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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Recipieren; Reciprōk; Recital; Recitando; Recitatīv; Recitieren; Reck; Recke; Reckenitz; Reckheim; Recklinghausen

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Recipieren - Recklinghausen (Kreis und Kreisstadt)

Technik dasjenige stehende oder fliehende Wasser, das die Abwässer einer Kanalisationsanlage aufnimmt.

Recipieren (lat.), aufnehmen, annehmen; recipiertes Recht, angenommenes fremdes Recht, z. B. das römische in Deutschland.

Reciprōk (lat.), wechselseitig; Reciprŏcum (pronomen), s. Pronomen; reciproker Wert, s. Bruch (mathem.); Reciprocität, Wechselseitigkeit.

Recital (engl., spr. rĭßeit’l), Vortrag, insbesondere musikalischer Vortragsabend, von einem einzigen Künstler veranstaltet.

Recitando (ital., spr. -tschi-), im Recitativ (s. d.) vorzutragen.

Recitatīv (ital. Recitativo, spr. retschi-; vom lat. recitare, hersagen, vorsagen), eine Gesangsweise, die sich mehr der sprachlichen Deklamation nähert und in Kantaten, Opern und Oratorien teils erzählend, teils dramatisch die verschiedenen Musikstücke zu einem Ganzen verknüpft. Das R. war in unausgebildeter Gestalt, ohne Harmonieunterlage, schon bei allen Hauptvölkern des Altertums vorhanden, später besonders in der christl. Kirche als Accent, d. h. als Leseton derjenigen biblischen Stücke, welche nicht, wie die Psalmen, vollkommen melodisch gesungen wurden (s. Accentus ecclesiastici). Aber was man jetzt unter R. versteht, bezieht sich lediglich auf die neuere Kunstmusik und entstand gegen Ende des 16. Jahrh. in Italien durch diejenigen Männer, denen man die ersten Opern und Oratorien verdankt. Dieses R. hat mit der Zeit eine sehr verschiedenartige Gestalt angenommen; hauptsächlich teilt es sich in zwei Arten: a. secco, b. accompagnato oder obligato. Das Secco-Recitativ war das ursprüngliche, es hat nur einen einfachen Grundbaß zur harmonischen Unterlage, nach dem auf dem Klavier oder der Orgel die begleitenden Accorde angeschlagen werden, und ist im Vortrag nicht an den Takt gebunden. Dieses R. ist aus der heutigen Komposition nahezu verschwunden, zum großen Schaden der Mannigfaltigkeit und des Kontrastes. Das Recitativo accompagnato wird ausgeführt von verschiedenen Orchesterinstrumenten, namentlich Violinen, die den Ausdruck durch eigene Motive oder Figuren verstärken, und muß deshalb fast durchweg genau im Takt gesungen werden. Diese letzte Form wurde zuerst von Fr. Cavalli («L’Ormindo», 1644; nicht von Al. Scarlatti) in die Oper eingeführt und dann von Händel, Gluck und andern großen Meistern zur höchsten Kunst durchgebildet. Das moderne R. (der deklamatorische Stil Rich. Wagners) sucht ganze Scenen zu umspannen und verbindet zu diesem Zwecke recitativische und ariose Phrasen miteinander.

Recitieren (lat.), etwas aus dem Gedächtnis hersagen, vortragen, deklamieren; Recitation, ein solcher Vortrag; Recitātor, der Vortragende.

Reck nannte Jahn das aus zwei Säulen und einer Querstange bestehende Turngerät, weil es seiner Gestalt nach den im Niederdeutschen also benannten, verschiedenen Zwecken dienenden Gestellen entsprach. Wegen seiner vielseitigen und ausgiebigen Verwendbarkeit zu Hang-, Stütz- und Sprungübungen ist es das beliebteste Turngerät geworden und seine Konstruktion hat sich ungemein vervollkommnet. Die Reckstange wird jetzt meist aus Eisen gefertigt. Befinden sich zwei Reckstangen in größerm oder kleinerm Abstande übereinander, so entsteht ein Doppelreck, kreuzen sich zwei wagerecht liegende Reckstangen rechtwinklig, ein Kreuzreck, schwebt die Stange an zwei Stricken, ein Schaukelreck oder Trapez (s. Schaukeln). Auf Militärturnplätzen soll der dicke, kantige Querbaum (s. Barren) das R. ersetzen.

Recke, in der altdeutschen Volkspoesie ein landesflüchtiger irrender Ritter; das Ideal eines R. war Dietrich (s. d.) von Bern.

Recke, Charlotte Elisabeth Constantia (gewöhnlich Elisa) von der, Schriftstellerin, geb. 20. Mai 1756 auf dem Gute Schönburg in Kurland als Tochter des Reichsgrafen Friedrich von Medem, vermählte sich 1771 mit einem Freiherrn von der R.; schon 1776 erfolgte die Trennung, 1781 die gerichtliche Scheidung. Seit 1779 lebte sie meist in Mitau, am Hofe ihrer Schwester Dorothea, der Herzogin von Kurland. Harte Schicksalsschläge sowie die Bekanntschaft mit Cagliostro gaben ihrem Geist eine mystische Richtung. Während eines Aufenthalts in Karlsbad 1784 über Cagliostro aufgeklärt, schrieb sie ihr Buch «Nachricht von des berüchtigten Cagliostro Aufenthalt in Mitau im J. 1779 u. s. w.» (mit einer Vorrede Nicolais; Berl. und Stettin 1787). Von der Kaiserin Katharina Ⅱ. eingeladen, ging Elisa 1795 nach Petersburg, wo sie mit dem Nießbrauch des Gutes Pfalzgrafen in Kurland beschenkt wurde. In den J. 1796‒1801 lebte sie meist in Dresden, darauf in Berlin, verweilte 1804‒6 in Italien, hielt sich dann in Leipzig, hierauf wieder in Berlin und seit 1818 in Dresden auf. Tiedge, ihr Begleiter auf der Reise nach Italien, war seitdem ihr Hausgenosse. Sie starb 13. April 1833 in Dresden. Ihre Bedeutung für die Geschichte ihrer Zeit ist nicht so sehr aus ihrem bescheidenen poet. Talent als ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihren hervorragenden Charaktereigenschaften zu erklären. Außer dem «Tagebuch einer Reise durch einen Teil Deutschlands und durch Italien» (4 Bde., Lpz. 1815‒17) erschienen von ihr «Geistliche Lieder einer vornehmen kurländ. Dame» (mit Melodien von Hiller, ebd. 1780; 3. Aufl. 1815), «Gedichte» (hg. von Tiedge, Halle 1806; 2. Aufl. 1816) und «Gebete und religiöse Betrachtungen» (Berl. 1826). Tiedge hat ihre «Geistlichen Lieder, Gebete und religiösen Betrachtungen» gesammelt (Lpz. 1833). – Vgl. Eberhard, Blicke in Tiedges und Elisas Leben (Berl. 1844); Brunier, Elisa von der R. (3. Aufl., Norden 1885); Vor 100 Jahren. Elise von der R.s Reisen durch Deutschland 1784‒86 (Stuttg., Kollektion Spemann).

Reckenitz, Fluß, s. Recknitz.

Reckheim, Grafen von, jüngere Linie des Geschlechts Aspremont-Linden (s. d.).

Recklinghausen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Münster, hat 780,43 qkm und (1890) 93593 (49964 männl., 43629 weibl.) E., 2 Städte und 28 Landgemeinden. Der Kreis bildet den größten Teil der frühern Grafschaft R. Dieselbe (830 qkm) gehörte bis zum Reichsdeputationshauptschluß 1803 zum Erzstift Köln und kam damals als Entschädigung an den Herzog von Arenberg. Am 13. Dez. 1810 wurde sie durch Napoleon teils dem Großherzogtum Berg, teils Frankreich einverleibt und erst 1815 dem Herzog von Arenberg als Standesherrschaft unter preuß. Hoheit zurückgegeben. – 2) Kreisstadt im Kreis R. und Hauptort der Standesherrschaft, an der Linie Münster-Wanne der Preuß. Staatsbahnen, ist Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts

^[Abb. Wappen von Recklinghausen]