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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Portugal (Klima. Bevölkerung. Land- und Forstwirtschaft)

Gebirge erreicht am Scheitel des Malhão da Serra 1993 m, setzt sich durch Estremadura als niedriger Plateauzug bis zum Meere fort, gegen welches es am steilsten in der Serra de Cintra und dem 127 m hohen Cabo da Roca, der westlichsten Spitze des europ. Festlandes, abstürzt. Im äußersten Süden steigt als westl. Fortsetzung des Marianischen Gebirgssystems das Grenzgebirge zwischen Alemtejo und Algarve (s. d.) oder die Serra de Monchique allmählich aus den Heidestrecken von Alemtejo bis 903 m Höhe an. Das Gebirge besteht aus parallel von O. gegen W. laufenden Ketten, welche in immer tiefer und enger werdende Thäler hinabfallen, bis die letzte die heiße und sandige Küstenlandschaft Algarves erreicht. Das Kap São Vicente ist der letzte nur 120 m hohe Vorsprung, zugleich die südwestlichste Spitze von Europa. Im Norden des Mondego liegt die Terrasse von Ober-Beira mit durchschnittlich 500 m hohen, wenig bebauten, aber herdenreichen Bergflächen, von zahlreichen tiefen, engen und fruchtbaren Thälern durchfurcht, deren Flüsse meist dem Douro (span. Duero, s. d.) zufließen. Links vom untern Douro steigt der Montemuro zu 1389 m an. Am dichtesten zusammengedrängt sind die im Norden dieses Flusses hinziehenden Felsenkämme, Verzweigungen des Gebirgslandes von Leon und Galicien; dort steigen in Minho (s. d.) die Serra do Soajo 2400 m und die Serra do Gerez 1468 m empor. Die Serra do Marão in Tras os Montes erreicht zwischen Corgo und unterm Tamega 1422 m, die Cimas de Mogadouro und die Serra de Roberedo zwischen unterm Sabor und Douro 1008 m. Noch höher sind die Serras, welche weiter nordwärts die Verbindung mit der Serra Mamede und andern Gliedern des Galicischen Gebirgssystems herstellen. Fast alle bestehen aus Granit oder krystallinischen Schiefern, während weiter südlich jüngere niedrigere Kalk- und Schiefergebirge auftreten. Ebenen finden sich in Alemtejo, Estremadura und Beira, die größtenteils den Charakter von Charnecas oder Heideflächen haben. Die wichtigsten Flüsse sind der von Mertola ab schiffbare Guadiana, welcher zum Teil die südöstl. Grenze bildet, der Tejo (span. Tajo, s. d.) und der Douro, von denen jener bei Villa-Velha do Rodão, dieser bei Torre de Moncorvo schiffbar, jener bis Vallada, dieser bis Oporto mit Hilfe der Flut von Seeschiffen befahren wird, endlich der von Salvatierra an schiffbare Minho (s. d.) an der Nordgrenze. Im Unterlauf schiffbare Küstenflüsse sind Lima (Limia), Cavado, Vouga, Mondego, Sado (Sadão) und Mira. Landseen hat P. nicht, außer einigen Bergseen in der Serra da Estrella; dagegen giebt es zahlreiche, freilich meist schlecht benutzte Mineralquellen.

Das Klima ist mild und gesund. Es weist ein größeres Maß von Niederschlägen und nicht die großen Temperaturkontraste auf wie der größte Teil Spaniens; die vorherrschenden Seewinde erfrischen die Küstengegenden und mildern die Kälte des Winters wie die Hitze des Sommers. Beide nehmen nach dem Innern mit der Bodenerhebung zu. Die mittlern Jahrestemperaturen von Oporto, Coimbra und Lissabon sind ziemlich gleich, die Extreme bei Coimbra am größten. Die mittlere Jahrestemperatur von Lagos ist 17,45° C., das Maximum 38,3° C., Minimum 3,6° C. Von Guarda (in 1039 m Höhe) ist das Jahresmittel 10,9° C., das Maximum 34,4° C., das Minimum -7,1° C. Im Januar beginnt der Frühling; vom März an wechseln Regen und Stürme mit trockner Hitze. Die Ernte ist im Juni (die vom Mais und Wein im September bis Oktober); von Ende Juni bis Anfang September verwelkt der Pflanzenwuchs zum großen Teil unter der starken Besonnung. Regen ist, abgesehen von der Provinz Minho und den Gebirgen, im Sommer selten. Die Menge nimmt landeinwärts und mehr noch nach Süden zu ab, ist aber im Durchschnitt größer als in Spanien. So hat Oporto 1335, Guarda 1000, Lissabon 744, Lagos 585 mm im Jahre. Der vorherrschende Seewind von NW. und W. mäßigt die Hitze des Tags und im Innern bringen Bergwinde von N. Kühle während der Nacht. Ende September nach dem ersten Regen wird die Erde aufs neue mit frischem Grün bekleidet. Der gegen Ende November eintretende Winter bringt heftige Regengüsse und Stürme, die aber mit heiterm Wetter abwechseln. Nur in den höchsten und nördlichsten Landesteilen zeigt sich öfters Frost und Schnee. Gewitter sind selten (Herbst und Winter). Die Vegetation schließt sich eng an die Spaniens (s. d.) an, entbehrt aber der Wälder vom mitteleurop. Charakter, da die Südgrenzen der Buche, Birke und Fichte bereits auf nordspan. Gebiet fallen. Bei Lissabon ist die Kultur der Dattelpalme möglich, freilich ohne normalen Fruchtertrag wie bei Elche. Über die Fauna s. Spanien.

Bevölkerung. P. hatte 1878: 4550699 (2175829 männl., 2374870 weibl.) E. und 1890: 5082257 E., davon kommen auf die Inseln 390134 E. Von 1869 bis 1878 betrug die Zunahme nur 4,5 Proz., 1878-90: 11,7 Proz. Zwei Städte, Lissabon und Oporto, haben über 100000 E., vierzehn Städte, darunter Funchal auf Madeira und Ponta Delgada aus S. Miguel, zwischen 10 und 30000 E. In den zwei nördlichsten Provinzen besteht die Bevölkerung vorwiegend aus Galiciern (Gallegos) und teilt physisch und geistig die Eigenschaften der Bewohner von Spanisch-Galicien, vor allem auch deren Arbeitsamkeit. Im übrigen P. wohnt ein Mischvolk, hervorgegangen aus den alten Lusitaniern, Römern, Arabern und Kolonisten aus Frankreich, England, Holland und Friesland, die man zur Zeit der Kreuzzüge heranzog, endlich aus der Vermischung mit zwangsweise getauften Juden, den reichsten und gebildetsten ihrer Rasse in ganz Europa. Zigeuner und Neger fehlen ebenfalls nicht. Im ganzen aber erscheint die Bevölkerung jetzt als einheitliche in Gesichtsausdruck, Charakter sowie Sprache. Im eigentlichen P. beträgt die ländliche Bevölkerung 3,6, die städtische nur 0,49 Mill. Die Zahl der Eheschließungen belief sich (1890) auf 35769, die der Geburten auf 164627, darunter 19994 außereheliche, die der Todesfälle auf 112213. Die natürliche Vermehrung beträgt etwa 12 Promille. Nach amerik. Angaben landeten (1891) 30071 Auswanderer in Brasilien und 1590 in den Vereinigten Staaten. Die röm.-kath. Kirche ist die alleinige Landeskirche (religião do estado), daneben aber jedes Glaubensbekenntnis geduldet. Der Patriarch von Lissabon nimmt eine selbständige Stellung ein; unter ihm und den Erzbischöfen von Braga (Primas) und Evora stehen 9 Bistümer mit 4043 Pfarreien. Die früher sehr zahlreiche Klostergeistlichkeit ist seit 1834 durch Aufhebung der Mönchsklöster beseitigt. Sieben prot. Gemeinden in Lissabon und Oporto haben zusammen etwa 500 Mitglieder.

Land- und Forstwirtschaft. Nur die Hälfte der Oberfläche steht unter Kultur. Abgesehen vom Dünensande und nackten Fels, ist der Boden meist leicht und fruchtbar, wo hinreichend Regen fällt oder künstliche Bewässerung eingeführt ist. Wo letztere