (s. d.) gebraucht, bei der dieser Zustand sehr stark auftritt. Manche nennen auch die eiterige Zerstörung der Organe (Auge, Niere, Gehirn) P., im Gegensatz zum einfachen Schwunde (Atrophie) derselben. P. laryngĕa, P. tracheālis, Kehlkopf- oder Luftröhrenschwindsucht, s. Kehlkopf; P. enterica, P, intestinalis, P. mesaraĭca, Darmschwindsucht; P. pulmōnum, Lungenschwindsucht.

Phul, biblische Form des babylon. Pûlu, grch. Poros, Beiname des assyr. Königs Teglattphalasar Ⅲ. als König von Babylonien.

Phulwarabutter, s. Bassiafette.

Phurnutus, röm. Philosoph, s. Cornutus.

Phycīt, s. Erythrit.

Phycochromacēen, s. Cyanophyceen.

Phycomycēten (Phycomycētes), eine Gruppe von niedern Pilzen, deren Mycelien einzellig sind und, wenigstens im vegetativen Teile, keine Querscheidewände in den Hyphen besitzen, obwohl sie bei den meisten Arten vielfach verzweigt sind. Es gehören hierher die Familien der Mucorineen, Saprolegniaceen, Chytridiaceen und Peronosporeen; die zu den beiden letztern gehörigen Arten leben parasitisch in lebenden Pflanzen, die Mucorineen, besonders die Gattung Mucor (s. d.), dagegen vegetieren saprophytisch, die Saprolegniaceen (s. d.) teils saprophytisch, teils parasitisch. Außerdem rechnet man häufig noch einige Familien von unsicherer systematischer Stellung, wie die Ustilagineen (s. d.) und Entomophthoreen (s. d.), zur Gruppe der P. In der Art und Weise ihrer Fruktifikation stimmen die genannten Familien nicht ganz überein; die Mucorineen bilden durch Kopulation (s. d.) Zygosporen und außerdem auf besondern Fruchthyphen endständige kugelige Sporangien, in denen Sporen erzeugt werden, die keine Eigenbewegung haben. Die Peronosporeen (s. d.) besitzen eine geschlechtliche Fortpflanzung mittels sog. Oosporen und eine ungeschlechtliche durch Conidienbildung. Die Saprolegniaceen haben ebenfalls Oogonien und Antheridien und bilden in den erstern Oosporen, außerdem finden sich bei ihnen geschlossene Sporangien, in denen zahlreiche Schwärmsporen entwickelt werden. Von diesen drei Familien weichen die Chytridiaceen dadurch ab, daß ihr ganzes Mycelium meist nur auf eine kugelige Zelle reduziert und diese Zelle zugleich Sporangium ist. In ihrem Innern bilden sich zahlreiche Schwärmsporen, die dann wieder in eine Wirtspflanze eindringen und ein neues Sporangium erzeugen oder auch zu Dauersporen werden. Ob eine geschlechtliche Fortpflanzung vorhanden, ist nicht bekannt; man hat zwar Kopulation von Schwärmsporen beobachtet, aber ob dies als Geschlechtsakt aufzufassen ist, muß dahingestellt bleiben.

Phycophäīn, Farbstoff, s. Phäophyceen.

Phylăkos, s. Melampus.

Phylakterĭum (grch.), s. Gebetriemen.

Phylax (grch.), Wächter.

Phyle (grch., d. i. Stamm), bei den Griechen eine ursprünglich durch Gemeinsamkeit der Abstammung zusammengehaltene Abteilung der Bevölkerung eines Landes. Solcher P. finden sich seit den ältesten Zeiten in den dor. Staaten, wie Sparta, Kreta, drei: Hylleer, Dymanen und Pamphyler. In Attika und den ion. Staaten dagegen waren es vier: Geleonten, Hopleten (Krieger?), Argadeer (Arbeiter?) und Ägikoreer (Ziegenhirten). Die Namen, soweit sie sich deuten lassen, scheinen Berufe anzugeben. Jedenfalls waren die P., von ihrem religiösen Zusammenhang abgesehen (jede P. hatte ihre besondern gemeinsamen Opfer), eine Art von Verwaltungsbezirken. Ihre polit. Bedeutung hörte auf, seit 508 v. Chr. Kleisthenes für diese Geschäfte zehn neue, nach altattischen Heroen (den sog. Eponymen) benannte, einführte, die nicht mehr lokale, sondern nur religiöse und polit. Einheiten bildeten: Erechtheïs, Ägeïs, Pandionis, Leontis, Akamantis, Oineïs, Kekropis, Hippothoontis, Äantis, Antiochis. Sie zerfielen in Trittyen («Drittel»), von denen für jede P. je eine aus den drei großen Landkreisen Attikas, dem Stadtgebiet, Küstengebiet, Binnenland, genommen wurde, außerdem in Demen. 307 v. Chr. wurden zu den zehn Kleisthenischen zwei neue P. hinzugefügt und zu Ehren des Demetrius Poliorketes und seines Vaters Antigonus Antigonis und Demetrias genannt, später zu Ehren der Könige Ptolemäus Ⅱ. Philadelphus von Ägypten und Attalus Ⅰ. von Pergamon in Ptolemaïs und Attalis umgetauft. Unter Kaiser Hadrian kam endlich noch eine dreizehnte P., Hadrianis, hinzu. Aus den P. wurde die Bule (s. d.) gewählt.

Phyllanthus L. (Emblica Gärtn.), Blattblume, Pflanzengattung aus der Familie der Euphorbiaceen (s. d.) mit zahlreichen fast sämtlich tropischen Arten. Die meisten besitzen fiederartige Scheinblätter, sog. Phyllocladien, so daß die Blüten dem Blattrande zu entspringen scheinen. Die schönste in die Gewächshäuser eingeführte Art ist P. speciosus Jacq. aus Westindien; ihre Scheinblätter sind mit zierlichen, gestielten, roten Blüten fransenartig besetzt. Die getrockneten Früchte von P. emblica Willd. (Emblica officinalis Gärtn.), Myrobalanen- oder Amblabaum, kommen als schwarze oder graue Myrobalanen (s. d.) in den Handel.

Phyllīt, ein ausgezeichnet schieferiges krystallinisches Gestein von meist grünlicher bis grauer Farbe, mit seidenartigem Glanz auf den Spaltungsflächen. Als Hauptgemengteile, die mit dem bloßen Auge kaum wahrnehmbar sind, erweisen sich unter dem Mikroskop Muskovit (Sericit) und Biotit, Quarz, Chlorit, Feldspate (manchmal als Albit erkannt), Eisenerze, wenn diese auch nicht allemal zusammen vorkommen. Größere Linsen, Nester und Wülste von Quarz bilden oft accessorische Bestandmassen. Bei den in den Tiroler Alpen weit verbreiteten Quarzphylliten wechseln phyllitische mit mehr quarzigen Lagen. Von andern unwesentlichen Gemengteilen sind Turmalin, Rutil, Eisenglanz, Graphit die häufigsten; für gewisse Vorkommnisse ist das Auftreten von Chloritoid