283
Sankt Jakob - Sankt Lorenzstrom
eines Gesetzentwurfs durch den Souverän, auf
welcher die rcchtsverbindliche Kraft des Gesetzes be-
ruht; sie ist der eigentliche Gesetzgebungsakt. In
monarchischen Staaten erfolgt die S. durch die von
einem Minister kontrasignierte Unterzeichnung der
Gesetzesurkunde durch den Landesherrn; im Deut-
schen Neich werden die Neichsgesetzc vom Dcutscbcn
Kaiser unter Gegenzeichnung des Reichskanzlers
oder seines Stellvertreters unter der Formel aus-
gefertigt: "Wir... (Namen und Titel des Kaisers)
verordnen im Namen des Deutschen Reichs nach er-
solgtcrZustimmung des Bundesrats und des Reichs-
tags...". (S. Gesetzgebung.) - über Prag-
matische Sanktion s. d.
Sankt Jakob, Weiler im Stadtbezirk Basel, an
der Virs, mit Kirche, ist bekannt durch die Schlacht
vom 26. Aug. 1444 zwischen den Eidgenossen und
Armagnaken (s. d.). Zum Gedächtnis der Schlacht,
in der alle Schweizer bis auf 16 und 8000 Ar-
magnaken den Tod fanden, wurde 1872 ein Denk-
mal von Echlöth errichtet, und alljäbrlich wird der
Schlachttag durch ein Volksfest gefeiert.
Sankt Iakobstropfen, s. Geheimmittcl.
Sankt Jan, dän. Antilleninsel, s. Samt John.
SanktJohannamPlatz,schwci;.Ort,s.Davos.
Sankt Johann an der Saar, Stadt im Kreis
Saarbrücken des ftreuß. Reg.-Bez. Trier, am rechten
Ufer der Saar, gegenüber von
Saarbrücken (s. d.), Sitz der kö-
niglich preuß. Eisenbahndirektion
S. I.-Saarbrücken und einer
königl. Vergwerksoirektion, bat
(1890) 14631 (7172 männl., 7459
weibl.) E., darunter 6565 Katho-
liken und 374 Israeliten, in
Garnison das ßusarenregiment
Nr. 9, Post, Tclegrapb, breite
große moderne Häuser, zwei evang.
Kirche, Synagoge; Eisengießerei und
Maschincnfabrik,Fabrikation von Drahtseilen, Klein-
eisenwaren, Thonwarcn und Preßkohlen, Braue-
reien, Dampffügewerk und Kohlenhandel. S. I.
verdankt seinen bedeutenden Ausschwung der Eisen-
bahn, deren Linien hier münden, Saarbrücken je-
doch direkt nicht berühren, obwohl die Station Saar-
brücken heißt. - Vgl. Herrmann, St. Johann-Saar-
brücken und seine Umgebung (St. Johann 1890).
Sankt Johann im Pongau. 1) Bezirks-
hauptmannschaft in Salzburg, hat 1764,75 qkm
und (1890) 30421 (15 303 m'ännl., 15118 weibl.)
E. in 35 Gemeinden mit 125 Ortschaften und um-
faßt die Gerichtsbezirke Gastein, S. I., Radstadt
und Werfen. - 2) Markt und Sitz der Bezirkshaupt-
mannschaft und eines Bezirksgerichts (542,63 <ikm,
10 749 E.), am rechten Ufer der Salzach und an der
Linie Salzburg-Wo'rgl der Österr. Staatsbahncn,
bat (1890) 1227 E., fchöne got. Kirche, ist eine der
ältesten Orte des Salzachgebietcs und war in der
spätern Zeit ein .hauptsitz der Protestanten. Die nahe
Liechtenstein! lamm, durch die sich die Ache den
Weg zur Salzach erzwungen hat, ist eine der groß-
artigsten Felsschluchten. Der 1876 angelegte Weg
durch die Klamm ist 890 in lang und führt zu dem
prächtigen Wasferfall (53 m) der Großarlcr Acke.
Sankt-Iürgen-Kanal, f. Tabelle zum Artikel
Fehn- und Moorkolonien (Bd. 6, E. 629).
Tankt Aanzian, staw. ÄcociMn, Dorf in der
österr. Vezirkshauptmannschaft und dem Gerichts-
bezirk Sesana ill Görz und Graoisca, zur Gemeinde
Straßen und
und eine kath. ^
Naklo gehörig, 3 km südöstlich von Divaca, hat
(1890) 71 E. und ist berühmt durch die großartigen
Katarakte und Höhlen der Reka^(s. d.). - Vgl. F.
Müller, Die Grottenwelt von ^t. Canzian (Wien
1890). ^Etadt, s. Vuchholz.
Sankt Katharinenberg im Vuchholz, süchs"
Sankt Kreuz im Leberthal, frz. Sainte-
Croir-aur-Mines, Dorf im Kanton Markirch^
Kreis Nappoltsweiler des Bezirks Oberelsaß, an
der Leber und der Linie Schlettstadt-Markirch der
Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, hat (1890) 3549 E.,
darunter 182 Evangelische, Postagentur, Tele-
graph; Baumwollspinnerei und -Weberei, Tabak-
fabrikation, Ziegelei und Sägemühlen.
Sankt Leonhard. 1) S.L. im Lavanttbale^
Stadt in der österr. Vezirkshauptmannschaft Wolfs-
berg in Kärnten, am Oberlauf des Lavantflusscs,
Sitz eines Bezirksgerichts (314,9i hkm, 9212 E.), hat
(1890) 1119, als Gemeinde 3696 deutsche E., eine
befestigte Kirche (12. Jahrh.) und in der Nähe ein
Schwefelbad, den berühmten Sauerbrunnen Preblau
und Braunkohlenbergbau. - 2) Bad S. L., Kur-
ort bei Feldkirchen (s. d.) in Kärnten. - 3) S. L. in
Passeier, Dorf in Tirol, s. Passeier.
Sankt Lorenzstrom oderLorenzstro m (engl.
Saint Lawrence, frz. Saint Laurent), der
wasserreichste Strom Nordamerikas, führt die Was-
sermasse der fünf Canadifchen Seen in nordöstl.
Richtung dem Atlantischen Ocean zu und hat, wenn
man den 260 km langen St. Louis, den größten
der in den Obern See fallenden Flüsse, als Quell-
strom annimmt, 1870, mit den Krümmungen aber
3360 km und ein Gebiet von 1367000 <ikm. Der
eigentliche S. L., der Abfluß des Ontariofees, bis
zur Mündung 1140 km lang, 560 km von derselben
schon 15 Kni breit, wetteifert an Breite und Tiefe
mit dem Amazoncnstrom. Bei feinem Austritt aus
dem Ontario ist sein Bett so breit, daß man ihn den
See der Tausend Inseln nennt, nach einer Gruppe
von 1692 zum Teil mit Hochwald bestandenen Ei-
landen. Weiter abwärts liegen abermals Eilande
im Strom, der hier die Stromschncllen Long-Eault
und Big-Pitch bildet, über welche die Schiffe pfeil-
schnell hinwegfliegen. Unterhalb Cornwall und
St. Regis, wo der Strom ganz in das Gebiet
von Canada tritt, erweitert er fich zu dem fast
15 km breiten Sankt Francissee, an dessen
Ende Stromschnellen liegen; weiter unterhalb der
Wasserfall des St. Louissees. Bald darauf mün-
det links der Ottawa (s. d.) und bildet mit dem
^. L. mehrere Infeln, auf deren einer Montreal
liegt. Weiter abwärts, zwischen den Mündungen des
Richelieu und des St. Maurice, bildet er den 48 km
langen, 20 km breiten Sankt Petersfee mit
Spuren von Ebbe und Flut. Bei Quebec teilt er
fich in zwei Arme, wodurch die Insel Orleans ent-
steht; 150 Km weiter befindet sich die letzte Strom-
schnelle Richelieu. 37 Km unterhalb wird das Nas-
ser schon brackig, und nach weitern 135 km seines
Laufs,bei St. Paschal, durchaus salzig. Als äußerste
Endpunkte des S. L. bezeichnet man Kap Rosier im
Süden und die Inseln Mingan auf der Nordseite,
oder auch Kap Chat und Monts Peles. Hier geht
er, nachdem er gegen 60 Nebenflüsse aufgenommen,
in einer 150 km breiten Mündung in den Sankt
Lorenzbusen, das größte Astuarium der Erde,
das, im N., W. und SW. vom Festlande, im O. von
Neufundland, im S. von der Insel Kap Breton be-
grenzt, von SW. gegen NO. 820 km lang und