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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Revalenta - Reventlow (Friedrich, Graf)
dische Ritterschaftliche Kreditkasse und einen städti-
schen Krcditverein.
DerHafen ist Kriegshafen zweiter Klasse. An Han-
delsschiffen liefen (1893) 1654 ein und 1640 aus. Die
Ausfuhr betrug (1803) 10,0? Mill. Rubel (Getreide,
Spiritus, Flachs, Leinsamen, Vieh, Knochen) gegen
durchschnittlich 19,5 Mill. Rubel in den 1.1887 -
91; die Einfuhr 24,oi Mill. Rubel (Baumwolle,
Steinkohlen, Maschinen, Farben, Salz, Wein) gegen
durchschnittlich 44 Mill. Rubel in den 1.1887 -
92. N. ist auch ein besuchtes Seebad. In der Nähe
am Fuße des Laaksbcrges liegt Katharinenthal
mit kaiserl. Lustschloß (von Peter d. Gr. erbaut) mit
Park, Villen und ebenfalls Seebad; weiter ent-
fernt Kofch und die Vrigittcnruine (ehemaliges
Kloster). - Die Burg R. wurde 1219 von dem
Dänenkönig Waldemar II. gegründet. Die an der
Burg sich bildende Stadt war von Anfang an deutfch,
erhielt 1248 das Lübische Recht, trat der Hansa bei,
gehörte seit 1346 zum Ordensstaat, ging 1524 zum
Luthertum über, wurde 1561 schwedisch und 1710
russisch. Die Festung wurde 1857 aufgehoben. -
Vgl. Bunge, Die Nevaler Ratslinie und Geschickte
der Ratsverfassung (Rcval 1874); Hansen, Die
Kirchen und ehemaligen Klöster N.s (3. Aufl., ebd.
1885); ders., Führer durch R. (ebd. 1878); Nottbcck,
Der alte Immobilicnbesitz R.s (ebd. 1884); ders.,
Die ältern Ratsfamilien (ebd. 1875); Amelung,
Revaler Altertümer (ebd. 1884); W. Stieda, Revaler
Zollbücher und Quittungen des 14. Jahrh. (Bd. 5
der "Hansischen Geschichtsquellen", Halle 1887).
Revalenta, IlevÄlLLciere äu V^rr^ (spr. rewa-
lehiähr dü), s. Ervalenta im Artikel Geheimmittel.
Revalidieren (neulat.), wieder gültig machen.
Nevalierungsklage, Deckungsklage, die
Klage des Bezogenen gegen den Aussteller des ge-
zogenen Wechsels oder denjenigen, für dessen Rech-
nung der Wechsel gezogen ist (s. Trassieren, Kom-
missionstratte), auf Ersatz des zur Einlösung des
Wechsels Gezahlten oder sonst Aufgewendeten, oder
auf Leistung der Deckung (s. d.) vor der Zahlung.
Die Klage setzt voraus, daß der Kläger einen
Deckungsanspruch hat, den er nachweisen muß. Des
Anspruchs auf Deckung oder Ersatz geht der Be-
zogene verloren, wenn er gegen den Avis (s. d.) han-
delt, unter Umständen auch durch Accept nach Ver-
fall. Eine R. kann auch der Domiziliat gegen den
Acceptanten oder den Aussteller haben. Der Ehren-
zahler hat nicht bloß die Revalierungs-, sondern die
wechselrechtliche Negreßklage. (S. Ehrenannahme.)
Revanche(frz.,fpr.-wängsch),Vergeltung,Rache;
sich revanchieren, vergelten, sich rächen.
Reveille (frz., spr. rewäj), Signal mit Trommel,
Signalhorn oder Trompete zum Wecken der Trup-
pen. N. hieß bei der deutschen Kavallerie früher
auch Boutefelle (I>0iit6 6n 8611s, spring in den
Sattel). Die N. wird auch von Tambours und
Musikchören als erweitertes Musikstück ausgeführt.
Revel (fpr. rewell), Stadt im Osten des franz.
Depart. Haute-Garonne, Arrondistement Ville-
franche de Lauragais, am Nordwestfuß der Mon-
tagne Noire und an der Linie Castelnaudary-Castres
der Südbahn, hat (1891) 3814, als Gemeinde 5566
E., eine Handelskammer, ein Spital, Waisenhaus,
Ol und Thonwaren und 3 km südöstlich das 67 lia
große, 6,4 Mill. cdm Wasser enthaltende künstliche
Bassin de St. Ferrsol, das größte der Becken, die
den Canal du Midi speisen.
Revelation (lat.), Enthüllung, Offenbarung.
AVVSN0N8 ä. nos inoutons (frz., fpr. rew'-
nongfa no mutöng), "Kommen wir auf unsere Ham-
mel zurück", deutsch gewöhnlich: "Um auf besagten
Hammel zurückzukommen", eine sprichwörtliche auf
Martial (6,19) zurückgehende Redensart, die in der
altfranz. Farce "I^kvocat ^atlisiiu" vorkommt.
Reventlow, Adelsgeschlecht der schlesw.-hol-
stein. Ritterschaft, jetzt in Preußen und Dänemark
weit verbrettet, ursprünglich aus Dithmarschen
stammend. - Zuerst kommt Gottschalk von
Revitlo in einer Urkunde von 1223 vor. - Hart-
wich von R., im Dienste des Grafen Gerhard d. Gr.
von Holstein, überfiel und erschlug dessen Vetter,
Graf Adolf, in seinem Schloß Segcberg (Aug. 1315),
welcher Vorsall von der spätern Sage romantisch
ausgeschmückt ist. - Von den beiden Söhnen
Detlevs von R., geb. 1600, gest. 1664, stiftete
^. Henning von R., geb. 1640, gest. 1705, die
ältere Linie, die mit seinem Enkel, Detlev von
R., geb. 1712, gest. 1783, 1767 in den dän. Grasen-
stand erhoben wurde, ihren gräfl. Namen aber außer-
dem 1815 auf die franz. Familie Le Merchier de
Criminil (jetzt Grafen Reventlow-Criminil) über-
tragen hat, die jetzt Graf Karl von Reventlow-
CriminU (geb. 9. Aug. 1821) vertritt.
L. Die jüngere Linie stiftete Konrad vonR.,
geb. 1644, der 1673 dän. Lehngraf wurde und die
Grafschaft Reventlow-Sandberg im Sundewitt
(Herzogtum Schleswig) errichtete. Er starb 31. Juli
1708 als dän. Großtanzler und Premierminister.
Konrads Sohn und Erbe, Graf Christian
Detlev zu N. (geb. 1671, gest. 1738), komman-
dierte während des Spanischen Erbfolgekrieges An-
fang 1702 ein dän. Hilfskorps in Italien, trat dann
als Feldmarschalllieutcnant in österr. Dienste und
nahm 1709 als Generalfeldzeugmeifter seinen Ab-
sckied. Er wurde dän. Geheimrat, später Premier-
minister, nach der Thronbesteigung Christians VI.
jedoch aller seiner Ämter enthoben. Seine Halb-
schwester, Gräfin Anna Sophia von R., geb.
1693, gest. 1743, war die Geliebte des Königs
Friedrich IV. von Dänemark, der sie 1712 zur Her-
zogin von Schleswig erhob, 4. April 1721 heiratete
und 30. Mai krönen ließ. Christian VI. verwies sie
auf das Gut Klausholm in Iütland. Gegenwärtiges
Haupt dieser Linie ist Graf Christian Einar, geb.
18. Juli 1864, dän. Hofjägermeistcr.
Reventlow oder Reventlou, Friedrich, Graf,
einer der Führer der fchlesw.-holstein. Bewegung
1846-51, geb. 16. Juli 1797 in Schleswig, studierte
in Göttingen die Rechte, trat erst als Auskultant
und später als Rat in das Holstein. Obergericht zu
Glückstadt, dann 1834 in das Oberappellations-
gericht zu Kiel, wurde 1836 zum Propst des adligen
Klosters Preetz gewählt und damit als Prälat Mit-
glied der Holstein. Provinzialständeversamnüung.
Als König Christian VIII. den Offenen Brief vom
8. Juli 1846 erließ, trat R. als konservativer Füh-
rer der schlesw.-holstein. Ritterschaft an die Spitze
der Bestrebungen, welche die Selbständigkeit der
Herzogtümer Schleswig-Holstein, jedoch in Personal-
union mit Dänemark, sicherstellen wollten. Am
23. März 1848 trat er in die Provisorische Regie-
rung als Leiter der auswärtigen Politik ein und
war der Hauptträger derjenigen Politik, welche die
Herzogtümer an Preußens Vermittelung hingab.
Nachdem R. 22. Okt. 1848 mit den übrigen Mit-
gliedern der Provisorischen Regierung abgetreten
war, ward er nebst Veseler 20. März 1849 von der