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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sappenkörbe - Sappho
nächst nur schmale und flache Graben durch rück- !
wärtige Arbeiter verbreitert und vertieft. Da!
der Wälzkorb zwar gegen Gewehrfeuer, nicht aber
gegen Geschützfeuer sicherte, wurde statt feiner spä-
ter meist die sog. Erd walze angewandt, d. t). eine
zur Deckung der Sappentete aufgeworfene Brust-
wehr wird je nach dem Vorschreiten der Arbeit
spatenweise immer weiter von hinten nach vorn ge-
worfen und so gleichsam vorwärts gewälzt. Je nach
der verschiedenen Anordnung des herzustellenden
Laufgrabens unterscheidet man verschiedene Arten
der völligen S.: hat der Graben nur an einer Seite
eine Brustwebr, so heißt die S. einfacheS.; hat er
an beiden Seiten Brustwehren, so heißt die S. dop-
pelte S. Wird der Graben zu größerer Sicherheit
gegen das feindliche Feuer travcrsiert, so geschieht
dies entweder in der Form der Trav crsensapp en
(Fig. 3), bei der die Traversen nur auf einer Seite
Fig. 3.
einen Umgang erhalten, auf der andern aber mit
der Brustwehr zusammenhängen, oder in der Form
der Würfelfappe (Fig. 4), bei der die Traversen
auf beiden Seiten Ilmgänge erhalten und als cin-
Fig. 4.
zelne Erdwürfel stehen bleiben. Einen Ersatz für
fehlende Travcrsicrnng bietet die in Schlangenform
geführte völlige S., die Schlangensappe. Wird
die doppelte S. von oben her eingedeckt, so entsteht
die bedeckte S. (Fig. 5).
Im Vaubanschen Festungsangriff (s. Förmlicher
Angriff) fanden die verfchiedenen Sappenarten in
UW1
folgender Weise Anwendung: Die erste Parallele
mit ihren rückwärtigen Verkehrswegen und die Ap-
prochen von der ersten zur zweiten Parallele wurde
in der flüchtigen Erdsappe ausgeführt; die zweite
Parallele und die Approchen zur dritten Parallele
mit der flüchtigen Korbsappc; von hier an wird bei
allen Angrisfsarbeiten die völlige S. angewendet,
und zwar beim Vorgehen über das Glacis bis zur
Krönung desselben die traversierte S. und beim
Grabenniedergang die bedeckte S. Diejenigen tech-
nischen Truppen, welche vorzugsweise zur Ausfüh-
rung derSappcnarbciten, zum Sappieren, bestimmt
sind, heißen Sappeure (s. d.).
Sappenkörbe, die zur Herstellung der Korb-
sappe (s. Sappe) gebrauchten, aus Pfählen und
Flechtwerk gebildeten oben und unten offenen Körbe
(0,8 in hoch, 0,5 in stark).
Sappeure (frz. 3^0111-8, fpr. -Pöhr), technische
Truppen, die alle im oberirdischen Festungskrieg vor-
kommenden Arbeiten, besonders auch alle Sappen-
arbciten (s. Sappe), ausführen. In mehrern Heeren
ist S. Bezeichnung für technische Truppen überhaupt.
In Deutschland wird der Sappeurdienst von einem
Teil der Pioniere ausgeführt. Früher gehörten zu
jedem Infanteriebataillon mehrere S. oder Zimmer-
leute, die 'Arte trugen und Hindernisse beseitigten.
Sapphir, Edelstein, s. Saphir.
Sapphische Strophe, eine vierzeilige, nach
Sappho benannte, aber von ihr wohl nicht erfundene
Strophe, deren drei erste Glieder (Sapphvicher
Vers) gleichmäßig die Form
haben, während der Adonifche Vers:
^ ^> ^ - <^.
das Echlußglied bildet, z. V.:
lam Latig teiriä niviä atyus äiras
t^i'ünäiliiä iniäit rMer, 6t rudsnts
^61-i-nit url)6in. (Horaz, "Oden", I, 2.)
Von den Römern gebrauchte die S. S. zuerst Catull,
aber erst Horaz, von dessen Oden 26 in dieser Vers-
art gedichtet sind, bürgerte sie in Nom ein.
Sappho, griech. Dichterin, von den Alten als
zehnte Muse gefeiert, lebte in der zweiten Hälfte
des 7. und der ersten des 6. Jahrh. v. Chr. Sie
war in Eresfos auf der Infel Lesbos geboren.
Wahrscheinlich siedelte sie mit ihren Eltern frühzeitig
nach Mytilene, der Hauptstadt der Insel, über, wo
sie einen Kreis von Freundinnen und Schülerinnen
um sich sammelte, an denen sie mit leidenschaftlicher
Zärtlichkeit hing und von denen sie eine ähnliche
leidenschaftliche Zuneigung verlangte. Namentlich die
attifchcn Komiker haben dieses Verhältnis zu einem
unnatürlichen Laster verzerrt und auch sonst der S.
allerhand groteske Erfindungen angehängt. Die
Geschichte von ihrer unglücklichen Liebe zu dem schö-
nen Jüngling Phaon, wegen deren sie sich durch
einen Sprung vom Leukadischen Felsen das Leben
genommen haben soll, knüpst vielleicht an eine auf
Lesbos und in andern Gegenden Griechenlands be-
kannte Sage an. Sicher ist, daß sie, als die Aristo-
kraten aus Mytilcne verbannt wurden, nach Sicilien
ging, später aber nach Mytilcne zurückkehrte und
dort noch um 565 in hohem Ansehen lebte. Wahr-
scheinlich war sie verheiratet und hatte eine Tochter.
Aus einem Gedicht von Alcäus und einem solchen
von S. ist noch die Anrede des Alcäns an sie und
ihre Antwort daranf erhalten. Der Hcmptcharakter
der Poesie der S. ist das Schwärmerische, Leiden-
schaftliche, daneben große Anmut und Lieblichkeit,
ja bisweilen Naivetät, die an den Ton des Volks-
liedes erinnert. Catull und Horaz ahmten ihre Ge-
dichte nach. Außer auf lesbischen Münzen sind auf
Thonreliefs und Vasenbildcrn Darstellungen der
S. (zum Teil mit Alcäus) erhalten, deren Porträt-
ähnlichkeit aber freilich sehr zweifelhaft bleibt. Die
zum Teil ziemlich umfänglichen Fragmente ihrer