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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rom und Römisches Reich (unter den Kaisern)

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Rom und Römisches Reich (unter den Kaisern)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Rom und Römisches Reich (als Republik)'

Der Bund wurde 56 zu Lucca erneuert und für Pompejus und Crassus ein zweites Konsulat (55), außerdem für Pompejus Spanien fünf Jahre mit dem Recht, es von Rom aus zu verwalten, für Crassus Syrien als Goldquelle ausgemacht. Cäsar erhielt dagegen die Verlängerung seiner gallischen Statthalterschaft weitere fünf Jahre und die Zusicherung eines zweiten Konsulats nach deren Ablauf. Während dieser zweiten Frist löste sich jedoch der Bund auf. Crassus fiel 53 im Kampfe gegen die Parther. Pompejus machte seinen Frieden mit der Senatspartei und brach 50 offen mit Cäsar; der Senat forderte schließlich Cäsar auf, sein Heer zu entlassen. Dieser antwortete Anfang 49 mit der Überschreitung des Rubico, der Grenze seiner cisalpinischen Provinz gegen Italien, und besetzte rasch Mittelitalien, während Pompejus sich mit allen, die zur Republik hielten, nach Griechenland flüchtete. Ungehindert besetzte Cäsar Rom, verließ aber die Stadt bald wieder, um Spanien und das wichtige Massilia den Pompejanern zu entreißen. Dann setzte er Anfang 48 nach Griechenland über. Hier ward bei Pharsalus 48 die Entscheidungsschlacht geschlagen. Der besiegte Pompejus flüchtete nach Ägypten und ward dort bei seiner Ankunft ermordet. Cäsar nahm von Alexandria Besitz, ordnete die Verhältnisse des Orients, besiegte den König Pharnaces von Pontus und kehrte 47 nach Rom zurück, wo ihm inzwischen die Diktatur auf ein Jahr übertragen worden war. Ende 47 ging er nach Afrika hinüber, zersprengte in der Schlacht von Thapsus 46 die dort sich sammelnden Pompejaner und vernichtete 45 in Spanien bei Munda ihre letzten Reste. Fortschreitend mit diesen Siegen waren Cäsars monarchische Rechte gewachsen. 46 erhielt er die Diktatur auf zehn Jahre, 44 auf Lebenszeit, dazu die tribunicische und prokonsularische Gewalt. Großartige Reformen wurden von ihm teils durchgeführt (Kalenderordnung, Nutzbauten), teils geplant. Diese offene Aufrichtung der Monarchie neben dem Verdacht, auch noch den Königsnamen zu erstreben, veranlaßte jedoch eine Verschwörung unter der Führerschaft des Brutus und Cassius. Durch sie fiel Cäsar 15. März 44, als er sich eben anschickte, die Parther für Crassus' Niederlage zu strafen.

Allein die Republik wurde hierdurch nicht gerettet. Die Verschworenen und ihre Freunde, zu denen auch Cicero gehörte, waren unfähig, die Lage zu beherrschen. Indem sie Cäsars vertrauteste Anhänger, Antonius und Lepidus, am Leben ließen, vollbrachten sie ihr Mordwerk nur halb. Sie ließen sich sofort von Antonius überlisten und begingen den weitern Fehler, daß sie meinten, in dem von Cäsar als Erben eingesetzten Großneffen des Ermordeten, dem damals 18jährigen Octavian, ein Werkzeug gegen Antonius zu haben. Allerdings ließ sich Octavian, um eine polit. Stellung zu erhalten und gegen Antonius aufzukommen, vom Senat gegen diesen verwenden, kämpfte auch gegen ihn bei Mutina; aber bald änderte er die Richtung, verband sich mit dem nach Gallien geflüchteten Antonius und Lepidus gegen die Republikaner, um dann schließlich auch diese zu beseitigen. Auf einer Flußinsel bei Bologna wurde im Nov. 43 der Bund zwischen den dreien auf fünf Jahre geschlossen, diesmal unter der förmlichen, nachträglich von der röm. Volksversammlung bestätigten Titel eines Triumvirats zur Neugestaltung des Staates. Unter den Verabredungen befand sich auch die umfassender ↔ Proskriptionen, denen 300 Senatoren und 2000 Ritter zum Opfer gefallen sein sollen, darunter als hervorragendster Cicero. Im Herbst 42 wurden bei Philippi in Macedonien Brutus und Cassius besiegt und damit die Republik für immer vernichtet. Es war zwar noch ein Sohn des Pompejus, Sextus Pompejus, als Prätendent vorhanden, aber nicht als Verteidiger der Republik, sondern als Rächer seines Vaters und Piratenkönig. Die Triumvirn teilten nun das Reich von neuem. Antonius ging in den Osten, Octavian, der Herr des größten Teils des Westens, blieb in Italien. Octavian hatte zwar hier in dem Perusinischen Kriege (41) mit Fulvia, der Gemahlin des Antonius, und dessen Bruder Lucius zu kämpfen, blieb aber siegreich und wußte auch in dem Brundisinischen Vertrage (40) andere Mißhelligkeiten, die mit Antonius entstanden waren, auszugleichen sowie den zur See mächtigen Sextus Pompejus mittels des Vergleichs von Misenum 39 zur Einstellung der Feindseligkeiten zu bringen. Der Triumvirat wurde von 37 ab auf weitere fünf Jahre erneuert, Pompejus, der 38 die Waffen wieder ergriffen hatte, unterlag entscheidend 36 bei Mylä und Naulochus gegen Octavians Feldherrn Agrippa. Gleichzeitig wurde Lepidus unschädlich gemacht. Antonius, den für kurze Zeit die Ehe mit Octavians Schwester Octavia enger an Octavian gefesselt hatte, kämpfte unterdessen gegen die Parther, geriet aber bald vollkommen unter den Einfluß der ägypt. Königin Kleopatra. Die Spannung zwischen beiden Männern wuchs. So wie sich die Verhältnisse entwickelt hatten, konnte es auch nur einen Herrn im Römischen Reiche geben: die Frage war nur, ob das Herrschertum nationalrömisch oder hellenistisch werden sollte. Darüber entschied der Sieg Octavians, des Konsuls und mit diktatorischer Gewalt ausgestatteten Vertreters des röm. Volks, bei Actium über Antonius 2. Sept. 31. Nach Antonius' Tode (30) war Octavian Alleinherrscher.

III. Rom unter den Kaisern. Auch hier lassen sich wie in der Republik verschiedene Perioden scheiden. Die erste Periode umfaßt den Principat, das noch an republikanische Formen sich anlehnende Kaisertum, bis zu seiner höchsten Machtentfaltung unter Trajan (30 v.Chr. bis 117 n.Chr.). Hatte Cäsar die neue Monarchie, das Imperium eines Mannes, der Sache nach geschaffen, so war Octavian der eigentliche Organisator der neuen Schöpfung. Er war kein genialer Staatsmann wie Cäsar, aber ein Verwaltungsbeamter und Menschenkenner ersten Ranges und vorzugsweise geschickt, das Mögliche und Erreichbare zu erkennen. Den noch immer verhaßten Namen des Königtums vermied er und wählte statt dessen den schon in republikanischer Zeit als Bezeichnung der hervorragendsten Bürger vorkommenden eines Princeps. Er legte sogar 27 v.Chr. die von ihm bisher geführte außerordentliche Gewalt nieder. Doch übernahm er sofort wieder mit einem die gewöhnlichen Grenzen weit überschreitenden prokonsularischen Imperium die Regierung über alle Provinzen, in welchen Heere standen, und den Oberbefehl über die ganze Militärmacht des Reichs, während ihm durch den Senat 27 der Ehrenname Augustus verliehen wurde. Außerdem erhielt er zu der schon 36 verliehenen Unverletzlichkeit der Tribunen ebenfalls in umfassendster Bedeutung die lebenslängliche tribunicische Gewalt und im J. 12 nach Lepidus' Tode das Oberpontifikat. Besonders bedeutungsvoll war neben dem Imperium die tri-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 955.