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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pyra; Pyralidae; Pyralis; Pyramidālgeschiebe; Pyramidālzahlen; Pyramīde; Pyramīden

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Pyra - Pyramiden

hang dieser Texte mit ähnlichen byzant.-röm. Litteraturerzeugnissen dar und gab selbst einige solche Texte (Petersb. 1862) heraus. Ferner schrieb er: "Geschichte der slaw. Litteraturen" (russisch, Petersb. 1865; 2. Aufl. in 2 Bdn. 1879-80; letztere ins Deutsche (Lpz. 1880-84), Französische und Czechische übersetzt), worin die Abteilung über die poln. Litteratur von W. Spasowicz verfaßt ist; "Die geistigen Bewegungen in Rußland in der ersten Hälfte des 19. Jahrh." (Bd. 1: "Die russ. Gesellschaft unter Alexander I.", russisch, Petersb. 1871 u. ö.; deutsch Berl. 1894), "Die litterar. Meinungen der zwanziger bis fünfziger Jahre" (russisch, Petersb. 1871), eine Biographie Vjelinskijs (russisch, 2 Bde., ebd. 1876), "Geschichte der russ. Ethnographie" (russisch, 4 Bde., ebd. 1892-94).

Pyra, Immanuel Jakob, Dichter, aeb. 25. Juli 1715 zu Cottbus, studierte 1734-38 Theologie in Halle, wurde Mitglied der Halleschen Dichterschule, lebte dann bei seinem Freunde Sam. Gotth. Lange zu Laublingen, war Hauslehrer in Poplitz und Heiligenthal, 1742 in Berlin und starb daselbst 14. Juli 1744 als Konrektor am Kollnischen Gymnasium. Durch den Halleschen Pietismus angeregt, widmete er sich der religiösen Poesie und dem Freundschaftskultus und ward damit ein Vorläufer Klopstocks. Es erschienen von ihm: "Tempel der wahren Dichtkunst" (Halle 1737), "Thyrsis' (Pyras) und Dämons (Langes) freundschaftliche Lieder" (Zür. 1745; neu hg. von Sauer, Heilbr. 1885). In seinem "Er weis, daß die Gottschedianische Sekte den Geschmack verderbe" (Hamb. und Lpz. 1743 und Fortsetzung 1744) offenbarte er sich als ein sehr gefährlicher, schlagfertiger und zugleich kenntnis- und geschmackvoller Gegner Gottscheds. - Vgl. Waniek, Immanucl P. und sein Einfluß auf die deutsche Litteratur des 18. Jahrh. (Lpz. 1882).

Pyralidae, s. Zünsler.

Pyralis, s. Fettschabe.

Pyramidālgeschiebe, s. Sandschliffe.

Pyramidālzahlen, s. Figurierte Zahlen.

Pyramīde (grch.), ein geometr. Körper, der von einer ebenen, geradlinigen Figur als Grundfläche und so vielen in einem Punkte zusammenstoßenden Dreiecken, als die Grundstücken Seiten hat, begrenzt wird. Die Dreiecke heißen die Seitenflächen, der Punkt die Spitze; ihr Abstand von der Grundfläche heißt die Höhe der P. Je nachdem eine P. 3, 4, 5 u. s. w. Seitenflächen oder zur Grundfläche ein Drei-, Vier-, Fünfeck u. s. w. hat, heißt sie drei-, vier-, fünfseitig u. s. w. Der körperliche Inhalt einer P. ist gleich dem dritten Teile eines Prisma, das mit ihm gleiche Grundfläche und Höhe hat, und wird daher gefunden, wenn man die Grundfläche mit dem dritten Teile der Höhe multipliziert.

In der Anatomie sind die P. ein Teil des verlängerten Marks, s. Gehirn (Bd. 7, S. 676 d).

Über die P. als Bauwerk s. Pyramiden.

In der Krystallographie ist die P. eine in allen Krystallsystemen mit Ausnahme des regulären vorkommende Krystallform (Doppelpyramide), die von 8, im hexagonalen System von 12 Dreiecksflächen begrenzt wird. Die P., von der sich alle andern ableiten lassen, heißt Protopyramide. Abgeleitete Formen sind im tetragonalen und hexagonalen System Deutero- und Tritopyramide, und ditetragonale und dihexagonale P.; im rhombischen System Makro- und Brachy Pyramiden, im monoklinen Ortho- und Klinopyramiden.

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Die P. des monoklinen Systems bestehen aus 2 Hemipyramiden, die des triklinen aus 4 Tetartopyramiden. (S. auch Tetragonale Pyramide und Hexagonale Pyramide.)

Pyramīden, die auf einer quadratischen Grundfläche vierseitig ausgebauten, spitz zulaufenden Grabgebäude der altägypt. Könige und nach diesen alle ähnlich geformten Körper (s. Pyramide). Die meisten und größten P. finden sich in Unterägypten auf der Westseite des Nils in der Höhe von Kairo bis zum Fajum. (Vgl. die Karte: Kairo und die Pyramidenfelder, Bd. 10, S. 24.) Es sind in diesem Striche des Wüstenrandes noch jetzt die Spuren von 67 P. nachzuweisen. Jede war zum Grabmal eines Königs bestimmt, einige kleinere für Mitglieder der königl. Familie. Dagegen hatten die Privatgräber, auch die der Prinzen, eine länglich-viereckige, oben flach gedeckte Form (sog. Mastaba). Der Gebrauch, P. für die Könige zu errichten, bestand nur im Alten und Mittlern Reiche bis gegen 2000 v. Chr. Aus dem Neuen Reiche ist keine Königspyramide bekannt. Doch stammen aus dieser spätern Zeit einige kleine Ziegelpyramiden in Theben. Dagegen wurde etwa seit dem 7. Jahrh. v. Chr. dieser Gebrauch in Äthiopien wieder aufgenommen, und hier ist auf den großen Totenfeldern in der Nähe vom Berge Barkal und auf der Insel Meroe die Pyramidenform nicht bloß auf die Königsgräber beschränkt, sondern in allgemeiner Anwendung. Die ägypt. Pyramidengruppen von Abu-Roasch, Giseh (s. Tafel: Ägyptische Kunst I, Fig. 1), Sawijet el-Arjan, Abusir, Sakkaraund Dahschur gehören sämtlich den Königen des Alten Reichs an. Die ältesten P. sind die sog. Knickpyramide von Dahschur, die Stufenpyramide von Sakkara, die dem Könige Zoser (dritte Dynastie), und die terrassenartige Pyramide von Medun, die dem Snofru (vierte Dynastie) angehört. Alle diese Bauten zeigen noch nicht die gewöhnliche, oben geschilderte Form, die erst später aufgekommen zu sein scheint. Die jüngsten ägypt. Königspyramiden sind die Ziegelpyramiden bei Dahschur (1891 von de Morgan geöffnet) und die beiden P. im Fajum (s. Labyrinth). Die beiden größten P. sind die des Cheops (des Chufu der Denkmäler) und die des Chephren (des Chafrs der Denkmäler) aus der vierten Dynastie. Jene war ursprünglich an der Basis 233 m breit und 146,5 m hoch; jetzt mißt sie nur noch 227,5 m und 137,2 m. Die zweite, etwas höher gelegene Pyramide hatte ursprünglich 215,7 in Breite und 138,4 m Höhe, jetzt 210,5 m und 136,4 m. Die dritte, von dem Nachfolger des Chephren, Mencheres, dem Menkeure der Denkmäler, neben der zweiten erbaute Pyramide ist bedeutend kleiner; sie ist nur 108 m breit und früher 66,1, jetzt 62 m hoch. Dagegen erreichen die beiden Steinpyramiden von Dahschur wieder eine bedeutende Höhe, indem die eine 213 m an der Basis, 99 m in der Höhe hat, die andere, die jetzt einen doppelten Winkel der Außenstäche zeigt (Knickpyramide), 188 m (statt etwa 210) an der Basis, 97,3 m in der Höhe. Die meisten P. waren von Stein, manche von schwarzen Nilziegeln gebaut; aber auch diese wurden wohl mit einer steinernen glattpolierten Bekleidung versehen. Alle P. sind mit ihren Seiten genau nach den Himmelsgegenden orientiert. Die Grabkammern sind in der Regel unterirdisch in den Fels gegraben und die P. über den Felskammern massiv aufgehäuft. Nur ausnahmsweise finden sich auch Kammern im Mauerwerk selbst,