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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pisesteine; Pisides; Pisidien; Pisino; Pisistratiden; Pisistratus; Piso; Pisogne; Pisolith; Pisport; Pissa; Pissek; Pisseleu; Pissemskij

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Pisésteine – Pissemskij

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pisek'

mit Eisengießerei, je 2 Kunstmühlen und Brauereien, Fabrikation von Papier, Kanditen, Schuhwaren und Hüten, ein Staatshengstedepot und in der Umgegend Feldspat-, Quarz- und Granitsteinlager.

Pisésteine, s. Erdsteine.

Pisides, Georgios, byzant. Dichter, nach seiner Heimat Pisidien benannt, Diakon der Sophienkirche und Chartophylax (Archivar) in Konstantinopel unter Kaiser Heraklius (610–641), ist der beste Jambendichter der byzant. Zeit. In mehrern großen Gedichten behandelt P. polit. Ereignisse seiner Zeit, wie den Perserzug des Heraklius, dessen Sieg über Khosrev II., den Angriff der Avaren auf Konstantinopel 626, dann philos.-theol. Vorwürfe, wie die Erschaffung der Welt (Hexaëmeron), die Eitelkeit des Lebens u. s. w. Noch glücklicher ist P. in seinen Epigrammen, von denen eine große Zahl jüngst in einer vom Athos nach Paris gebrachten Prachthandschrift aufgefunden und von L. Steinbach in den «Wiener Studien», Bd. 13 (1891) und 14 (1892) veröffentlicht worden ist. Die übrigen Werke des P. sind nach frühern Drucken herausgegeben bei Migne, «Patrologia graeca», Bd. 92.

Pisidĭen, eine Landschaft im südl. Kleinasien, nördlich von Pamphylien, ein wasserarmes, rauhes und schwer zugängliches Gebiet, das ganz von einem Teil des Kammes und der Terrassen des Taurusgebirges eingenommen wird. Der südwestlichste Distrikt des Landes gehörte zu der Landschaft Milyas, deren Hauptteil in Lycien lag. Im spätern Altertum, vielleicht schon unter den pergamenischen Königen, jedenfalls seit den Zeiten der röm. Herrschaft, wurde die ganze Landschaft zu Pamphylien (s. d.) gerechnet. Die Pisider waren ein kühnes und tapferes Bergvolk. Die größern Städte, wie Termessos, Selge, Sagalassos und Kremna, waren seit der Diadochenzeit in Sprache und Sitte mehr und mehr gräcisiert und in der röm. Kaiserzeit in blühendem Zustand, wie die zahlreichen baulichen Überreste und Inschriften bezeugen. Jetzt gehört die Landschaft zum türk. Wilajet Konia und wird von Karamanen bewohnt.

Pisino, ital. Name der Stadt Mitterburg (s. d.).

Pisistratiden, Bezeichnung für Pisistratus und seine Söhne.

Pisistrătus (grch. Peisistratos), Tyrann von Athen, Sohn des Hippokrates, aus altem athenischem Adelsgeschlecht, war um 605 v. Chr. geboren. Als Haupt des ärmern Volks kam er zu Einfluß, steigerte seine Popularität durch einen siegreichen Krieg mit Megara, dessen Hafenstadt Nisäa er eroberte, und riß 560 die Alleinherrschaft (Tyrannis) an sich. Ein Bündnis der ihm entgegenstehenden Parteien des alten Landadels und der Großkaufleute nötigte ihn, um 556 Athen zu verlassen. Um 549 kehrte er mit Hilfe des einen Parteiführers, des Alkmeoniden Megakles, zurück (nach der Überlieferung führte ihn eine als Göttin Athene aufgeputzte Frau in die Stadt ein), mußte aber, da er sich mit Megakles überwarf, nach kurzer Zeit wieder weichen. Er ging auf seine thraz. Besitzungen (am Thermäischen Busen). Um 538 gelang es ihm dann, sich von Eretria aus, nachdem er das athenische Aufgebot bei Pallene geschlagen hatte, von neuem Athens zu bemächtigen und die Herrschaft bis zu seinem Tode 528 (527) zu behaupten. Von seinen Söhnen Hippias (s. d.), Hipparchus (s. d.) und Hegesistratus (auch Thessalus genannt) folgten ihm die ersten beiden. (S. Griechenland, Bd. 8, S. 322a.) – Vgl. J. Toepffer, ↔ Quaestiones Pisistrateae (Dorpat 1883): C. Cichorius, Festschrift zum Historikertag (Lpz. 1894).

Piso, eine Familie des röm. plebejischen Geschlechts der Calpurnier. Lucius Calpurnius P. Cäsoninus bekleidete 61 v. Chr. die Prätur, verheiratete seine Tochter Calpurnia 59 an Julius Cäsar und erhielt 58 durch den Einfluß Cäsars mit Aulus Gabinius das Konsulat. Seine Feindschaft mit Cicero zog ihm 55 eine Anklage durch diesen im Senat zu wegen seiner Verwaltung der Provinz Macedonien. Ciceros Rede ist noch erhalten. Nachdem P. 50 Censor geworden war, suchte er 49 die aristokratische Partei vergebens zu einem Vergleich mit Cäsar zu stimmen. – Sein Sohn Lucius Calpurnius P. Cäsoninus, Konsul 15 v. Chr., erfreute sich der Gunst des Augustus und Tiberius, der ihm die Stadtpräfektur übertrug, und starb 80 J. alt 32 n. Chr. Er ist vielleicht der P., an den und dessen Söhne Horaz seine «Epistel über die Dichtkunst» richtete. – Lucius Calpurnius P., der wegen seiner Rechtlichkeit und Gewissenhaftigkeit den ehrenden Beinamen Frugi, d. i. der Brave oder Biedere, erhielt, gab als Volkstribun 149 v. Chr. das erste Gesetz gegen Erpressungen (Lex Calpurnia repetundarum), durch welches die erste Quaestio perpetua eingerichtet wurde. Als Konsul kämpfte er 133 gegen die Sklaven in Sicilien. Er war ein Gegner der Gracchen. P. verfaßte auch eine (verlorene) Geschichte Roms bis auf seine Zeit, deren Fragmente bei Peter, «Historicorum romanorum reliquiae», Bd. 1 (Lpz. 1870), und «Historicorum romanorum fragmenta» (ebd. 1883), abgedruckt sind. – Gnäus Calpurnius P. war 7 v. Chr. mit Tiberius Konsul und erhielt von diesem als Kaiser 17 n. Chr. die Verwaltung von Syrien, um Germanicus, der die Verhältnisse des Orients ordnen sollte, das Gegengewicht zu halten. P. verfeindete sich aber direkt mit Germanicus und überschritt seine Befugnisse. Als Germanicus 19 starb, verdächtigte das Volk P. und seine Gattin Plancina des Giftmordes. Da Tiberius ihn nicht hielt und eine Anklage zuließ, gab sich P. 20 selbst den Tod.

Pisogne (spr. -sonnje), Dorf am Iseosee (s. d.).

Pisolith, s. Erbsenstein.

Pisport, Dorf an der Mosel, s. Piesport.

Pissa, Quellfluß des Pregels im ostpreuß. Reg.-Bez. Gumbinnen, entfließt nordwestlich dem Wysztytersee an der poln. Grenze, nimmt bei Gumbinnen links die Rominte auf und vereinigt sich bei Tarpupönen mit der Angerapp zum Pregel (s. d.). Im Mittellauf ist sie kanalisiert.

Pissek, Pischfluß, Fluß in Ostpreußen, kommt aus dem Spirdingsee, geht von diesem kanalisiert in den Roschsee, verläßt diesen bei Johannisburg und mündet als Pissa bei Nowogrod in Polen in den Narew.

Pisseleu (spr. piss’löh), Anna von, s. Estampes.

Pissemskij, Alexej Feofilaktowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1. April (20. März) 1820 im Gouvernement Kostroma, studierte in Moskau Mathematik, war dann 1844–74, mit einer siebenjährigen Unterbrechung (1859–66), im Staatsdienst, von 1866 an in Moskau, wo er 2. Febr. (21. Jan.) 1881 starb. P. schrieb eine Reihe Romane, Novellen und Dramen, in denen das russ. Leben realistisch dargestellt wird. Am meisten geschätzt wurde sein Roman «Tausend Seelen» (1865; deutsch von L. Kayßler, Berl. 1870) und das dramat. Volksstück «Das traurige Schicksal» (deutsch u. d. T. «Der Leibeigene»,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 166.