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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Reinhardswald - Reinhold
- Vgl. Möller, Geschichte des Klosters R. (Gotha
1843); Posse, Die Remhardsbrunner Geschichts-
bücher (Lpz. 1873); Wenck, Die Entstehung der
Reinhardsbrnnner Geschichtsbücher (Halle 1878);
Nauds, Die Fälschung der ältesten Remhardsbrunner
Urkunden (Berl. 1883).
Reinhardswald, Buntsandsteingebirge im
nördl. Teile des preuß. Reg.-Bez. Cassel, zwischen
Weser und unterer Diemel, ein schon bewaldetes
Plateau, steigt im Staufenberg bis zu 468 m an.
Reinhart, Christian, Landschaftsmaler und Ra-
dierer, geb. 24. Jan. 1761 zu Hof, bildete sich unter
Oser in Leipzig, später auf der Akademie zu Dres-
den nach niederländ. Vorbildern. Mit Unterstützung
des Markgrafen von Bayreuth ging er 1789 nach
Rom, wo er bis zu seinem Tode, 8. Juni 1847,
blieb. Das Auftreten Carstens' und Kochs in Rom
gab seinen Werken eine neue klassicistische Richtung,
die seinen spätern Zeichnungen in Sepia, Aquarell
und Gouache sehr zu gute kam. Mit F. Sickler
gab er den "Almanach aus Rom für Künstler und
Freunde der bildenden Kunst und klassischen Litte-
ratur" (Lpz. 1810 u. 1811) heraus, worin sich meh-
rere geätzte Landschaften von ihm befinden. Eins
der schönsten und größten seiner Blätter, eine Land-
schaft im Sturm, widmete er Schiller. Zu seinen
Arbeiten der spätern Zeit gehören die Malereien
im Palast Massimi zu Rom und die vier Tempera-
bilder: Ansichten aus der Villa Malta, jetzt im
Depot der Neuen Pinakothek zu München. Die
Galerie selbst besitzt vier histor. Landschaften klassi-
schen Stils; eine andere gleichen Charakters von
1828 sowie: Wald am Strande bei Sturmwind
(1824) besitzt das Museum in Leipzig; ein Bild,
Motiv aus Tivoli, das Museum zu Köln. - Vgl.
Baisch, R. und seine Kreise (Lpz. 1882).
Neinhart, Joh. von Grüningen, s. Grüninger.
Reinhartshaufen, Schloß bei Erbach (s. d. 3).
Reinhausen. 1) R. in der Oberpfalz, Dorf
im Bezirksamt Stadtamhof des bayr. Reg.-Bez.
Oberpfalz, am Regen und an der Nebenlinie
Stadtamhof-Donaustauf (Station Steinweg-N.) der
Lokalbahn-Aktiengesellschaft (Walhallabahn), hat
i1s90) 2947 tath. E., Posterpedition, Telegraph;
Maschinenfabrik, Dampfsägcwerke, Ziegelei, Gärt-
nereien, Gemüse-, namentlich Rettichbau. - 2) R.
in Hannover, Dorf im Landkreis Göttingen des
preuß. Reg.-Bez. Hildeshcim, im Felsenthal des
Wendebachs, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Göttingen), hat (1890) 620 E. und ein ehemaliges
Benediktinerkloster. In der Nähe die Überreste
zweier Burgen, Gleichen genannt, das Vürgerthal,
nach dem Dichter benannt, und das Vremkerthal.
Reinheim in Hessen, Stadt im Kreis Dieburg
der Hess. Provinz Starkenburg, links an der Ger-
sprenz, wo dieselbe den Odenwald verläßt, an der
Linie Darmstadt-Wiebelsbach-Hcubach der Hess.
Ludwigsbahn und an der R.-Neichelsheimer Eisen-
bahn (17,9 km, Nebenbahn), Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Darmstadt), hat (1890) 1708 E., evang.
Pfarrkirche; Knopfmachcrei und Dampfsägewerk.
Reinhold, C., Pseudonym von Christian Rein-
hold Köstlin (s. d.).
Reinhold, Christian Ernst, Philosoph, Sohn
des folgenden, geb. 18. Okt. 1793 zu Jena, wurde in
Kiel 1820 Lehrer an der gelehrten Schule und habi-
litierte sich gleichzeitig an der Universität. Wenige
Jahre darauf erhielt er einen Ruf als Professor der
Logik und Metaphysik an die Universität zu Jena,
wo er bis zu seinem Tode 17. Sept. 1855 als Lehrer
thätig war. In seinen wissenschaftlichen Bestrebun-
gen schloß er sich der kritischen Richtung Kants und
seines Vaters an. Von seinen philos. Schriften sind
zu nennen: "Logik oder allgemeine Denkformen-
lehre" (Jena 1827), "Handbuch der allgemeinen Ge-
schichte der Philosophie" (3 Bde., Gotha 1828-29),
später neu bearbeitet u. d. T. "Geschichte der Philo-
sophie nach den Hauptmomenten ihrer Entwicklung"
(4. Aufl., 3 Bde., Jena 1854), "Theorie des mensch-
Gotha und Erfurt 1832-34), "Lehrbuch der philos.-
propädeutischen Psychologie nebst den Grundzügen
der formalen Logik" (Jena 1835; 2. Aufl. 1839),
"Lehrbuch der Geschichte der Philosophie" (ebd. 1836;
3. Aufl. 1849), "Die Wissenschaften der praktischen
Philosophie in drei Abteilungen: Rechtslehre, Sitten-
lehre und Religionslehre" (ebd. 1837), "System der
Metaphysik" (3. Aufl., ebd. 1854). - Vgl. Apelt,
Ernst R. und die Kantsche Philosophie (Lpz. 1840).
Reinhold, Karl Lconhard, Philosoph, geb.
26. Okt. 1758 zu Wien, trat 1772 als Novize in das
Probehaus der Jesuiten zu St. Anna in Wien und
1774 in das dortige Kollegium der Varnabiten,
wo er Novizenmeister und Lehrer der Philosophie
wurde. 1783 entzog er sich den Fesseln seines Stan-
des durch die Flucht und begab sich nach Weimar.
Schon 1785 ward R. Weimar. Rat, Wielands
Schwiegersohn und Mitarbeiter bei der Redaktion
des "Deutschen Merkur". In Weimar schrieb er,
außer mehrern Abhandlungen religiös-moralischen
Inhalts, die "Briefe über die Kantsche Philosophie",
die zuerst im "Deutschen Merkur" (1786-87) ab-
gedruckt, später beträchtlich vermehrt (2 Bde., Lpz.
1790-92) erschienen und der Lehre Kants den Ein-
gang in das größere litterar. Publikum bahnten. Er
wurde 1787 Professor in Jena, 1794 Professor der
Philosophie zu Kiel, wo er 10. April 1823 starb.
In seinen philos. Forschungen sind mehrere Perio-
den zu unterscheiden. In der ersten bemüht er sich,
das theoretische Fundament der Erkenntnis, das
von Kant für die tranfcendentalen Bestimmungen
der Vernunftkritik nur vorausgesetzt, nicht ausdrück-
lich ausgesprochen war, durch eine synthetische De-
duktion der Formen und Gesetze der intellektuellen
Thätigkeit aus der obersten Thatsache des mensch-
lichen Bewußtseins festzustellen. Zu diesem Behufe
schrieb er den "Versuch einer neuen Theorie des Vor-
stellungsvermögens" (Jena 1789; 2. Aufl. 1795),
zu deren Erläuterung er die "Beiträge zur Berichti-
gung bisheriger Mißverständnisse der Philosophie"
(2 Bde., ebd. 1790-94) und die Schrift "über das
Fundament des philos. Wissens" (ebd. 1791) folgen
lieh. Den Übergang von dieser ersten Periode zu
der zweiten bildete ein Versuch, die Fichtesche Wissen-
schaftslehre mit der Iacobischen Glaubenslehre in
Einklang zu setzen. Das geschah in der Abhandlung
"Über die Paradoxien der neuesten Philosophie"
(Hamb. 1799) und in den beiden "Sendschreiben
an Lavatcr und an Fichte über den Glauben an
Gott" (ebd. 1799). Weiterhin neigte sich R. der
in Vardilis "Logik" (Stuttg. 1800) angedeuteten
Ansicht zu, daß die wahre Denklehre die Real-
formen des Grundes und Wesens aller Wirklichkeit
zu ihrem Gegenstande haben und mithin mit der
echten Ontologie eins sein müsse. Von nun an wa-
ren alle seine Bestrebungen darauf gerichtet, in einer
Analysis der reinen Vernunftideen die Verhältnisse
der realen Möglichkeit und der Wirklichkeit mit apo-