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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Reinick - Reinisch
diktischer Gewißheit zu entwickeln. Hierher gehören
mehrere Abhandlungen ist seinen "Beiträgen zur
leichtern Übersicht des Zustandes der Philosophie
beim Anfang des 19. Jahrh." lHamb.1801-3), seine
"Grundlegung einer Synonymik für den allgemei-
nen Sprachgebrauch in den philos. Wissenschaften"
(Kiel 1812) und "Das menschliche Erkenntnisver-
mögen aus dem Gesichtspunkte des durch die Wort-
sprache vermittelten Zusammenhangs zwischen der
Sinnlichkeit und dem Denkvermögen" (ebd. 1816).
- Vgl. R.s Leben und litterar. Wirken (Jena 1825),
von seinem Sohne Christian Ernst Reinhold; Keil,
Wieland und N. (Lpz. 1885).
Reinick, Rob., Maler und Dichter, geb. 22. Febr.
1895 zu Danzig, besuchte das Gymnasium daselbst
und widmete sich seit 1835 unter Vegas in Berlin
der Malerei, ging dann nach Düsseldorf und machte
hierauf mit mehrern andern Malern eine Künstler-
reise nach Italien, wo er drei Jahre lang blieb.
1844 ließ er sich in Dresden nieder und starb da-
selbst 7. Febr. 1852. Seit 1830 ging eine zicmlicke
Anzahl Bilder von heiterer und inniger Gemütlich-
keit aus seiner Hand hervor, histor. und romantische
Darstellungen, in Konzeption und Ausführung vor-
trefflich. In mehrern Arbeiten zeigte er sich als
Maler und Dichter zugleich, wie zuerst in "Drei Um-
risse nach Holzschnitten von A. Dürer mit erläutern-
dem Tert und Gesängen" (Berl. 1830). Später gab
er mit Kuglcr das "Liederbuch für deutsche Künstler"
(Berl. 1833) mit Holzschnitten von Gubitz heraus.
Ein anderes Werk, die "Lieder eines Malers mit
Randzeichnungen seinerFreunde"(Düsseld.1838),ent-
bält 31 Originalradierunqen von R. und 30 andern
Düsseldorfer Künstlern. Mit Ludw. Richter verband
sich R. zur Herausgabe von Hebels "Allemannischen
Gedichten" (6. Aufl., Lpz. 1876), von denen er die
hochdeutsche Übertragung lieferte, und dichtete zu Re-
thcls "Totentanz" die Verse. Seine "Lieder" (Berl.
1844; 6. Aufl. 1873, mit einer Biographie R.s von
Verth. Auerbach) bekunden das reine und ehrliche
Gemüt des Dichters, wie ihre Frische und Innigkeit,
die Naturbilder, die sie enthalten, und die gemüt-
lichen Töne aus der heitern Welt der Künstler ibnen
zahlreiche Freunde erwarben. Auch gab R. ein illu-
striertes "AVC-Buch für kleine und große Kinder"
(Lpz. 1845; 4. Aufl. 1876), das prächtige "Märchen-,
Lieder- und Geschichtenbuch. Gesammelte Dichtun-
gen R.s für die Jugend" (10. Aufl., Vielef. 1892)
und den "Deutschen Iugendkalender" (Lpz. 1849-
52) heraus, ferner das Märchen "Die Wurzelprin-
zessin" (ebd. 1848) und "Lieder und Fabeln für die
Jugend" (2. Aufl., ebd. 1849).
Reinickendorf, Dorf im Kreis Niederbarnim
des prcuh. Reg.-Vcz. Potsdam, nordwestlich von
Berlin (s. Karte: Berlin und Umgegend), an
der Linie Berlin-Stralsund und der Nebenlinie
Schönholz-Cremmen der Preuß. Staatsbahnen, mit
Pferdebahn und Vorortverkehr nach Berlin (Nord-
bahnhof und Etettiner Bahnhof), hatte 1867: 869,
1880:5127,1885:7219,1890:10064(5041 männl.,
5023 weibl.) E., Post, Telegraph und Fernsprech-
verbindung.
Reinigung, monatliche, s. Menstruation.
Reinigung, religiöses Mittel, durch das Ent-
weihungen von Personen und Sachen beseitigt wer-
den, und unrein, d. h. kultunfähig gewordene Per-
sonen ihre Kultfähigkeit wiedergewinnen. Die R.
sind als religiöse Gebräuche überall im Altertum
verbreitet, bei Juden und Mohammedanern noch
jetzt. Die angewandten Mittel zielen entweder auf
Beseitigung der Unreinheit oder übertragen den
positiven Charakter der Heiligkeit und tilgen hier-
durch die Unreinheit. Da die alte Welt sich auch diese
Verhältnisse als etwas Physisches vorgestellt hat,
so erscheinen daher unter den Reinigungsmitteln
Waschungen, Behandlung mit Feuer und Bestrei-
chung mit Opferblut oder soustigen Opferteilen. Die
Waschungen sind noch jetzt bei Juden und Moham-
medanern gebräuchlich. Das Feuer als Sühncmittel
begegnet Ies. 6 (s. Seraph). Die Bestreichung mit
Opferblut spielt unter den Sühnegcbräuchen des
Judentums eine große Rolle. (S. Versöhnungstag.)
Reinigungseid, s. Eid (Bd.5, S. 770d u. 771a).
Reinigungsh iebe, in der Forstwirtschaft, s. Läu-
terungen. ^S. 566d).
Reinigungskästen, s. Gasbeleuchtung (Bd. 7,
Reinigung und Austrocknung, ein Posten
des Bauanschlags (s. d.), wird meist nicht besonders
aufgeführt, sondern u. d. T. "Insgemein" prozentual
in Rechnung gesetzt. Sollen sie aber besonders an-
geführt werden, fo rechnet man:
Für Reinigen von 1 ym der Balkenlagen, Keller M.
u. s. tv. von Schutt und Wegschaffen desselben znr
Abfuhrstelle (nach Vollendung des Rohbaues) . 0,10-0,12
Für Reinigen und Scheuern der Fußböden, Trep-
pen, Thüren und Fenster vor dem Anstrich:
1 lim Fußboden einschließlich der Fußleisten. . n,03-0,04
1 Treppenstufe mit Geländer durchschnittlich . . 0,05-0,06
1 Thorweg je nach der Größe........1,50-2,00
1 Hausthür dgl................0,50-1,00
1 Zimmerthür dgl. einschließlich Futter, Veklci-
duug u. s. w................0,40-0,60
1 Doppelfenster je nach der Größe......0,50-0,70
1 Fensterjalousie mit Rollkasten dgl.......0,30-0,40
1 einfaches Fenster dgl............0,10-0,40
1 c^M Schaufenster einschließl. des innern Fensters 0,25
Die künstliche Trocknung der Räume geschieht
am besten so, daß man die Heizvorrichtungen vor
dem Beziehen der Wohnungen in Betrieb setzt und
besonders bei trocknem Wetter möglichst für Erneue-
rung der Luft in den Räumen durch Offnen der
Lüftungsrohren und Fenster Sorge trägt. Oft
sollen jedoch schon während der Bauzeit einzelne
Raume oder einzelne nai'se Wände getrocknet werden,
was am besten durch Aufstellen von Kokskörben be-
wirkt wird. Für Aufstellung eines Kokskorbes rechnet
man 25-30 Pf. täglich.
Ncinisch, Leo, Ägyptolog und afrik. Sprach-
forscher, geb. 20. Okt. 1832 zu Osterwitz in Steier-
mark, trieb seit 1855 in Wien histor.-philol. Studien,
habilitierte sich 1860 für 'Ägyptologie und Geschichte
des Orients, wurde 1868 zum außerord. und 1872
zum ord. Professor dieses Fachs an der Wiener Uni-
versität ernannt. 1884 erfolgte seine Wahl zum Mit-
glied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. R. hat
mehreremal Reisen nach Afrika unternommen und
zwar 1865-66 nach Ägypten, 1875-76 in das Land
der Vogos, 1879-80 in die Länder der Habab, Be-
dschuk, Bogos, Barea, Kunama und Saho. In den
I. 1866-67 befand sich R. in Mexiko als Geheim-
sekretär des Kaisers Maximilian. Damals fand er
die wichtige histor. Urkunde in mexik. Hieroglyphen,
die von Henri Comte de Charencey u. d.T. "Nappa.
N." (Par. 1886) veröffentlicht wurde. Nachdem R.
mehrere in das Gebiet der Ägyptologie einschlagende
Werke veröffentlicht hatte ("Die ägypt. Denkmäler
in Miramar", Wien 1865; "Die zweisprachige In-
schrift von Tanis", mit E. R. Röster, ebd. 1866;
"Agypt. Chrestomathie", ebd. 1873-75), wandte er
sich später beinahe ausschließlich dcr Erforschung der
Sprachen Ostafrikas zu. Die bemerkenswertesten