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Satura - Saturn
bauern. Jetzt bilden alle nur das Sattlergewerbe, dem sich auch das Tapezierergewerbe, besonders in der Provinz, angeschlossen hat. Seit 1884 besteht ein Bund deutscher Sattler-, Riemer-, Täschner- und Tapeziererinnungen mit 66 Innungen und 1400 Mitgliedern; Sitz des Vorstandes ist Berlin. - Vgl. Schlüter und Rausch, Handbuch für S., Riemer und Täschner (10. Aufl., Weim. 1890); Morgenstern, Der S. als Zuschneider (6. Aufl., Potsd. 1892). Zeitungen: Centralblatt für Wagenbau, Sattlerei, Tapeziererei u. a. (Berl. 1883 fg.); Deutsche Sattlerzeitung (ebd. 1883 fg.); Österr.-ungar. Sattler- und Riemerzeitung (ebd. 1890 fg.); The Hub (Neuyork).
Satŭra, bei den Römern in ältester Zeit wohl eine Art possenhafter Schauspiele, bei denen von jungen Leuten einzelne Lieder, Erzählungen, Unterredungen in bunter Mischung, abwechselnd in gebundener und ungebundener Rede vorgetragen wurden. Als 364 v. Chr. öffentliche scenische Spiele eingeführt wurden, fanden die Saturae auch bei diesen einen Platz. Nachdem kunstmäßige Dramen aufgekommen waren, schlossen sich die Saturae als Exodia (s. Exodium) an jene an, bis sie diesen Platz den Atellanen (s. d.) einräumen mußten. Dem Wortsinn nach ist S. wohl als "Allerlei" zu erklären, wie in dem Ausdruck S. lanx, d. h. "eine Schüssel voll allerlei" (nämlich Erstlingsgaben an die Götter). In dem Sinne, wonach das Bunte in Form und Inhalt die Hauptbedeutung des Wortes S. war, wurden dann, wie es scheint, von Ennius (s. d.) Saturae gedichtet. Sicher geschah dies von M. Terentius Varro (s. d.) in den von ihm dem Menippus nachgedichteten "Saturae Menippeae", während schon vor ihm Lucilius (s. d.) Saturae in metrischer Form verfaßt hatte, die einen ähnlichen Charakter hatten wie die Satiren (s. d., die spätere Form des Wortes) des Horaz.
Saturation (lat.), Sättigung, besonders in chem. Sinne (s. Neutralisieren und Sättigung). - In der Zuckerfabrikation ist die S. eine Operation, die dazu dient, den bei der Scheidung des Saftes im Überschuß zugesetzten Kalk, der sich im Safte in Verbindung mit dem Zucker (als Calciumsaccharat) findet, durch Einleiten von Kohlensäure (wonach diese Operation auch Carbonation genannt wird) zu beseitigen. - In der Pharmacie sind S. mit Kohlensäure gesättigte Salzlösungen, die man herstellt, indem man Lösungen von Säuren mit äquivalenten Mengen von Alkalicarbonaten versetzt. Die bekannteste derartige S. ist die Potio Riveri (der Riversche Trank), die nach dem Arzneibuch für das Deutsche Reich bereitet wird, indem man 4 Teile Citronensäure in 190 Teilen Wasser löst und 9 Teile Natriumcarbonat in kleinen Krystallen zufügt, wobei die Lösung des letztern durch gelindes Umschwenken zu bewirken ist. Nach erfolgter Lösung ist das Gefäß luftdicht zu verschließen, um einem Entweichen der Kohlensäure vorzubeugen.
Saturēja L., Pflanzengattung aus der Familie der Labiaten (s. d.) mit nur wenigen, fast sämtlich mediterranen Arten, krautartige Gewächse oder Halbsträucher mit meist stark verästelten Stengeln. Die bekannteste Art ist das Bohnenkraut, Pfefferkraut, auch Saturei genannt, S. hortensis L., aus Südeuropa, das schon seit alter Zeit in Gärten kultiviert wird, da die Blätter und jungen Stengelspitzen einen erfrischenden, aromatischen Geschmack besitzen und eine treffliche Speisewürze (hauptsächlich für grüne Bohnen) abgeben. ^[Spaltenwechsel]
Saturieren (lat.), sättigen, s. Saturation.
Satúrn (♄), nach Jupiter der größte Planet unseres Sonnensystems, bewegt sich in einer mittlern Entfernung von 1418 Mill. km in 29 Jahren 166 Tagen 23 Stunden in Bezug auf die Fixsterne um die Sonne. Die Excentricität seiner Bahn beträgt 0,05607, und er kann sich daher der Sonne bis auf 1330 Mill. km nähern und bis auf 1490 Mill. km von ihr entfernen. Seine geringste Entfernung von der Erde beträgt 1180 Mill. km, die größte 1648 Mill. km. Die Neigung seiner Bahn gegen die Ekliptik ist 2° 30', die Neigung seines Äquators 28° 10'. Unter allen Planeten besitzt S. die größte Abplattung, nämlich 1/9; sein Durchmesser am Äquator beträgt 118800 km, an den Polen 106000 km. Sein Volumen ist 720mal größer als das der Erde; hingegen beträgt seine Dichte nur 0,13 von der der Erde, so daß S. noch nicht einmal die Dichte des Wassers hat und jedenfalls aus einer äußerst lockern und leichten Materie besteht. Seine Masse ist 1/3502 der Sonnenmasse. Das Vorhandensein einer Atmosphäre ist noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. Die Rotationsdauer beträgt 10<sup>h</sup> 14<sup>m</sup> 24<sup>s</sup>. S. besitzt ein schon für das bloße Auge wahrnehmbares mattgelbes Licht. Bei Betrachtung mit dem Fernrohr zeigt sich, daß S. von einem in der Ebene seines Äquators liegenden Ring umgeben ist. Der Anblick des Rings von der Erde aus wechselt je nach der Stellung, die S. in seiner Bahn hat. Bei jedem Umlauf des S. um die Sonne ereignet es sich zweimal, daß die Erde sich innerhalb der Ebene seines Rings befindet. Da dieser eine Dicke von noch nicht 200 km hat, ist er dann nur in kräftigen Fernröhren als feine durch die Mitte der Saturnscheibe gehende Linie wahrnehmbar. 7 Jahre 4 Monate später erscheint der Ring am weitesten geöffnet. Wegen dieser Änderungen und der Unvollkommenheit der ersten Fernröhre war man lange im unklaren über die Natur der scheinbaren henkelförmigen Ansätze an der Saturnscheibe. Huyghens erkannte 1655 zuerst die Ringform; Cassini fand 1715, daß der Ring doppelt sei, und 1850 entdeckte Bond noch einen dunkeln Ring, der von den hellen Ringen konzentrisch umschlossen ist. Der äußere Halbmesser des äußern Hauptrings hat 138000 km, der innere Halbmesser 122000 km; der äußere Halbmesser des innern Hauptrings hat 119000 km, der innere Halbmesser desselben 90000 km und der innere Halbmesser des dunkeln Rings 71000 km. Von den Monden des S. kennen wir acht, die die Namen Mimas, Enceladus, Thetis, Dione, Rhea, Titan, Hyperion, Japetus haben. Sie bewegen sich in etwa 0,9, 1,4, 1,9, 2,7, 4,5, 15,9, 21,3 und 79,3 Tagen um den S.; der erste ist 184000, der achte 3470000 km vom Hauptplaneten entfernt. Der sechste Mond ist der hellste und wurde schon von Huyghens entdeckt, während die andern sehr schwer zu sehen sind und daher erst später aufgefunden wurden. Die Bahnebenen sämtlicher Monde liegen nahezu in der Ebene des Rings und sind, abgesehen von Hyperion, wenig excentrisch. Die Durchmesser der einzelnen Monde liegen zwischen 310 und 2260 km. - Auf der Scheibe des S. sind, namentlich in der Nähe des Äquators und parallel zu diesem, schwache wolkenförmige Streifen wahrnehmbar, die ihr Aussehen rasch ändern; zuweilen werden auch glänzend weiße Flecken sichtbar. Die physik. Beschaffenheit von S. ist wahrscheinlich der von Jupiter sehr ähnlich. Bezüglich der Natur des Rings