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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Portland (Grafen- und Herzogstitel) – Porto-Ferrajo

Portland (spr. pohrtländ), engl. Grafen- und Herzogstitel, in dem aus Geldern stammenden Hause der Bentinck (s. d.), dessen erster Träger William Bentinck, geb. 1649, war. Er war langjähriger Genosse und Jugendfreund Wilhelms von Oranien, begleitete ihn 1688 nach England und wurde, nachdem dieser als Wilhelm III. den engl. Thron bestiegen hatte, 1689 zum Baron Cirencester, Viscount Woodstock und Grafen von P. sowie zum Mitglied des Geheimen Rats erhoben. Er hatte bereits vorher als Wilhelms Vertrauter mit den führenden engl. Lords verhandelt und wurde nun zu den wichtigsten diplomat. Sendungen benutzt. Trotz seines engen Freundschaftsverhältnisses zum König legte er 1699 aus Eifersucht gegen einen andern Günstling Keppel-Albemarle seine Hofämter nieder. Er starb 23. Nov. 1709. – Sein Urenkel, William Henry Cavendish-Bentinck, dritter Herzog von P., geb. 14. April 1738, trat 1762 ins Oberhaus, war eng mit Rockingham verbunden und stellte sich so scharf zur Whigopposition gegen Grafton, daß man ihn sogar für den Verfasser der Briefe des Junius (s. d.) gehalten hat. Er blieb in der Opposition unter North, wurde unter Rockingham 1782 Lordlieutenant von Irland, schied aber mit Fox aus, als Shelburne (Lansdowne) ans Ruder trat. Er wurde April 1783 das nominelle Haupt des Koalitionsministeriums von Fox und North, das schon im Dezember von Georg III. beseitigt wurde. Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution wandte er sich von Fox allmählich ab und ging mit den sog. «alten Whigs» ins ministerielle Lager über. 1794–1801 war er unter Pitt Staatssekretär des Innern und blieb unter Addington und in Pitts zweitem Ministerium Kabinettsmitglied ; 1806 zog er sich zurück und übernahm 1807 nur widerstrebend die Leitung als Schatzlord, doch behielt er sie bis zu seinem Tod 30. Nov. 1809.

Portlandcement, s. Cement.

Portlandstufe, eine der obersten Stufen des Malms (s. d.) oder Weißen Juras in Südengland, Nordfrankreich und im nordwestl. Deutschland; zu Cement verarbeitbare mergelige Kalksteine gehören dem Malm in Südengland an.

Portland-Vase, eine jetzt im Britischen Museum zu London aufgestellte Vase, die mit Asche angefüllt in einem gut gearbeiteten Sarkophag in einem röm. Grabmal zur Zeit des Papstes Urban VIII. (1623–44) entdeckt wurde. Zunächst in die Barberinische Bibliothek zu Rom (daher auch Barberini-Vase genannt) gebracht, wurde sie später von dem Engländer Will. Hamilton erworben und kam bald darauf in das Museum der Herzogin von Portland zu London, bei dessen Versteigerung sie an das Britische Museum gelangte. Sie ist 0,24 m hoch, besteht aus blauem Glas und ist mit kunstvoll ausgeführten Reliefs aus weißem, opakem Glasfluß verziert, deren Deutung bis jetzt noch nicht gelungen ist. Einige Wahrscheinlichkeit hat Winckelmanns Deutung des einen Reliefs auf die Sage von Peleus und Thetis. Sie ist abgebildet in Millingens «Ancient unedited monuments», Bd. 1 (Lond. 1823).

Port-Launay (spr. pohr lonäh), Seehafen, s. Châteaulin 2.

Port-Louis (spr. pohr luih), Hauptstadt von Mauritius (s. d.).

Port-Mahon (spr. pohr), Hafenstadt, s. Mahon.

Port-May, s. Wladiwostok.

Port Moresby (spr. mohrsbĭ), Hafen an der engl. Südküste von Neuguinea, Centralpunkt für ↔ die Verwaltung des engl. Teils und Hauptsitz der Londoner Mission, welche von hier aus etwa 25 mit Einheimischen besetzte Stationen leitet.

Port-Natal, die seemännische Vorstadt von Durban (s. d.) in Natal in Südafrika; hier gelangen die Schiffe über eine schmale und seichte Barre (2½–5½ m) in die gesicherte Bai. P. steht durch eine Eisenbahn mit Durban in Verbindung.

Port-Nicholson (spr. nickŏls'n), Hafen von Wellington (s. d.), der Hauptstadt von Neuseeland.

Porto (ital.), Gebühr für die Beförderung von Postsendungen. (S. Postporto; ferner Briefporto, Drucksachensendungen, Geschäftspapiere, Postgeldsendungen, Postpaketsendungen, Postkarte, Portofreiheit, Warenproben.)

Porto, Stadt in Portugal, s. Oporto.

Porto-Alēgre oder Portalegre, Hauptstadt und Haupthafen des Staates Rio Grande do Sul im südl. Brasilien, am östl. Ufer des Ästuars des Jacuhy, das gegen Süden in die Lagoa dos Patos (s. d.) ausläuft. Die Stadt zählt etwa 40000 E., darunter etwa 4000 Deutsche, ist regelmäßig gebaut, steht durch Dampfschiffahrt auf dem Rio dos Sinos mit den deutschen Kolonien São Leopoldo u.s.w. und ebenso mit Rio Grande in Verbindung, ist Sitz eines Gerichtshofs, eines Bischofs und eines deutschen Konsuls, hat eine Kathedrale, eine theol. Fakultät, eine Lateinschule, ein Hospital, ein sehr schönes Theater, einen Hafen mit Molo und Schiffswerften und Ausfuhr von Tabak, Maté und Erzeugnisse des Ackerbaues und der Viehzucht. Wichtiger ist die Einfuhr, namentlich deutscher und engl. Waren. Der Großhandel ist meist in deutschen Händen. Eisenbahnen führen nach der Kolonie Hamburger Berg im Norden (42 km) und nach Cacequy im Westen. Fortsetzungen sind im Bau.

Porto-Alēgre, Manoel de Araujo, brasil. Dichter, s. Araujo Porto-Alegre.

Portobello, Stadt in Columbia, s. Puerto-Belo.

Portobello, Stadt und Seebad in der schott. Grafschaft Edinburgh, am Firth of Forth, 3 km im O. von Edinburgh, dessen Vorstadt sie bildet, mit (1891) 8684 E., schönem Strand, Esplanade und Pier, wird von Edinburgh aus viel besucht; hat Fabrikation von Flaschen, Backstein, Papier und Steingut.

Porto-Chélion, Hafenort im Peloponnes, s. Kranidion.

Porto d'Anzio, ital. Badeort, s. Anzio.

Porto di Civitanova, Hafenort, s. Civitanova-Marche.

Porto do Ilheo (spr. iljéu), Sandwichhafen, Hafen an der Küste von Deutsch-Südwestafrika (s. d., Bd. 5, S. 224b).

Porto-Empedŏcle, Hafen von Girgenti (s. d.).

Porto-Ferrājo, Hauptstadt der Insel Elba (s. d.) und des Kreises P. (23997 E.) der ital. Provinz Livorno, an der Nordküste und dem stark befestigten Hafen mit Leuchtturm, zwischen Bergen gelegen und mit Livorno und Piombino durch Dampfer der Società Florio-Rubattino verbunden, Sitz eines deutschen Konsularagenten, hat (1881) 3737, als Gemeinde (einschließlich 16 E. auf Monte-Cristo) 5633 E., Fischfang (Thunfische) und Handel mit Eisen und Salz; viele Landhäuser an der Straße nach Porto-Longone und einen Bagno mit Gefängnis. Zwischen den von Cosimo I. auf hohem Felsen über dem Hafen angelegten Kastellen Falcone und Stella die Villa San Martino, in der Napoleon I. vom 5. Mai 1814 bis 26. Febr. 1815 residierte.