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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Roßbrunn - Rossetti
ungefähr zwischen 20 und 35° nördl. Br.; in diesem
Gebiete findet man etwa 10 Proz. Windstillen. Die
R. zeichnen sich in beiden Hälften des Oceans durch
ein in Lage und Ausdehnung von der Jahreszeit
abhängiges Gebiet hohen Luftdrucks aus; sie bilden
ungefähr die polaren Grenzen der Passatgebiete.
Die südatlantischen R. prägen sich nicht so deutlich
aus und haben weniger Windstillen.
Notzbrunn, Dorf im Bezirksamt Würzburg
des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, 12 km westlich
von Würzburg, hat (1890) mit dem dazu gehörigen
Filialdorf Mädelhofen 427 kath. E., Post, Tele-
graph, Brauerei, und ist bekannt durch das Gefecht
vom 26. Juli 1866, in dem die Bayern von den
Preußen zurückgedrängt wurden. ^(s. d.).
Roßbuhl, höchster Punkt (965 m) des Kniebis
Noßdorf, Flecken im Kreis Meiningen des Her-
zogtums Sachsen-Meiningen, am Nosabach und am
Rhöngebirge, hat (1890) 837 E., Postagentur, Fern-
sprechverbindung, Pfarrkirche, zwei Schlösser und
Park. R. gehörte zur Grafschast Kenneberg. Hier
fand 4. Juli 1866 zwischen Preußen und Bayern
ein heftiges Gefecht um den nahen Nebelbcrg statt,
an das ein Denkmal auf dem Kirchhofe erinnert.
Rosse (spr.ross'), William Parsons, Earl of, Astro-
nom, geb. 17. Juni 1800 zu Mork, hieß bis zum Tode
seines Vaters (1841) Lord Ormantown. Er be-
zog 1818 die Universität Dublin, 1819 das Mag-
dcüenen-College in Orford, trat 1821 ins Unterhaus
und wurde 1831 Lordlieutenant von King's County,
1834 Oberst der Miliz. Im Febr. 1845 wurde er
zum Repräsentativpeer für Irland erwählt. Er rich-
tete 1826 auf seinem Landsitz Birr-Castle bei Par-
sonstown ein Observatorium ein, sür das er die In-
strumente unter seiner persönlichen Leitung verfer-
tigen ließ. Nachdem er einen Objektivspicgel von
90 cm im Durchmesser hergestellt hatte, baute er
mit einem Kostenauswand von 12000 Pfd. St. ein
Ricsentelcskop (1845 vollendet), dessen Objektivspie-
gel 1,8 ui Durchmesser und 16 m Brennweite besitzt
und sich durch eine ungemein große Lichtstärke aus-
zeichnet. Seit 1862 war er Kanzler der Universität
Dublin. R. starb 31. Okt. 1867 zu Birr-Castle (Par-
sonstown) in der irischen Provinz Leinster. über
seine astron. Untersuchungen, die namentlich die
Nebelflecken betrafen, berichtete er von Zeit zu Zeit
in den "?Iiii080p1iica1 ^i'HNLÄctionä". Auch machte
sich R. durch seine Bemühungen zur Linderung des
in seinem Vaterlande herrschenden Elends verdient,
über welchen Gegenstand er seine "I^ttsi^ on tde
, Ltat6 0fIi'6lanä"(Lond. 1847) veröffentlichte. Doch
nimmt er hierbei einen streng aristokratischen Stand-
punkt ein und trat in "^ ls>v norää on tiis i-oik-
tion ol lanälorä and tsnant in Ilßlanä" (Lond.
1866) gegen John Vright auf. Seine Würden so-
wie der Besitz seines Observatoriums gingen an sei-
nen ältesten Sohn, Lawrence Parsons, Earl
of N. (geb. 17. Nov. 1840), über, der durch junge
Astronomen dks Gebiet der Nebelflecke u. s. w. wei-
ter erforschen läßt.
Rössel. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Königs-
berg, hat 851,95 ylim und (1890) 49 329 (23 506
männl., 25823 weibl.) E., 4 Städte, 83 Landge-
meinden und 35 Gutsbezirke. Sitz des Landrats-
amtes ist Vischofsburg. - 2) Stadt im Kreis N., an
der obern Zaine oder Eiser, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Vartenstein), hat (1890) 3474 E., dar-
unter 987 Katholiken und 90 Israeliten, Postamt
zweiter Klasse, Telegraph, evang. Kirche in der 1240
erbauten Ordensburg, gotische kath. Kirche, Kloster
der Katharinerinnen, königl. Gymnasium, höhere
Mädchenschule, Provinzial - Taubstummenanstalt;
Fabrikation von Nohrkammen zur Leinweberei und
landwirtschaftlichen Maschinen, Brauerei, Molkerei,
Ziegeleien und bedeutende Rindviehzucht. 6 km
südöstlich der Wallfahrtsort Heiligelinde mit
prächtiger kath. Kirche.
Rösselsprung, der Sprung des Rössels (Sprin-
gers) auf dem Schachbrett; die Figur überspringt
ein Feld in gerader Linie und wird dann auf das
nächste Feld zur rechten oder linken Seite gestellt.
Rösselsprung auf gäbe heißt die Aufgabe, von
irgend einem Felde des Schachbretts beginnend im
Rösselsprung sämtliche Felder einmal zu berühren.
Der R. wird zu einer Art Rätsel verwandt, wobei
ein Gedicht, das nach seinen Wörtern, Silben oder
Buchstaben in der Weise des R. über die Felder des
Schachbretts verteilt ist, wieder zusammenzustellen.
Rossetti, Dante Gabriele, engl. Maler und
Dichter, geb. 12. Mai 1828 zu London, studierte vor-
zugsweise die ital. Kunst des Mittelalters. Mit
Millais, Holman Hunt und einigen andern die Prä-
raffaclitcnbrüdcrschaft (s. Präraffaeliten) gründend,
wurde er der eigentliche Ausgangspunkt der mo-
dernen engl. Malerei. Zunächst heftig angegriffen,
gründete er mit seinem Bruder William Michael
R. die Zeitschrift "Ibe (^erm", in der die An-
schauungen der Schule zuerst zum Ausdruck kamen.
Die Gegenstände dieser sind der ital. Dichtung, meist
dem Dante, entlehnt, weich, aber tief in der Stim-
mung, durchaus englisch in der Haltung von schlich-
ter, wahrheitlicher Farbengebung und strenger indi-
vidueller Stilisierung. R. kann als der Schöpfer
des modernen engl. Frauenideals gelten. Als Haupt-
ergebnis seiner litterar. Thätigkeit erschien "Tari^
Italian pO6t8, li'oin Oiuiio D'^iciriua to Dante"
(1861; 2. Aufl u. d. T. "Danw anä Ki8 eircle",
1874) und später "'IrNnglation ok Dante's Vita.
Xnova" (1866). Außerdem hatte er Anteil an A.
Gilchrists "I^ls ol ^Viliiani Viaks" (1863). Dem
gröhern Publikum wurde R. durch seine "?06iu8"
(Lond. 1870) bekannt, die mehrere Auflagen erlebten.
Was sie besonders kennzeichnet, ist die plastische
Schönheit der Form, die Kraft und Melodie der
Sprache, die dichterische Zartheit der Empfindung
und ein mit Anschaulichkeit verbundener Drang zu
mystischer Versenkung. Mit ebenso großer Vorliebe
als Kühnheit behandelte R. den ganzen Umkreis
erotischer Gegenstände. Er starb 2. April 1882 zu
Virchington bei Margate. Kurz vor seinem Tode
erschienen seine "LkIlaäZ anä 8onn6t8" (1881), R.s
"i'oetical ^01-^3" kamen London 1891 heraus. -
Vgl. Caine, Necolisctionä ol v. 6. N. (Lond. 1882);
W. Sharp, V.Q. R. ^ recorä knä g. 8wä^ (ebd.
1882); M. W. Rossetti, v. 6. R. 28 äe^ner anä
nritei- (ebd. 1890).
Rossetti, Gabriele, ital. Dichter, geb. 28. Febr.
1783 zu Vasto, kam 1803 nach Neapel, wo er durch
seine Improvisationen glänzte, erhielt durch Murat
die Stelle eines Konservators am Museum und
besang die Freiheit Italiens. Nach der Rückkehr der
Vourbonen behielt er zuerst sein Amt, ward dann
verfolgt und rettete sich 1821 durch die Flucht; 1822
kam er nach Malta und von da 1824 nach London,
wo er Professor der ital. Sprache und Litteratur
wurde und 26. April 1854 starb. Seine Gedichte,
vielfach gedruckt, hat Carducci gesammelt heraus-
gegeben ("I'osLis äi 6. II.", Flor. 1861). Außer-