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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Römische Kurie; Römische Litteratur

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Römische Kurie - Römische Litteratur

tische Sujets, in der leichten spielenden Auffassung, in der selbst ernstere Gegenstände behandelt sind.

Die sämtlichen Gemälde sind, wenn auch im Grunde vielfach als Nachahmungen von Tafelbildern gedacht, unmittelbar mit der ganzen Wanddekoration verbunden. Auch in der Anordnung und Auffassung dieser läßt sich ein nach den Zeiten wechselnder Geschmack erkennen. Die architektonische Einteilung der Wandflächen geht zurück auf die in hellen. Zeit in den Großstädten, wie es scheint namentlich in Alexandria, sich entwickelnde Mode, die Innenräume der Häuser mit buntem Marmorgetäfel zu dekorieren. Diese Marmorbekleidung ist in den ältesten pompejanischen Häusern einfach in Stuck nachgeahmt (sog. Erster Stil). Es folgt dieser einfachen Behandlung eine reichere Ausgestaltung der Wand, in dem ein architektonischer Aufbau mit zwischengestellten Bildern auf der Fläche in Farbe nachgebildet wird (sog. Zweiter Stil). Aber die Durchführung der architektonischen Motive wird wieder verlassen und eine mit großen einheitlichen Flächen und bandartigen, nicht plastisch wirkenden Zierleisten operierende Einteilung der Wand tritt an die Stelle (sog. Dritter Stil). Diese letztere Art, mit der die oben angeführten Bilder der erstern Gruppe verbunden sind, ist für die von der spätern Augusteischen Zeit bis zum J. 63 gebauten Häuser in Pompeji charakteristisch. Die folgende, wahrscheinlich in Neronischer Zeit aufgekommene Dekorationsweise (sog. Vierter Stil) nimmt die architektonische Gliederung wieder auf, unterscheidet sich aber von dem Zweiten Stil dadurch, daß sie durchaus in der freiesten Weise mit den Motiven schaltet, sich zu Gebilden phantastischer Scheinarchitekturen versteigt und mehr auf Reichtum und Buntheit als auf eine korrekte Durchführung des Ganzen hinstrebt. (Vgl. die Litteratur beim Artikel Pompeji.) Die farbenprächtigsten und am meisten bewunderten Dekorationen in Pompeji, deren Wirkung durch das leuchtende Kolorit und die kecke, oft erstaunlich sichere Ausführung der Bilder gesteigert wird, gehören diesem Stil an. Nicht lange hat sich die Kunst auf dieser Höhe gehalten. Die geringen Überreste, die von Malereien aus den Zeiten des Hadrian und Septimius Severus erhalten sind, zeigen, daß technisch nichts Neues erfunden wurde und in der Dekoration ein Zurückgehen auf die einfachern Motive immer mehr Platz griff. Auch die Porträte aus Hadrianischer Zeit, die neuerdings zahlreich in Ägypten gefunden sind (s. die Tafel beim Artikel Alexandrinische Kunst), so individuell auch die Züge der Dargestellten in ihnen wiedergegeben sind, stehen doch künstlerisch hinter den bessern Porträten auf pompejanischen Wandgemälden zurück. In den Bildern der christl. Katakomben sind schließlich die letzten dürftigen Ausläufer der antiken Malerei erhalten. - Vgl. P. Girard, La peinture antique (Par. 1892).

Römische Kurie, s. Kurie.

Römische Litteratur. Obgleich der Gebrauch der Schrift schon unter den Königen nach Rom kam, vergingen doch Jahrhunderte, bis bei den Römern eine wirkliche Litteratur entstand. Zwar findet man schon in der Erzählung von der Virginia (449 v. Chr.) öffentliche Schulen in Rom erwähnt; allein, wenn dies nicht ein aus späterer Zeit entlehnter Zug der poetisch ausgeschmückten Erzählung ist, so wurde in diesen Schulen jedenfalls nichts gelehrt als Lesen, Schreiben und Rechnen ohne Zugrundelegung von Büchern, wozu dann das Auswendiglernen des Zwölftafelgesetzes kam. Es gab ferner Elemente einer nationalen Poesie in den Fescenninen (s. d.), den Saturae (s. d.) und Atellanen (s. d.); es gab auch eine eigentümliche Versgattung hierfür, den Saturnischen Vers (s. d.). Doch ist davon sozusagen nichts überliefert, und diese Elemente treten für die Litteraturgeschichte erst auf den Plan, als sie nach dem Eintritt einer höhern, von anderer Seite herkommenden Kunstdichtung veredelt wurden. Als schriftlich fixierte Sprachdenkmäler vor dem Auftreten einer Litteratur kennt man nur meist trümmerhaft erhaltene religiöse Formeln und Lieder, wie die der Arvalischen Brüder (s. d.) und der Salier (s. d.) und Gesetze, vor allen das Grundgesetz der Zwölf Tafeln (s. Zwölftafelgesetz); man hört von einer von dem obersten Priesterkollegium, den Pontifices, geführten Liste der jährlichen Beamten (einem Teile der "Stadtchronik", annales maximi), von Verträgen und Amtsbüchern, von Privatchroniken der vornehmen Häuser, deren Inhalt zu einem guten Teil in die spätere Geschichtschreibung überging, von Leichenreden und Ahnenliedern, endlich kennt man zum Teil kunstmäßig abgefaßte Grab- und Siegesinschriften, die zu den wichtigsten und berühmtesten Resten des Altertums gehören und deren älteste, bis an den Anfang des 3. Jahrh. v. Chr. zurückgehende im Grabe der Scipionen bei der Appischen Straße wieder aufgefunden worden sind. In dieselbe Zeit fällt auch die erste Regung einer litterar. Thätigkeit, bestehend in der Veröffentlichung einer polit. Rede und, wie es scheint, einer Spruchsammlung in Versen, ausgehend von dem in die innere und äußere Politik Roms tief eingreifenden Appius Claudius Cäcus, Censor 312 v. Chr. Doch gaben derartige Veröffentlichungen wenig Anhaltspunkte für eine weitere Ausbildung; eine solche kam vielmehr, wie alle Elemente höherer Bildung, den Römern unter griech. Einfluß zu. 240 v. Chr. brachte ein tarentinischer Kriegsgefangener, später Freigelassener, Livius Andronicus, ein aus dem Griechischen übertragenes Schauspiel in Rom zur Darstellung und eröffnete so die Aufführung von griech.-röm. Dramen in Rom, während er mit seiner Übersetzung der Odyssee ein Schulbuch lieferte, das den geistigen Horizont wesentlich erweitern mußte. Man beginnt deshalb mit Livius Andronicus die Geschichte der R. L., die nun in drei Hauptperioden verläuft, der vorklassischen oder altertümlichen, bis Cicero, der klassischen von Cicero bis zum Tode Augustus', der nachklassischen, d. h. bis zum Übergang ins Mittelalter.

In der ersten Periode war des Livius Andronicus nächster Nachfolger Nävius, der seit 235 Dramen auf die Bühne brachte. Er verfertigte Tragödien und Lustspiele teils aus griech., teils aus röm. Stoffen und kultivierte im hohen Alter auch noch das Epos im nationalen Saturnischen Vers und mit nationaler polit. Tendenz. Nach ihm aber wandelte die Dichtung zunächst ausschließlich griech. Bahnen. Plautus ist der fruchtbarste Vertreter der fabula palliata (s. Comoedia), d. h. des der neuern attischen Komödie entnommenen, von ihm aber dem röm. Geschmack mit Geist und genialer Herrschaft über die Sprache angepaßten Lustspiels. Ennius führte als erster ins Epos mit bestem Erfolge den griech. daktylischen Hexameter ein und fuhr fort, die griech. Tragödie auf der röm. Bühne einzubürgern, in welchem Streben er dann in seinem Neffen Pacuvius und nach diesem in Accius Nachfolger fand,