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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pichler - Pico

Pichler, Adolf von, deutsch-österr. Schriftsteller, geb. 4. Sept. 1819 zu Erl bei Kufstein, studierte in Innsbruck die Rechte, dann in Wien Naturwissenschaften, Medizin und Kunstgeschichte, bestand als Hauptmann einer Schützencompagnie 1848 mehrere Gefechte an der ital. Grenze und erhielt dafür den Orden der Eisernen Krone, infolgedessen ihm später der Adel mit dem Prädikat "Ritter von Rautenkar" verliehen wurde. Im Herbst 1848 wurde er Lehrer am Gymnasium und 1867 Professor für Mineralogie und Geologie an der Universität Innsbruck. 1894 trat er in den Ruhestand. Ein reichbegabter Lyriker und poet. Erzähler, veröffentlichte P. außer zahlreichen wissenschaftlichen Aufsätzen: "Frühlieder aus Tirol" (Innsbr. 1846), "Gedichte" (ebd. 1853), "Hymnen" (ebd. 1855; 2. Aufl., Nürnb. 1857), "In Lieb' und Haß. Elegien und Epigramme aus den Alpen" (Gera 1869), "Deutsche Tage" (ebd. 1870), "Marksteine. Erzählende Dichtung" (ebd. 1874); ferner "Über das Drama des Mittelalters in Tirol" (Innsbr. 1850), "Aus den Tirolerbergen" (Münch. 1862), "Allerlei Geschichten aus Tirol" (Jena 1867), "Vorwinter", lyrische Gedichte (Gera 1885), "Neue Marksteine. Erzählende Dichtungen" (Lpz. 1890), "Zu meiner Zeit. Schattenbilder aus der Vergangenheit" (ebd. 1892). - Vgl. S. M. Prem, Adolf P. (1889).

Pichler, Joh. Ant., Steinschneider, geb. 12. April 1697 zu Brixen in Tirol, lebte in Neapel und Rom und starb 14. Sept. 1779 in Rom. Mehrere seiner Arbeiten reihen sich den schönsten Mustern der Steinschneidekunst aus dem Altertum an.

Johann von P., Sohn des vorigen, geb. 1. Jan. 1734 zu Neapel, bildete sich unter Leitung des Vaters durch das Studium der Antike. Joseph II. verlieh ihm den Titel eines Hofgraveurs und erhob ihn in den Adelstand. Er starb 25. Jan. 1791 zu Rom. Nächst der Kunst des Steinschneidens zeichnete sich P. als Pastellmaler aus. Auch die von ihm gearbeitete Sammlung von Kupferstichen nach den besten Gemälden Raffaels im Vatikan erwarb ihm Beifall. Zwei seiner Stiefbrüder, Johann Joseph P. (geb. um 1760, Todesjahr unbekannt) und Ludwig (Luigi) P. (geb. 1773 in Rom, gest. daselbst 1854), von denen der erstere in Wien, der andere in Rom sich niederließ, machten sich ebenfalls als Steinschneider bekannt. - Vgl. Rollet, Die drei Meister der Gemmoglyptik, Antonio, Giovanni und Luigi P. (Wien 1874).

Pichler, Karoline, Romanschriftstellerin, geb. 7. Sept. 1769 in Wien als die Tochter des Hofrats Franz von Greiner, vermählte sich 1796 mit dem nachmaligen Regierungsrat Andreas P. (gest. 1837) und bildete lange Zeit den Mittelpunkt der litterar. Kreise Wiens, wo sie 9. Juli 1843 starb. Ihrem Roman "Olivier", der zuerst anonym im "Österr. Taschenkalender" aufs J. 1802 erschien (neue Aufl., 2 Bde., Wien 1812), folgten: "Idyllen" (ebd. 1803), meist Jugendarbeiten, der Roman "Lenore" (2 Bde., ebd. 1804), und "Ruth, ein biblisches Gemälde in drei Idyllen" (ebd. 1805). Gibbons schneidende Urteile in seiner "Geschichte des Verfalls des Römischen Reichs" über die christl. Religion gaben ihr Veranlassung zu dem vorzüglichsten ihrer Werke, dem "Agathokles" (3 Bde., Wien 1808), worin sie den wohlthätigen Einfluß des Christentums aus die Veredelung der Menschheit darzustellen versuchte. Ihre folgenden Romane behandeln histor. Stoffe, wie "Die Grafen von Hohenberg" (2 Bde., Lpz. 1811), "Die

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Belagerung Wiens von 1683" (3 Bde., Wien 1824), "Die Schweden in Prag" (ebd. 1827), "Die Wiedereroberung von Ofen" (2 Bde., ebd. 1829), "Friedrich der Streitbare" (4 Bde., ebd. 1831) und "Henriette von England" (ebd. 1832). Ihre letzte Schrift waren "Zeitbilder" (2 Bde., Wien 1840). Die Ausgabe ihrer "Sämtlichen Werke" (ebd. 1820-45) umfaßt 60 Bände; eine Ergänzung bilden die erst nach ihrem Tode erschienenen "Denkwürdigkeiten aus meinem Leben" (hg. von F. Wolf, 4 Bde., ebd. 1844).

Picholines (frz., spr. pickolihn), eingemachte Oliven.

Pichon-Longueville (spr. pischöng longg'wil), s. Bordeauxweine.

Pichurimtalgsäure, s. Laurinsäure.

Pici, Picidae, s. Spechte.

Picke, Bicke, eine spitze Haue zur Boden- und Steinbearbeitung; der Bergmann nennt P. speciell den Spitzhammer (s. Bergbau, Bd. 2, S. 756 d); Mühlpicke, s. Mahlmaschinen (Bd. 11, S. 482 a).

Pickel, der eigentliche Name von Conradus Celtis (s. d.).

Pickelflöte, soviel wie Piccolo, s. Flöte.

Pickelhaube, Sturmhaube (frz. casque), im spätern Mittelalter der offene, nicht mit herabzulassendem Visier versehene Helm. Die P. erhielt sich als Kopfbedeckung der Pikeniere bis zu deren gänzlichem Eingehen, ebenso trugen die Arkebusiere die P., die Musketiere dagegen den leichtern Hut. Die im Feuer arbeitenden Sappeure trugen bis in die neuere Zeit häufig eine P. Der Helm (s. d., Bd. 9, S. 18a) der deutschen Armee heißt auch P.

Pickelhering (d. h. gesalzener Hering), einer der vielen Namen, die die lustige Person in den Stücken der engl. Komödianten in Deutschland führte. Wahrscheinlich hat der engl. Schauspieler Robert Reynolds, der 1618 an der Spitze einer Truppe in Deutschland stand, sich diesen Namen beigelegt, der von ihm, als einem berühmten Clown, sich auf Narrenrollen überhaupt übertrug.

Pickles (engl.), s. Mixed pickles.

Pickling, soviel wie Bückling (s. d.).

Picknick (engl.), ein Mahl, zu dem jeder Teilnehmer einen Beitrag an Nahrungsmitteln mitbringt.

Pickpocket (engl.), Taschendieb, Beutelschneider.

Pickwickier, die Helden der "Pickwick Papers" von Charles Dickens (s. d.), daher Titel deutscher Übersetzungen des Werkes.

Pico (span.), Bergspitze, s. Pic.

Pico, Insel, s. Azoren.

Pico, Giovanni, Graf von Mirandola, ital. Humanist und Philosoph, geb. 24. Febr. 1463 auf dem Stammgute der Grafen von Mirandola, studierte zu Bologna das kanonische Recht, darauf Philosophie in Padua und Paris und lebte dann in Florenz. Von da ging er nach Rom, wo er 1486 seine 900 Thesen aus allen Wissenschaften herausgab, über die er sich anerbot, öffentlich zu disputieren. Ein gegen ihn eingeleitetes Inquisitionsverfahren wurde durch Lorenzo de'Medici niedergeschlagen. P. zog sich auf ein Landgut bei Florenz zurück, beschäftigte sich mit dem Studium des Plato, Aristoteles und der Kabbala und starb 17. Nov. 1494. P.s Bemühungen waren auf eine Verschmelzung der Platonischen mit der Aristotelischen Philosophie und auf eine Versöhnung der Philosophie mit der Religion unter Hinzuziehung kabbalistischer Lehren gerichtet. Seine "Opera" erschienen zu Bologna (1496) und später mit denen seines Neffen