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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Praga; Prag-Duxer Eisenbahn; Prägedruck

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Praga – Prägedruck

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Prag'

Klöstern geschmückt wurde. Auch die königl. Burg wurde von ihm neu aufgebaut, und 1344 der Grundstein zum Veitsdome, der Kathedralkirche des auf seine Verwendung zum Erzbistum beförderten Prager Bistums, gelegt. Ihm dankt P. auch die Gründung der Universität (1348). In den Hussitenstürmen wurde 1419 die Kleinseite arg verwüstet und 1420 nach der Schlacht auf dem Pankracer Felde die Burg Wyšehrad gänzlich zerstört. In demselben Jahre schlugen die Hussiten unter ihrem Anführer Žižka den Kaiser Sigismund an dem nach jenem benannten Žižkaberge. 1424 mußte sich P. während des zwischen den Pragern und Hussiten ausgebrochenen Krieges an Žižka ergeben. Die höchste Stufe der Macht und des Ansehens erreichten die Prager Städte in den Zeiten Georgs von Podiebrad und der Könige der Jagellonischen Dynastie. Infolge der Beteiligung an der Erhebung der böhm. Stände im Schmalkaldischen Krieg verloren jedoch die Prager Städte 1547 den weitaus größten Teil ihrer Privilegien und Güter. Einigen Ersatz hierfür erhielt P. dadurch, daß es bis 1618 die Residenz der kunstsinnigen Nachfolger Kaiser Ferdinands I., insbesondere Rudolfs II. (1576-1612) und Matthias’ (1612-19), und sonach auch in gewisser Hinsicht der Mittelpunkt der habsburg. Monarchie war. Der Dreißigjährige Krieg nahm durch den Fenstersturz der böhm. Statthalter (s. oben) seinen Anfang. Am 8. Nov. 1620 kam es auf dem eine Stunde westlich von P. gelegenen Weißen Berge zur Schlacht zwischen Friedrich V. (s. d.) von der Pfalz und dem Kaiser Ferdinand II., die jenem die Krone kostete und die Stadt in die Hände des Kaisers brachte. 1631 wurde P. von den Sachsen erobert, aber durch Wallenstein ihnen wieder entrissen. Am 30. Mai 1635 kam es hier zwischen dem Kaiser und Kursachsen zum Frieden (Prager Frieden; s. Dreißigjähriger Krieg, Bd. 5, S. 505 a). 1648 verteidigten die Bürger und Studenten P. gegen Königsmark, der 15. Juli die Kleinseite eroberte; bevor er noch die Altstadt angreifen konnte, wurde der Friede geschlossen. Im Österreichischen Erbfolgekriege wurde die Stadt 26. Nov. 1741 von den Franzosen und Bayern genommen, im Jan. 1743 aber wieder zurückerobert. An Friedrich d. Gr. übergab sie sich im Sept. 1744 durch Kapitulation. Im Siebenjährigen Kriege (6. Mai 1757) schlug Friedrich d. Gr. am Žižkaberge den Prinzen Karl von Lothringen, der sich nach P. zurückzog und hier belagert wurde, bis ihn Dauns Sieg bei Kolin (18. Juni 1757) befreite. Die vier Prager Städte wurden 1784 durch Kaiser Joseph II. zu einer einzigen vereinigt. Im Juli und Aug. 1813 fand zu P. eine Friedenskonferenz zwischen Österreich, Preußen und England mit Frankreich statt, die zu keinem Resultat führte. Ende Mai 1848 trat hier ein allgemeiner Slawenkongreß zusammen, der bei dem mittlerweile 11. Juni ausgebrochenen slaw.-demokratischen Aufstand auseinandergesprengt wurde. Die Altstadt und Neustadt wurden bei dieser Gelegenheit durch den Fürsten Windischgrätz zwei Tage hindurch beschossen. Während des Deutschen Krieges von 1866 wurde die Stadt 8. Juli von den Preußen besetzt und blieb es bis nach dem Frieden, welcher 23. Aug. (ratifiziert 30. Aug.) 1866 hier abgeschlossen wurde. Die wichtigsten Bestimmungen dieses Prager Friedens, mit den Präliminarien von Nikolsburg wesentlich übereinstimmend, sind folgende:

  • Art. 2. Der Kaiser von Osterreich giebt seine ↔ Zustimmung zur Vereinigung des Lombardisch-Venetianischen Königreichs mit dem Königreich Italien.
  • Art. 4. Der Kaiser von Österreich erkennt die Auflösung des bisherigen Deutschen Bundes an und giebt seine Zustimmung zu einer neuen Gestaltung Deutschlands ohne Beteiligung Österreichs, erkennt ebenso das engere Bundesverhältnis an, welches der König von Preußen nördlich von der Linie des Mains begründen wird, und erklärt sich damit einverstanden, daß die südlich von dieser Linie gelegenen deutschen Staaten in einen Verein zusammentreten, dessen nationale Verbindung mit dem Norddeutschen Bunde der nähern Verständigung zwischen beiden vorbehalten bleibt, und der eine internationale unabhängige Existenz haben wird.
  • Art. 5. Der Kaiser von Österreich überträgt auf den König von Preußen alle seine im Wiener Frieden vom 30. Okt. 1864 erworbenen Rechte auf die .Herzogtümer Holstein und Schleswig mit der Maßgabe, daß die Bevölkerung der nördl. Distrikte von Schleswig, wenn sie durch freie Abstimmung den Wunsch zu erkennen gebe, mit Dänemark vereinigt zu werden, an Dänemark abgetreten werden solle. (Dieser Zusatz wurde aber durch den in Wien 11. Okt. 1878 zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn abgeschlossenen Vertrag wieder aufgehoben.) Art. 6 betrifft den unveränderten Territorialbestand des Königreichs Sachsen.
  • Nach Art. 11 verpflichtet sich der Kaiser von Österreich, 40 Mill. Thlr. Kriegsentschädigung an den König von Preußen zu zahlen: dafür übernimmt Preußen die an Österreich noch von Schleswig-Holstein zu zahlenden 15 Mill. Thlr. Kriegskosten und bringt 5 Mill. Thlr. für freie Verpflegung der preuß. Armee in den von ihr occupierten österr. Landesteilen in Abzug, so daß nur 20 Mill. Thlr. bar zu zahlen bleiben.

Litteratur. Tomek, Geschichte der Stadt P. (czechisch, 7 Bde., Prag 1855–85; deutsch, Bd. 1, ebd. 1856); ders., Geschichte der Prager Universität (ebd. 1849); ders., Dĕjepis mĕsta Prahy (11 Bde., ebd. 1855–94); ders., Starýmistopis Prahy (Bd. 1–5, ebd. 1866-75); Ambros, Der Dom zu P. (ebd. 1858); Herold, Malerische Wanderungen durch P. (2 Tle., ebd. 1866–84); Erben, Statistik der königl. Hauptstadt P. (ebd. 1872); Krebs, Die Schlacht am Weißen Berge bei Prag (Bresl. 1879); Řivnač, Fremdenführer durch P. und Umgebung (Prag 1884); desgl. kurzgefaßt (2. Aufl., ebd. 1886); Erben, Statist. Handbücher der königl. Hauptstadt P. und der Vororte für die J. 1871–92 (22 Jahrg. in 13 Bdn., ebd. 1873–94); Magnetische und meteorolog. Beobachtungen an der k. k. Sternwarte zu P. (ebd. 1891); Österr. Städtebuch (4. Jahrg., hg. von der statist. Central-Kommission in Wien, Wien 1893); Verwaltungsberichte von P. und Vororten für 1885–92 (4 Bde., Prag 1890–94).

Praga, der auf dem rechten Ufer der Weichsel gelegene Teil der Stadt Warschau (s. d.), mit dieser schon seit dem 16. Jahrh, durch eine feste Brücke verbunden, war bis 1791 ein besonderes Städtchen. P. bildete nach der Schlacht bei Maciejowice das letzte Bollwerk der Polen, wo sie sich in einem befestigten Lager zusammenzogen (23 000 Mann und 5000 bewaffnete Bürger unter dem Oberbefehl Zajonczeks). Dasselbe wurde 4. Nov. 1794 von den Russen unter Suworow erstürmt, wobei gegen 20 000 Polen umkamen.

Prag-Duxer Eisenbahn, s. Dux-Bodenbacher Eisenbahn.

Prägedruck, s. Reliefdruck und Hochdruck.