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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rom

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Rom (das moderne)

Papst, wird aber zum Teil den Arbeiten für das Victor-Emanuel-Denkmal zum Opfer fallen.

Die zahlreichen und glänzenden Privatpaläste R.s verdanken ihren Ursprung zum großen Teil päpstl. Nepotenfamilien. So die Paläste Barberini (s. d.) auf dem Quirinal und Borghese (s. d. und Tafel: Italienische Kunst III, Fig. 1): Braschi, jetzt Ministerium des Innern, an Piazza Navona von Cosimo Morelli (1780), mit schöner Treppe, an der Außenseite die als Pasquino (s. d.) bekannte antike Gruppe; Corsini (s. d.) an der Lungara, von Ferdinando Fuga (1730); Chigi, an Piazza Colonna; Odescalchi, an Piazza Santi Apostoli; Doria-Pamphili, an Piazza Navona, von Rainaldi (1650); Rospigliosi, von Flaminio Ponzio und Carlo Maderna, Anfang des 17. Jahrh., mit dem berühmten Fresko der Aurora von Guido Reni (s. Tafel: Italienische Kunst VIII, Fig. 1) in einem Nebengebäude (dem sog. Kasino). Weiter verdienen Erwähnung: Palazzo Caffarelli auf dem Kapitol, jetzt Sitz der deutschen Botschaft, in schöner Lage, architektonisch unbedeutend; Palazzo Doria Pamphili am Corso, mit reicher Gemäldesammlung; Falconieri am Tiber, von Borromini; Giraud (-Torlonia), im Borgo, von Bramante, bald nach 1500 für den Kardinal Adriano da Corneto erbaut; Massimi alle colonne, ein Meisterwerk Baldassare Peruzzis (1535), mit geistreicher Kurvenfaçade und graziösem Hof; Mattei, von Carlo Maderna (1620), der Hof reich mit antiken Skulpturen dekoriert; der neue, 1892 vollendete Palazzo Piombino, mit der berühmten Antikensammlung Ludovisi im Erdgeschoß; Sciarra am Corso, von Flaminio Ponzio (etwa 1600), neuerdings seiner berühmten Gemälde beraubt; Spada, mit reich ornamentierter Façade und Kunstsammlungen; Vidoni (jetzt Giustiniani-Bandini), angeblich nach Entwürfen Raffaels.

Die seit 1870 in R. entstandenen Gebäude für militärische und administrative Zwecke sind meist große Nutzbauten ohne künstlerische Bedeutung. So das kolossale Finanzministerium auf dem Quirinal, das Kriegsministerium in Via Venti Settembre, die große Kaserne der Carabinieri auf den Prati di Castello. Architektonische Erwähnung verdienen: der Kunstausstellungspalast in Via Nazionale (von Piacentini, 1882), der Palast der Banca Nazionale ebenda (von G. Koch, 1886-92); der noch im Bau befindliche großartige Justizpalast (von Calderini) in den Prati di Castello. Der Bau des Nationaldenkmals für Victor Emanuel, auf der Nordhöhe des Kapitols neben der Kirche Araceli (Architekt Sacconi), 1885 begonnen, wird die benachbarten Stadtteile wesentlich umgestalten.

Von den innerhalb der Aureliansmauer gelegenen Villen sind in neuester Zeit mehrere (namentlich, seit 1887, Villa Ludovisi zwischen Porta Salaria und Porta Pinciana) ganz zerstört, andere (Villa Farnesina, s. d., an der Lungara und Villa Massimi beim Lateran, berühmt wegen der Fresken von Rich. Veit, Schnorr und Overbeck) haben durch Verkleinerung ihrer Gärten erheblich verloren. Bemerkenswert sind noch: auf dem Cälius Villa Mattei; beim Lateran Villa Wolkonsky; auf dem Pincio Villa Medici, von Annibale Lippi (1540), seit Ende des 16. Jahrh. im Besitz der Großherzöge von Toscana (die Antiken, welche früher den Hauptruhm der Villa bildeten, wie die Mediceische Venus, die Niobiden u. s. w., sind seit 1775 nach Florenz übergeführt), jetzt Sitz der franz. Kunstakademie. Außerhalb der Mauer liegen: vor Porta del Popolo Villa Borghese (s. d.), in deren Kasino seit 1892 auch die berühmte Gemäldegalerie ihren Platz hat; vor Porta Salaria Villa Albani, vom Kardinal Alessandro Albani, dem Gönner Winckelmanns, angelegt, mit schönem Garten und reicher Antikensammlung; vor Porta Pia Villa Torlonia mit ausgedehnten Gartenanlagen; vor Porta San Pancrazio Villa Doria-Pamphili, mit dem größten Park der Stadt und einem schönen Kasino von Algardi (1650); vor Porta Angelica am Monte-Mario die Villa Madama, nach Raffaels Entwürfen für den Kardinal Giulio de' Medici erbaut, später im Besitz der Margarete von Parma (daher Villa Madama), der Farnese und der Könige von Neapel, mit prachtvollem Stuck- und Farbenschmuck, doch sehr verfallen.

Verwaltung. An der Spitze der Stadtverwaltung steht ein Sindaco (Bürgermeister), der von der (1895) 78 Mitglieder zählenden Stadtverordnetenversammlung (consiglio municipale) gewählt wird. Der Stadtrat (giunta municipale) zählt außer dem Sindaco acht Mitglieder, die je an der Spitze einer der Kommissionen zur Erledigung der Gemeindeangelegenheiten (uffici municipali) stehen. Die städtische Polizeimannschaft ist etwa 520 Mann, die Feuerwehr etwa 400 Mann stark, darunter 100 Mann Berufsfeuerwehr. Alle Straßen der Stadt sind mit Abzugsgräben versehen, die in den Tiber münden und zu deren Reinigung zwei große Wasserbehälter errichtet sind. Die öffentliche Beleuchtung geschieht durch Gas (6700 Gaslaternen), Petroleum (1620 Petroleumlaternen) und seit 1886 auch durch elektrisches Licht (400 Bogen- und 13000 Glühlampen); letzteres wird geliefert durch die Società Anglo-Romana. Seit 1891 werden die städtischen Verbrauchssteuern durch staatliche Organe erhoben. Die Stadt hat einen Viehhof, ein Schlachthaus, einen bedeckten, aber nicht geschlossenen Hauptmarkt für den Großverkauf von Gemüse und Obst, während der Kleinverkauf an mehrern Orten im Freien centralisiert ist. Seit 1887 besteht je ein Markt für den Verkauf von Fischen im großen und im kleinen. Das Budget für 1893 weist eine Einnahme von 29258116 Lire und eine Ausgabe von 29141555 Lire auf; unter den Ausgaben waren 22006733 Lire obligatorische ordentliche, 2477123 obligatorische außerordentliche und 1539039 fakultative. Die Instandhaltung der Verkehrswege (Straßen, Plätze) kostete (1889) 685000, die Reinigung derselben (1891) 686709 Lire; für öffentliche Arbeiten wurden (1890) ausgegeben 8285535 Lire, ausschließlich der Arbeiten des Stadtbauplans; für öffentliche Beleuchtung (1890) 1207529 Lire. Die Schulden betrugen Ende 1877: 38, 1890: 211, 1893: 217,458 Mill. Lire.

Behörden. R. ist Residenz des Königs und Sitz des Ministerpräsidenten, der 11 Ministerien (s. Italien, Bd. 9, S.941 a), des Ministeriums des königl. Hauses, des Senats, der Deputiertenkammer, des Staatsrats, der Rechnungskammer, der Botschafter und Gesandten beim Königreich Italien und beim päpstl. Stuhl, eines Kassations- und Appellationshofs, Stadtgerichts (tribunale civile e penale), sechs Amtsgerichte, sechs Sühnerichter, des obersten Gerichts für Heer und Flotte, eines Militärtribunals (tribunale militare territoriale), des Präfekten der Provinz, Provinzialrats, Polizeipräsidiums, Rentamtes, einer Postdirektion, Handels- und Gewerbekammer, mehrerer Konsuln sowie der Kommandos des 9. Armeekorps, des Geniekorps, der Feld-^[folgende Seite]