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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Probiergut - Probus
welche früher fast allgemein verbreitet war. In
den meisten europ. und amerik. Staaten drückt man
aber gegenwärtig wenigstens beim Münzwesen (in
Deutschland feit 1858) die Feinheit in Tausendteilen
der Mischung aus, so daß die Benennung P. hierbei
keinen Sinn mehr hat. (S. Fein.)
Problergut, s. Probierkunst.
Probierhähne, Hähne zur Erkennung des
Wasserstandes im Dampfkessel (s. d., Bd. 4,
S. 727 d).
Probierkunst oder Dokimasie, der Teil der
analytischen Chemie, der die Verfahren lehrt, nach
denen Erze, Hüttenprodukte und Legierungen zur
Ermittelung ihres Gehalts und Wertes (Einlösung,
Kaufsprobe) oder zur Kontrolle ihrer Verhüttung
und Darstellung (Betriebs-Kontrollprobe) unter-
sucht werden. Die zu untersuchende Substanz wird
als Probiergut, die behufs Prüfung vorzu-
nehmender Arbeiten als Probieren, der Zütten-
mann, der mit Ausführung dieser Arbeiten betraut
ist, als Probier er oder Ward ein bezeichnet.
Eine amtliche Probieranstalt zur Untersuchung
von Gold- und Silberbarren besteht im Deutschen
Reiche nur in Frankfurt a. M. Das Probieren
gefchah früher fast nur auf trocknen: Wege (Pro-
bieren in der Muffel, vor dem Lötrohr), in der
Neuzeit kommt das Probieren auf nassem Wege
mehr und mehr zur Geltung. - Über die verschiede-
nen Arten des Probicrens f. Nasser Weg, Trockner
Weg, sseinprobe, Goldprobe. - Vgl. Kerl, Probier-
buch (Lpz. 1880); ders., Metallurgische P. (2. Aufl.,
ebd. 1882); derf., Die Fortschritte in der metallur-
gischen P. (ebd. 1887).
Probiernadel, Werkzeug zur Prüfung des Fein-
gehalts des Goldes und Silbers, s. Goldprobe.
Probierstein, s. Kieselschiefer und Goldprobe.
Probität (lat.), Nechtschaffenhcit.
?rodi-viri, lüoiie^i äsi, s. Gewerbegerichte
(Bd. 7, S^ 978 a).
Problem (grch.), eine wissenschaftliche Aufgabe
oder Frage, welche noch der Entscheidung harrt.
Problematisches Urteil, ein folches, das
die Wahrheit des Ausgefagten im Ungewissen
laßt (es kann so fein und kann auch nicht fein).
Das P. oder die Aufgabe in der Mathematik
enthält die Forderung, etwas Unbekanntes aus ge-
gebenen Größen oder Bestimmungen zu finden. Die
gesuchte Größe nennt man die Auflösung der
Aufgabe. Eine Aufgabe, deren Auflösung möglich
ist, kann bestimmt oder unbestimmt sein. Bestimmt
heißt sie, wenn sie nur eine oder mehrere der Anzahl
nach bestimmte Auflösungen zuläßt. Uubestimmt
heißt eine Aufgabe, wenn sie unzählige Auflösungen
von beliebig kleinen Abweichungen zuläßt; dies ist
dann der Fall, wenn die zur Auflösung nötigen Be-
stimmungen in ungenügender Anzahl vorbanden
sind. In der Algebra ist eine Aufgabe bestimmt,
wenn ebenso viele voneinander unabhängige Glei-
chungen als unbekannte Größen vorhanden sind.
Sind weniger solche Gleichuugen vorhanden, so ist
die Aufgabe unbestimmt; sind aber mehr Gleichun-
gen vorhanden, so ist sie überbestimntt und ihre Auf-
lösung unmöglich. Auch in der Geometrie kann der
letztere Fall vorkommen: z. B. wenn verlangt wird,
durch vier gegebene Punkte einen Kreis zu beschrei-
ben, was nur dann möglich ist, wenn auf dem durch
drei der gegebenen Punkte gehenden Kreis der vierte
Punkt liegt. Daher gehört zur Erledigung einer
Aufgabe ihre Determination, die angiebt, ob
und bei wclcken Beziehungen zwischen den gegebenen
Größen die Aufgabe einfach oder mehrfach bestimmt,
unbestimmt oder unlösbar ist.
Problematische Naturen nennt Goethe in
"Dichtuug und Wahrheit" die Menschen, "welche
keiner Lage gewachsen sind, in der sie sich befinden,
und denen keine genug thut". Dieses Wort Goetbes
wählte Spiclhagen nicht ganz zutreffend als Titel
seines Romans "Problematische Natureu" (Berl.
1861), der in einer Reihe von Charakteren aus der
Zeit von 1818 den unausgeglichenen Widerspruch
zwischen Ideal und Wirtlichkeit darstellt.
Probolinggo, Nesidentschaft auf Java, im öst-
lichsten Teil der Insel, im W. von Pasuruan, im
O. von Vesuki begrenzt, hat auf 3462 ykm (1892)
542 761 E., darunter 1389 Europäer und 3248 Chi-
nesen. Der Kauptort P., an der Nordküste, Madura
gegenüber, ist Hafenplatz, jetzt durch Eifenbahn mit
Pasuruan-Surabaja verbunden, und Zählt 7617 E.
?rod03oiäea, s. Nüsseltiere.
Probrachys (grch.), Vers von einer kurzen und
vier langen Silben l^---------------).
Probstheida, Torf in der fächs. Kreis- und
Amtsbauptmannschaft Leipzig, 5 km südöstlich von
Leipzig, hat (1890) 1479 E., darunter 26 Katho-
liken, Postagentur, Fernsprechverbindung, Kunst-
und Zandelsgartnerei, Noscnzüchterei; in der Nähe
Park Meusdorf und der Monarchenhügel. P. war
während der Völkerschlacht bei Leipzig (s. d., Bd. 11,
S.67d) 18. Ott. 1813 Mittelpunkt der franz.Stellung.
Probstzella, Dorf im Kreis Saalfeld des Her-
zogtums Sachsen-Meiningen, im Thüringer Wald,
am Einfluß der Zopte in die Loquitz, an den Linien
Gera-P. (92,i km) der Preuß. und P.-Lichtcnfels
(63,7 km) der Vayr. Staatsbahnen, bat (1890) 1103
evang. E., Post, Telegraph, schöne Kirche; Dampf-
fügewerk mit Kistenfabrik, Porzellanfabrik, große
Schieferbrüche. P. wird als Luftkurort besucht.
Probus, Mareus Aurelius, rö'm. Kaiser, geb.
19. Aug. 232 zu Sirmium in Pannonien, wurde
als Oberbefehlshaber im Orient nach dem Todc dcs
Kaisers Tacitus (im April 276) von seinen Truppen
in Emesa zum Kaiser ausgerufen. Ein Gegenprä-
tendent, Tacitus' Bruder Florianus, fiel durch seine
eigenen Leute; der Senat erkannte P. an, der sofort
thatkräftig den Grenzschutz des Reichs gegen die
andringenden Barbaren aufnahm. Er trieb 277
die Franken, Burgunder, Alamannen, Vandalen,
die in Gallien eingefallen waren, zurück und er-
neuerte den Grenzwall (fog. Pfahlgraben). Gleiche
Sorge trug er 278 für die Süddonauländer, für
Ägvpten und den Orient. Mit den Perfern schloß
er einen vorteilbaften Frieden. Auch der Empörer
Saturninus in Ägypten und die Gegenkaiser Pro-
culus und Bonosus in Gallien wurden rasch über-
wunden (279 und 280). Um den verödeten Grenz-
prooinzen Bevölkerung zu schaffen, siedelte er 279
in Mösien und Thrazien große Massen von Bar-
baren an, die leicht romanisiert wurden. Besondere
Sorge trug er für die Kultur des Bodens. So
hob er das alte, den alleinigen Vorteil Italiens be-
zweckende Verbot, in den transalpinischen Ländern
Olbäume und Neben zu pflanzen, auf und gab da-
durch den Anlaß zum Olbau in der Provence und
zum Weinbau in Gallien, am Rhein und in Panno-
nien. Die Strenge, womit er die Soldaten zu nütz-
lichen Arbeiten dieser Art nötigte, rief eine Meu-
terei hervor, in dor er im Sept. oder Okt. 282 bei
Sirmium erfchlagen wurde.
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