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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Po-jang-hu – Pola

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Poitou'

des 9. Jahrh. machten sich die von den Karolingern eingesetzten Grafen von P. erblich und nannten sich Herzöge von Aquitanien. Die Erbtochter des letzten Herzogs, Eleonore (s. d.), brachte das Land 1137 an Ludwig VII. von Frankreich, nach ihrer Wiedervermählung mit Heinrich von Anjou 1154 an England. Philipp II. August nahm es aber 1204 dem engl. König Johann ohne Land, und 1259 wurde es förmlich an Frankreich abgetreten. 1228–71 gehörte es Alfons, dem Bruder Ludwigs IX., der ohne Erben starb. 1360 kam P. abermals an England, wurde aber 1371 von Karl V. zurückerobert, der es seinem Bruder Johann, Herzog von Berry, gab; als dieser 1416 starb, fiel es wieder an die Krone Frankreichs.

Po-jang-hu, großer See in der chines. Provinz Kiang-si, so genannt nach der Stadt Po-jang-hien (Shao-tschau-fu) an seinem östl. Ufer. Er mündet 18 km unterhalb Kiu-kiang (48 km zu Wasser) bei Hu-kou (Seemündung) in den Jang-tse-kiang, nimmt aber erst 48 km weiter südlich eine größere Fläche ein, die sich 64 km in südl. Richtung erstreckt bei einer durchschnittlichen Breite von etwa 24 km. Eine Anzahl Eilande, darunter Ta-ku-schan im N., und die Berge des Festlandes geben dem See ein malerisches Ansehen. Die meisten Gewässer der Provinz münden hier, darunter der Kan-kiang im S., der Siu-Ho im SW., der Kin-kiang und der Po- oder Tschang-kiang die bedeutendsten sind. Neben den Flußrinnen ist der See seicht oder besteht (im Winter) aus zähem Schlamm. Im Sommer giebt das Stauwasser des Jang-tse-kiang dem See ein stattliches Ansehen. Die Schiffahrt ist bedeutend. Im S. liegt der Hafen Wu-tschöng, im NW. Nan-kang-fu.

Pokāl (vom ital. boccale), ein in der Form dem Kelch verwandtes Trinkgefäß, in der Regel aber mit einem Deckel versehen, der entweder mit einem einfachen Knopf oder mit Köpfen, kleinen Figuren und ähnlichem verziert ist. Der P. wurde allmählich zum Prunkgerät und wird als solches, ebenso wie im 15. und 16. Jahrh., noch heute aus Silber oder Gold gefertigt und mit reichem plastischen Schmuck im Relief, freistehenden Figuren oder Edelsteinen versehen. Eine eigenartige Verzierung erhielt der Münzpokal (s. Münzhumpen). Besonders reich an kostbaren P. ist das Grüne Gewölbe in Dresden, das Kunstgewerbemuseum zu Berlin, die königlich bayr. Schatzkammer in München. (S.Tafel: Goldschmiedekunst II, Fig. 1.)

Pökeln, eine auf dem Einsalzen (s. d.) beruhende Methode der Fleischkonservierung (s. d.), speciell auch der Fischkonservierung (s. d.). Der Name P. wird von dem Holländer Bökel (s. d.) abgeleitet, der die Methode des Einsalzens der Heringe und anderer Seefische verbesserte, das P. des Fleisches dagegen nicht erfunden oder verbessert hat.

Poken (Boken), eine Vorarbeit der Flachsspinnerei (s. d., Bd. 6, S. 859a).

Pokhur, englisch verderbt aus Puschkar (s. d.).

Pökilothérme Tiere, s. Wärme (tierische).

Pökling, soviel wie Bückling (s. d.).

Pokolvar, Hautkrankheit, s. Aleppobeule.

Pokulieren (lat.), bechern, zechen.

Pokutĭen (d.h. hinter Kuty), Landstrich in Galizien, zwischen den Flüssen Pruth und Czeremoß und den Karpaten, ist sehr fruchtbar und mit Weizen, Mais und Tabak bebaut. Die Bewohner sind Ruthenen. Hauptorte sind Kuty und Kolomea.

Pol (grch., «Drehpunkt»), s. Pole. ↔

Pol, Wincenty, poln. Dichter, geb. 20. April 1807 in Lublin, ward 1830 Lehrer der deutschen Sprache und Litteratur an der Universität Wilna, nahm am Unabhängigkeitskampfe teil und besang in Dresden das eben Durchlebte in den zündenden «Pieśni Janusza» ("Lieder des Janusz", Par. 1833). Zurückgekehrt nach Galizien wurde er Landwirt, nachdem er die Tatra durchstreift hatte (die Eindrücke derselben schildern seine «Lebens- und Reisebilder», Bresl. 1846). Nach schlimmen Erlebnissen (1846–48) wurde er 1849 mit dem Lehrstuhl für Geographie an der Universität Krakau betraut, 1853 wieder abgesetzt. Er lebte seitdem in Krakau und Lemberg, erblindete und starb 2. Dez. 1872 in Krakau. Der demokratische Zug des Sängers des Janusz hallte zwar noch nach in dem populären «Lied von unserm Lande» (Pos. 1843; deutsch ebd. 1870), aber bald entpuppte sich P. als einseitiger Verehrer der Tradition, des alten adligen Lebens sowie als Gegner der neuern Zeit und ihrer Ideen. Schon 1840 war die erste seiner Erzählungen in Versen (Gawęda, s. d.) «Vom Herrn Winnicki» erschienen, von 1854 an folgten andere, darunter die hervorragendste, die Ritterrhapsodie «Mohort» (1855, Leben und Kämpfe eines alten Grenzobersten), «Vit Stwoss» (der Künstler und seine Blendung in Nürnberg) u.a.; in den spätern läßt das Talent entschieden nach. Außerdem verdankt die Litteratur P. lyrische und religiöse Strophen, Stimmungsbilder mit wehmütigem Rückblick auf sein Leben. Seine gesammelten Werke erschienen in Lemberg (10 Bde., 1875–78).

Poel (Pöl), eine zu Mecklenburg-Schwerin gehörige Insel der Ostsee, nördlich von Wismar, mit 37 qkm Flächenraum, hat fruchtbaren Boden und starke Fischerei. Hauptort ist Kirchdorf am Nordende einer tiefen Einbuchtung mit (1890) etwa 930 E., Post, Telegraph, evang. Kirche und Schloßruine. Die Insel war 1648–1803 schwedisch und hat wahrscheinlich früher einmal mit dem Festlande zusammengehangen.

Pola. 1) Bezirkshauptmannschaft in Istrien, hat 717,82 qkm und (1890) 58959 (34214 männl., 24745 weibl.) E. in 6 Gemeinden mit 70 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Dignano, P. und Rovigno. –

2) P., slaw. Pulj, Hafenstadt und Festung, nahe der Südspitze der Halbinsel Istrien, im Innern einer den geräumigen und sichern Hafen bildenden Bucht (s. den Plan: Triest, Fiume und Pola, beim Artikel Triest), seit 1850 Hauptkriegshafen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, an der Linie Triest-P. (128 km) der Österr. Staatsbahnen, ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts (224,58 qkm, 38937 E.), Hafenadmiralats, Hafenamtes, Festungs- und Seearsenalkommandos, Hydrographischen Amtes, einer Militärhafenbaudirektion, Genie-, k. k. Eisenbahnbetriebsdirektion und Artilleriekommission sowie eines Domkapitels, hatte 1851: 1100, 1880: 25173, 1890: 31623, als Gemeinde 38937 (23729 männl., 15208 weibl.) E. (18680 Italiener, 9823 Kroaten, 4419 Deutsche), in Garnison 3 Bataillone des 97. Infanterieregiments «Freiherr von Waldstätten» und 2 Bataillone des 4. Festungsartillerieregiments «Graf Colloredo-Mels». Großartig sind die Reste von Bauten aus röm. Zeit: der Tempel des Augustus und der Roma (19 v.Chr.), 8 m hoch und 16 m breit, mit Portikus von 7 korinth. Säulen und trefflichen Friesornamenten, das kolos-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 222.