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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Roggeveen-Archipel - Rohan (Henri, Herzog von)
Roggeveen-Archipel, s. Manihiki-Inseln.
Rogier (spr. -schleh), Karl, belg. Staatsmann,
geb. 12. Aug. 1800 in St. Quentin (Frankreich),
kam im 12. Jahre nach Lüttich, studierte Inra und
widmete sich dann der oppositionellen Journalistik.
In der bclg. Revolution von 1830 beteiligte er sich
an der Spitze bewaffneter Freiwilliger am Aufstand
und den Septemberkämpfen in Brüssel. Als Mit-
glied der provisorischen Negierung (^ept. 1830 bis
Febr. 1831) erwarb sich 3t. durch Besonnenheit,
Mäßigung und Entschlossenheit den Ruf eines der
.Hauptbegründer der belg. Monarchie. Im Juni
1831 wurde er Gouverneur von Antwerpen und
20. Okt. 1832 bis 4. Aug. 1834 war er Minister
des Innern. Als solcher war er der Urheber des
Eiscnbahngesetzes vom 1. Mai 1834. Im Sept.
1834 übernahm er das Gouvernement von Ant-
werpen, bis er 18. April 1840 als Minister der
öffentlichen Arbeiten und des Unterrichts in das
liberale Kabinett trat. Nach dessen Auslösung 1841
beschränkte sich R.s Thätigkeit auf die Zweite Kam-
mer, wo er Chef der liberalen Opposition war, bis
er 12. Aug. 1847 das Ministerium des Innern über-
nahm. Im Herbst 1852 zurückgetreten, kam er im
Nov. 1857 mit Frere-Orban abermals an die Spitze
der liberalen Regierung, zuerst als Minister des In-
nern und vom Ott. 1861 ab als Minister des Äußern.
Am 3. Jan. 1868 trat er zurück und beschränkte sich
seitdem auf feine parlamentarische Thätigkeit. Er
starb 27. Mai 1885. - Vgl. Inste, cwi-163 N.
(Brüss. 1880).
Rogier van der Weyden, niederländ. Maler,
Rogner, s. Rogen. ss. Weydcn.
Rogolvo, Stadt im Kreis Znin des preuß.
Reg.-Bez. Vromberg, am NogowerSee, durch den
die Welna fließt, mit Znin durch Kleinbahn (19,4 km)
verbunden, hat (1890) 711 E., darunter 100 Evan-
gelische und 184 Israeliten, Post und Telegraph.
RogoHno (spr. -goschno), der poln. Name von
Rogasen (s. d.).
Rohan (spr.roäng), franz. Geschlecht, das seinen
Namen von der Stadt Rohan (Depart. Morbihan,
rechts am Oust, 602 E.) empfangen hat. Als Stamm-
vater gilt Gucthenoc, ein jüngerer Sohn des Hauses
Bretagne, der um 1021 die Grafschaft Porrhoe't und
die Viccgrafschaft Nennes erhielt. Sein Nachkomme,
Jean, wurde 1100 zumVicomte vonR.erhoben. Aus
der ersten Ehe Jeans ging die ältere Linie hervor,
die 1540 erlosch. Die 1570 in den Fürstenstand er-
hobene Linie Nohan-Gue'mene' ist der Nachkom-
menschaft Jeans aus zweiter Ehe eutfprossen. Louis
von Rohan-Gue'mene' wurde 1588 zum Herzog
von Montbazon, 1595 zum Pair erhoben. - Dessen
Sohn, Hercule, Herzog von Montbazon, führte,
gleich feinem Vater, unter Heinrich IV. die Waffen
gegen die kath. Ligue, war bei Hofe sehr angesehen
und starb 1654. Seine Tochter war die durch Geist,
Schönheit und polit. Ränke berühmte Herzogin von
Chevreuse (s. d.). - Ein Enkel von Hercule, der
Chevalier Louisvon R., geb. 1635, faßte mit einem
Abenteurer, Latreaumont, den Plan, für Geld den
Holländern Quillebocuf auszuliefern und die Nor-
mandie aufzuwiegeln. Ludwig XIV. erfuhr das Vor-
baben und ließ den Schuldigen 1674 zu Paris öffent-
lich enthaupten. - Der traurige Held der Halsband-
geschichte war der Kardinal Louis Rene" Edouard von
Rohan-Gue'mcne' (s. d.). Der letzte männliche Spröß-
ling der Hauptlinie Rohan-Guemenö war der österr.
Feldmarschalllieutenant Prinz Victor, Herzog
von Montbazon und Bouillon, geb. 1766, gest.
1846, der durch Adoption einen jüngern Zweig,
Rohan-Nochefort, zu seiner Nachfolge erhob.
Die aus den Gue'mene' hervorgegangene Linie
Rohan-Gis stiftete der Marschall Pierre de N.
von Gie'. Derselbe ward der eifrigste Vertreter der
Einverleibung der Bretagne in Frankreich, fpielte
unter Ludwig XII. eine bedeutende Rolle und wurde,
indem er jenes sein Lebensziel gegen die Königin
Anna von Bretagne verteidigte, das Opfer eines
ungerechten Staatsprozesses (vgl. de Maulde, ?i'o
c6äui-68 äu i'ößM6 äs I^miig XII, Par. 1886). Er
starb 1513. - Sein Urenkel Nenli II., 1550-86,
eifriger Hugenott, heiratete 1575 die durch ihre
Kenntnisse und Poesien berühmte Catbe'rine von
Parthenay, Erbin des Hauses Soubise (s. d.). Die-
selbe, geb. 1554, überzeugte Protestantin gleich
ihrem Vater, hielt die Belagerung von La Rochelle
mit großer Standhaftigkcit aus, wurde beim Falle
der Stadt 1628 gefangen gesetzt und starb 1631 in
ihrem Schlosse. Aus ihrer Ehe mit Rene entspran-
qen der Herzog Henri von Rohan (s. d.), zu dessen
Gunsten Heinrich IV. 1603 die Grafschaft R. in ein
Pairie-Herzogtum verwandelte, und Benjamin,
Prinz von Soubise (s. d.). Beide Brüder waren unter
Ludwig XIII. die Häupter der Hugenotten und die
Helden ihres Geschlechts. Ersterer war seit 1605
mit Marguerite de Bsthune, der Tochter
Sullys, verheiratet. Diese, schön und begabt, wenn-
gleich sittlich nicht unanfechtbar, begleitete ihren
Gemahl auf den Feldzügen der Hugenotten, ver-
teidigte 1625 Castres mit hohem Mut und starb
1660. Aus ihrer Ehe mit Henri entsprang eine
Tochter, die Prinzessin Marguerite von R., die
sich nach dem Tode des Vaters 1645 mit dem Spröß-
ling eines alten franz. Hanfes, Henri von Chabot,
vermählte. Sie brachte als Erbtochter ihrem Ge-
mahl die großen Besitzungen ihres Hauses zu, legte
ihm aber auch die Pflicht auf, ihr Haus unter dem
Namen Nohan - Chabot fortzuführen. Gegen diese
Verbindung protestierte jedoch ihre Mutter, die Her-
zogin-Witwe, Marguerite von Bethune. Diese batte,
ihrem Vorgeben nach, 1630 zu Paris, während sich
ihr Gemahl zu Venedig befand, einen rechtmäßigen
Sohn, Namens Tancrede, geboren, dessen Dasein
sie mit Wissen des Vaters verheimlicht habe, aus
Furcht, der Kardinal Richelieu möchte den Knaben
aufgreifen und im Katholicismus erziehen. 1638
dnrch die Verwandten entführt, in Leiden unterge-
bracht, durch seine Mutter wieder entdeckt, von ihr
gegen ihre Tochter ausgespielt, erregte dieser Tancröde
nun eiuen Aufsehen erregenden Prozeß; nur vor-
läufig war dieser gegen Tancröde entschieden, als
er in den Frondewirren 1649 fiel. - Vgl. Griffet,
HiZtoirs äs ^nci'öäs äö 15. (Lüttich 1767); Laugel,
lleni-i ä6 II. (Par. 1889).
Zu Gunsten der Linie Roh an-Soubise, die
1787 mit dem Marschäll Charles von Soubise (s. d.)
erlosch, wurde 1714 von Ludwig XIV. die Herrschaft
Frontenay in ein Pairie-Herzogtum Rohan-Rohan
verwandelt.
Rohan (fpr. roäng), Henri, Herzog von, Huge-
nottenführer, geb. 25. April 1579 auf dem Schlosse
Blain, führte die Waffen zuerst in den Kriegen Hein-
richs IV., besuchte 1598 -1600 die Höfe Italiens,
! Deutschlands, der Niederlande und Großbritanniens
^ und verfaßte eine Reisebeschreibung, die in Amster-
dam 1646 gedruckt wurde. 1603 erhob idn der
i König zum Herzog, 1605 vermählte sich R. mit