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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pointer - Poitou
pHFuie ^6Q6i-Hie irangHtlHutihue unterhält regel-
mäßige Dampferverbindung. P. hat viel unter Erd-
beben zu leiden.
Pointer (engl., spr. peun-), kurzhaariger Hühner- !
Hund Englands (s. Tafel: Hunderassen, Fig. 4j, !
vorzüglich in weitern Terrains zur Feldjagd ge- !
bräuchlich, hat flotte Galoppsuche, feine Nase. Die ,
besten Farben sind: weiß mit braunen, gelben oder ,
schwarzen Platten, doch kommen auch reinbraune, !
-schwarze, -gelbe P. vor. Der Kopf ist zwischen den z
Behängen ziemlich breit, die Schnauze lang, breit
und stumpf; die Lefzen sind gut entwickelt. Die Be-
hänge hängen glatt herab, sind weich, dünn, niedrig
angesetzt, meist dreieckig und nicht sehr lang. Der
Hals ist gut gebogen, die Brust sehr tief, nicht zu
breit, der Rumpf kräftig, nicht zu kurz. Die Rute
ist kurz, an der Wurzel ziemlick stark, sich nach der
Spitze zu stetig verjüngend. Das Haar ist nicht
sehr hart, doch ist zu weiches fehlerhaft.
Pointieren (frz., spr. pöängt-), mit Punkten be-
zeichnen; zuspitzen, mit einer Pointe versehen; ein
Geschütz oder ein Fernrohr auf einen Punkt hin
richten; im Hasardspiel (eigentlich Pontieren): gegen
den Bankhalter spielen, setzen; Pointeur (spr.
pöangtöhr, eigentlich frz. I>0nw), im Hasardspiel:
der Gegner des Bankhalters.
Points, s. Point; P. d'Espagne (spr. pöäng
despännj), s. Goldspitzen.
F>oi^., hinter lat. naturwissenschaftlichen Namen
Abkürzung für Jean Louis Marie Poiret ispr.
poareh), geb. 1755 zu St. Quentin; er bereiste die Ber-
derei und starb 7. April 1834 in Paris. Sein Haupt-
werk ist die "Vo^aFL 6n Lardai-is" (2 Bde., 1789).
Poissy (spr. pöassih), Stadt im franz. Depart.
Seine-et-Oise, Arrondissement Versailles, links an
der hier viele Inseln bildenden Seine, 23 km im
WNW. von Paris, an der Linie Paris-Rouen der
Westbabn und an der großen Pariser Gürtelbahn,
am Westrande des Waldes von St. Germain-cn-
Laye, hat (1891) 4905, als Gemeinde 6432 E.,
Pensionate, ein Centralgefängnis, Steindrucke,
Vleistiftfabrikation und bedeutenden Viehhandel zur
Versorgung von Paris; die Donnerstag-Viehmärkte
wurden von Ludwig IX. eingerichtet, der auch die
Seinebrücke mit 37 gleichen Bogen (wovon später
19 abgebrochen wurden) erbaute. Interessant ist die
im 12. Jahrh, erbaute und neuerdings im Innern
restaurierte Kirche. In P. wurde im Sept. 1561 in
Anwesenheit Karls IX. ein Religionsgespräch kath.
und prot. Theologen (Theodor Beza) gehalten.
Poitiers (spr. pöatieh). 1) Arrondissement im
franz. Dcpart. Vienne, hat auf 1911,35 <^m (1891)
124505 E., 10 Kantone und 87 Gemeinden. -
2) Hauptstadt des Depart. Vienne und früher von
Poitou, liegt auf einem Kalkplateau, das im O.
und N. vom Clain, im W. von der Voivre bis auf
eine 490 ni breite Stelle im S., La Porte Tranchee,
umflossen wird, mit Vorstädten in den Flußthälern,
wovon die südlichsten durch einen 300 m langen
Tunnel verbunden werden, an den Linien Tours-
Bordeaux, P.-Bersac (120 km, nach Limoges) und
P.-Argenton-Chateaurour (143 km) der Orlsans-
bahn sowie Angers-P. (157 km) und Niort-P.
(78 km) der Staatsbahnen, ist düster und schlecht
gebaut, mit alten Ringmauern und 6 Thoren, Sin
der 34. Infanterie- und 9. Artilleriebrigade, des
Präfekten, eines Bischofs, eines Appellhofs,
Gerichtshofs erster Instanz, Handelsgerichts und
einer Filiale der Bank von Frankreich, hat (1891)
28884, als Gemeinde 37497 E., in Garnison das
125. Infanterie- und das 20. und 33. Artillerie-
regiment, eine Akademie mit 3 Fakultäten (die 1431
von Karl VII. gegründete Universität ging während
der Revolution ein), eine Vorbereitungsschule für
Mediziner und Pharmaceuten, je eine Zeichen-,
Ackerbau- und Hebammenschule, ein großes Se-
minar, ein Lyceum, Lehrerseminar, Erziehungs-
anstalten, ein Gestüt, ein Hospital, Bibliothek
(30000 Bände, 400 Handschriften), ein Museum
der schönen Künste und Architektur und andere
Sammlungen, botan. Garten, Spartake; Brauerei,
Strumpfwirkerei, Tuchmacberei, Fabrikation von
Kurzwaren (Quincaillerie), Lohgerberei und Handel
mit Samen, Getreide, Fellen, Federn, Kastanien
(Marrons de Civray), Wachs, Honig, Wein, Essig
und Branntwein. Von Gebäuden sind zu bemerken:
die Kathedrale St. Pierre (1162-1379) mit drei-
schiffigem Innern; die Kirche Ste. Radegunde, ge-
gründet gegen 560 von der gleichnamigen Königin
lGemahlin Chlotars I.), mit dem in der Krypta be-
findlichen Sarkophag dieser Heiligen der Stadt;
Notre-Dame in byzant.-roman. Stil aus dem
11. Jahrh., mit Anbauten des 15. und 16. Jahrh,
und einer berühmten Facade; St. Moutierneuf aus
dem 11. Jahrh.; St. Hilaire, die alte Abteikirche,
die schon vor dem 6. Jahrh, gegründet sein soll und
im 12. Jahrh, umgebaut wurde; der viereckige,
13 iu lange Tempel St. Jean mit Marmorsäulen
und Fresken (11. Jahrh.) im Innern gilt für ein
aus dem 6. Jahrh, stammendes Baptisterium; der
Iustizpalast enthält noch Reste des Schlosses der
Grafen von Poitou; das Hotel de Ville ist ein sckö-
ner Renaissancebau (1868-75) und enthält die
Bibliothek und die Museen, und in der nordöstl.
Vorstadt St. Saturnin ist ein Dolmen, Pierre Levee
genannt. Im S. der Stadt ist der Parc de Blossac
mit zwei Marmorgruppen von Etex, mit Resten alter
Wälle und schöner Aussicht ins Claintbal.
P., das alte I^imonum im Lande der Pictavi
(Pictones), hieß auch?ictHvwiu, wurde 350Bisckofs-
sitz, später Hauptstadt von Aquitanien; bis 1405
wurden hier 23 Konzile abgehalten. Als es 1569
im Besitz der Hugenotten war, wurde es von dem
Marschall St. Andre erobert. Das Edikt von P.,
das 1577 im Anschluß an den Frieden von Ber-
gerac erlassen wurde, bestätigte im wesentlichen die
Bestimmungen des Friedens zu St. Germain von
1570. In der Umgebung von P. wurden drei wich-
tige Schlachten geschlagen: 26 km südlich beim
Dorfe Vougle^, auf dem Campus Vogladensis, schlug
507 Chlodwig die Westgoten unter Alaricd II.;
Karl Martell schlug 7. Okt. 732 bei P. die Sara-
cenen unter Abd ar-Rahman (s. d.) und rettete
dadurch Westeuropa vor dem Islam; die dritte
! Schlacht fand 10 km südöstlich bei Maupertuis
! (s. d.) 19. Sept. 1356 statt.
Poitiers, Diane de, s. Diane de Poitiers.
! Poitou (spr. pöatuh), ehemalige Provinz im
westl. Frankreich (s. Historische Karten von Frankreich,
Bd. 7, S. 80) mit der Hauptstadt Poitiers (s. d.),
^ zerfiel in Ober-Poitou (das heutige Depart. Vienne)
und Nieder-Poitou (die heutigen Depart. Deup
! Sövres und Vendse). Ehemals von den gallischen
Pictonen bewobnt, wurde P. von den Römern mil
^HuitHnia Zocunäa vereinigt. Im 5. Jahrb. be-
setzten es die Westgoten, 507 die Franken; zur Mero-
wingerzeit gehörte es den Herzögen von Aquitanien,
bis es Pippin mit der frank. Krone vereinigte. Ende