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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sachsen-Lauenburg - Sachsen-Meiningen
Groß- und Klein-Kokelburg). S. Siebenbürgen und
die Ethnographische Karte von Österreich-
Ungarn (Vd. 12, S. 718).
Sachfen-Lauenburg, s. Lauenburg.
Sachsenlücke, Engpaß, s. Finne.
Sachfen-Meiningen, auch Sachsen-Mei-
ningen-Hildburahausen genannt, ein zum
Teutschen Reiche gehöriges Herzogtum in Thürin-
gen, dem Flächeninhalt nach der 13., der Einwohner-
zahl nach der 14. Bundesstaat, umfaßt das Herzog-
tum Meiningen als Stammland, das Herzogtum
Hildburghausen, das Fürstentum Saalfeld, die
Grafschaft Camburg nebst einem Teile des Amtes
Eisenberg, die Herrschaft Kranichfeld und besteht
aus einer größern, am Thüringer Wald gelegenen
halbmondförmigen, durchschnittlich nur etwa 15 km
breiten Hauptmasse und 14 zum Teil sebr kleinen
Exklaven. Der Flächenraum beträgt 2468,i qkin.
Das Land ist meist gebirgig, aber von fruchtbaren
Thälern durchschnitten, von denen das Werrathal
das längste und bedeutendste ist, und gehört zu
drei verschiedenen Stromgebieten: dem der Weser
(Werra), der Elbe (Saale) und dem des Mains und
Rheins (Steinach, Itz, Milz). (Vgl. die Karte:
Königreick Sachsen, Provinz Sachsen
^südlicher Teiles und Thüringische Staa-
ten, beim Artikel Sachsen, Königreich.)
Das Herzogtum zerfällt in vier Kreise:
Kreise
HkN
Meiningcn . . ,'748,7 8875 12781^60034
Hildburghausen 777,5 8586 11605 53 710
Zonneberg . . 343,7 !5549!10516,51602
Slllllfcld ^ . . ^598,2 >7990!i2625^58486
ZL
D^
80,2
69,1
150,2
r-^
58 304
52 333
50 947
97,8 >57618
674
928
Bevölkerung. S. hatte 1885: 214 884, 1890:
223 832 (108 914 männl., 114 918 weibl.) E., d. i.
90,7 E. auf 1 hkm Fläche, darunter 219 207 Evan-
gelische, 2789 Katholiken und 1560 Israeliten. An
Wohnplätzen begreift das Herzogtum 17 Städte und
418 Landgemeinden.
Land- und Forstwirtschaft, Bergbau. Von der
Gesamtfläche sind 102199 Ka. Acker- und Garten-
land, 27 268 Wiesen, 4159 Weiden und 103 497 n^
Waldungen. Die Landwirtschaft ist infolge der ge-
birgigen Vodenbeschaffenheit nicht ergiebig. 1893
betrug die Erntefläche von Roggen 19072 iia, Wei-
zen 10453, Gerste 6305, Kartoffeln 13308, Hafer
18 067 und Wiesenhcu 27 268 na; geerntet wurden
19 452 t Roggen, 8976 Weizen, 4250 Gerste,
142 263 Kartoffeln, 7777 Hafer und 31299 t
Wiesenheu. Außerdem wurden gebautHülsensrüchte,
Gemüse, Flachs, Hanf, Raps und Rübsamcn.
Rindvieh- und Schafzucht überwiegen; 1. Dez.
1892 wurden gezählt 6279 Pferde, 68 237 Stück
Rindvieh, 44349 Schafe, 62487 Schweine, 33 411
Ziegen und 8103 Bienenstöcke. Die Waldungen des
Landes sind von bedeutendem Umfang (103 497 Ka.
oder 41,9 Proz. der Gefamtfläche) und ermöglichen
eine bedeutende Holzausfuhr; 41 Proz. sind Do-
mänenwaldungen. Unter den Produkten des Berg-
baues, der (1893) 2501 Menschen beschäftigte, und
des Bergwesens stehen Salz und Eisen obenan.
Die Salinen Salzuugen und Oberneusnlza lieferten
(1893) 18111 t Kochsalz im Werte von 527 599 M.;
die Produktion von Eisenerzen betrug 7351 t im
Werte von 25 786 M., die von Roheisen (Maxi-
miliansbütte zu Unterwellenborn) 19961 t im Werte
von 1037 920 M. Wichtig ist der Schieferreichtum
des Landes, welches Schieferbrüche und Schiefer-
industrie bei Lehesten (s. d.), Gräfenthal (s. d.), Probst-
zella sowie bei Steinach (s. d.) und Sonneberg, wo
vorzüglicher Griffelschicfer gewonnen wird, enthält.
Industrie und Verkehrswesen. Die Gewerb-
thätigkeit erstreckt sich aus die Fabrikation von Eisen-
gußwaren (7 Werke), von Glas (6 Hütten), Por-
zellan (26 Fabriken mit 2606 Arbeitern), Zünd-
waren (2), Farben (9), von Nähmaschinen (5),
Holzwaren, Kisten, Schachteln, Fässern, besonders
aber von Spielwaren, die zu Sonneberg (s. d.) ihren
Mittelpunkt hat, von Papiermache' und Steinpappe
(1148 Betriebe mit 2982 Arbeitern). Die Textil-
industrie ist vertreten durch 13 größere Wollspinne-
reien, 18 Webereien mit zusammen 1589 Arbeitern
(hauptsächlich Flanellfabrikation in Pösineck). Leder
liefern 10 größere, 64 kleinere Gerbereien (für den
Export besonders Saalfeld und Pösincck). Endlich
bestehen 197 Brauereien, 14 Fabriken für Tabak
und Cigarren, 4 Essigfabriken sowie 379 Mühlen.
Die Gesamtlänge der Eisenbahnen betrug (1893)
198,6? km (s. Deutsche Eisenbahnen, Bd. 5, S. 997).
Unterrichtswesen. Außer der gemeinsamen Uni-
versität zu Jena bestehen Gymnasien zu Meiningcn
und Hildburghausen, Realgymnasien zu Meiningen
und Saalfeld, ein Schullehrerseminar (verbunden
mit Taubstummenlehranstalt und Blindenschule)
zu Hildburghausen, eine Realschule mit Handels-
abteilung in Sonncberg; außerdem ein aus Landes-
mitteln unterstütztes Technikum und eine Landwirt-
schaftliche Schule in Hildburghausen, sowie Zeichen-,
Modellier- und Schnitzschulen in Hildburghausen,
Eisfeld, Schwarzenbrunn, Lauscha u. s. w.
Verfassung und Verwaltung. Das Herzogtum
ist eiue konstitutionelle, im Mannsstamm des gleich-
namigen Hauses erbliche Monarchie. Das Staats-
grundgesetz stammt vom 23. Aug. 1829, die Ab-
änderungen vom 20. Juli 1871 und 24. April 1873.
Der Landtag besteht aus 24 direkt und geheim auf
6 Jahre gewählten Abgeordneten, von denen 4 von
den höchstbesteucrtcn Grundbesitzern, 4 von den per-
sönlich Höchstbesteuerten und 16 von den übrigen
Angehörigen des Herzogtums gewäblt werden. Der
höchste Gerichtshof ist das gemeinschaftliche Ober-
landesgericht in Jena (s. d.), unter dem die Land-
gerichte zu Meiningcn und Rudolstadt (für den
Kreis Saalfeld) stehen. Die seit 1835 allgemein ein-
geführten Friedensgerichte (Schiedsmänner) und
freien Gerichtstage dienen zur gütlichen Beilegung
oder zur Austragung privatrechtlicher Streitigkeiten
im Wege kostenfreier Behandlung. Die oberste
Landcsbehörde, das Staatsministerium zu Mei-
ningcn, besteht aus fünf Abteilungen: 1) für das
herzogt. Haus und auswärtige Angelegenheiten;
2) für das Innere, welcher vier Landratsämter
untergeordnet sind; 3) für Justiz; 4) für Kirchen-
und ^chulsachen; 5) für die Finanzen, welcher
14 Amtseinnahmen und 34Forsteien untergeben sind.
Die Militärverwaltung ging 1. Okt. 1867 ver-
tragsmäßig an Preußen über (S. und Sachsen-
Coburg-Gotha stellen zusammen das zur 22. Divi-
sion des 11. Armeekorps gehörige 6. thüring. In-
fanterieregiment Nr. 95). Im Bundesrat hat S.
eine Stimme, in den Rcickstag wählt es zwei
Abgeordnete (Wahlkreis Meiningen -Hildburghau-
scn 1895: Abgeordneter Paasche, nationall^eral;
Sonneberg-Saalfeld: Reißhaus, Socialdemokrat).