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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schattenbild - Schattenspiele
durchsichtige Körper die geradlinigen Lichtstrahlen in
ihrem Fortgange hemmen. Teile dieses Raums, in
die gar kein Licht dringt, nennt man Kcrnschat-
ten (umdi^), solche, in die nur ein Teil der von der
Lichtquelle ausgehenden Strahlen dringen kann,
Halbschatten (penumdi-a). Ist (wie in der
Fig. 1) der leuchtende Körper sehr klein oder einem
Punkte 8 gleich zu achten, so ist der durch den Da-
zwischentritt eines dunkeln Körpers entstehende S.
ein Kernschatten und hat die Gestalt eines Kegels,
dessen Spitze im leuchtenden Punkte liegt. Ist dagegen
(Fig. 2u. 3), wie etwa beim Verhältnis der Sonne
zu den Planeten, die Lichtquelle ^ von merklicher
Ausdehnung, so erhält der S. des undurchsichtigen
nichtleuchtenden Körpers 15 an seinen Seiten von
manchen Punkten des leuchtenden Körpers ^V Licht'
strahlen, von andern nicht; es ist daher der Kegel
des Kcrnschattens L3 noch von einem Halbschatten
Fig. 2.
umgeben. Auf einem das Schattenbild durchschnei-
denden senkrechten weißen Schirm m n erscheint der
Kernschatten als ganz dunkler Nundfleck (Fig. 3), der
von einem weniger dunkeln, nach außen lichter ver-
laufenden Ring umschlosscu ist. Die vom Licht
nicht getroffenen Stellen des Körpers ^ (Fig. 2) fclbst
nennt man Selbst-, Eigen- oder Körper-
schatten im Gegensatz zu den Schlagschatten,
d.h. derS., die er im Raume oder auf andern
Körpern erzeugt. Da das Licht die Eigentümlichkeit
hat, von hellen Körpern widerzustrahlen (Rcslere),
so giebt es auchRcflerschatten. Treten Himmels-
körper auf ihrer Bahn in den Schattenkegel I>3
eines andern Himmelskörpers L, fo entstehen
Finsternisse (z.B.Sonnen-und Mondfinsternisse).
Bei gleichzeitiger Wirksamkeit zweier Lichtquellen
können farbige S. entstehen, und zwar sind diese
entweder objektiv oder subjektiv. Objektiv ge-
färbte S. erhält man, wenn teine von beiden Licht-
quellen weiß ist. Ist z. V. die eine rot, die andere
grün, so wird die Schattenfläche, welche die erstere
etwa von ciucm Stäbe auf ein weißes Blatt Papier
wirft, nur von der zweiten erleuchtet, muß also
grün erscheinen, der vom grünen Licht erzeugte S.
dagegen rot. Subjektiv gefärbte S. erhält man,
wenn eine Lichtquelle weiß, die andere gefärbt ist.
Fällt z. B. mattes weißes Tageslicht und gelbes
Kerzenlicht auf ein weißes Blatt, so erscheint der
dem weißen Lichte entsprechende S. a gelb und der
zum gelben Licht gehörige S. d im Kontrast blau.
Ersteres kommt daher, weil der zum weißen Lichte
gehörige S. N nur gelbes Licht erhält; er erscheiut
daher gelb. Der zum gelben Licht gehörige S. d ist
zwar vom weißen Licht bestrahlt, aber seine Um-
gebung ist gelb beleuchtet. Gegen dieses Gelb sind
die gelben Vestandstrahlen des weiß beleuchteten
S. d von verschwindender Wirkung; der (^. d er-
scheint daher in der Komplementärfarbe, d. i. blau.
- Vgl. Seeberger, Gruudzüge der perspektivischen
Schattenlehre (2. Aufl., Regensb. 1880).
Über Elektrische Schatten s. d.
Schattenbild, Schattenriß, Bild eines meist
im Profil dargestellten Menschen, das mit schwarzer
Farbe ausgefüllt ist, während die innern Linien bis-
weilen mit weißen Strichen leicht ausgespart wer-
den. Zumeist werden die S. mit einer Schere aus
schwarz gefärbtem Papier geschnitten. (S. Aus-
schneidekunst.) Man nannte die S. auch Silhouette
nach dem franz. Gencralkontrolleur und nachmaligen
Finanzmiuister Etienne de Silhouette (geb.
5. Juli 1709, gest. 20. Jan. 1767), der um 1757,
wo die Schattenrisse in Paris Mode wurden, wegen
seiner Neigung, alles auf die ökonomischste Weise
einzurichten, das allgemeine Stadtgespräch bildete,
so daß man jede neue, wenig kostspielige Mode nach
ihm ü. 1a 8iNi0U6tto nannte. Die Photographie ver-
drängte die Silhouette, welche früher als billigste
Vildnisart beliebt war.
Schattendecken, s. Veschattuug der Pflanzen.
Schattettkä'fer (^Lnedi-ioniäas oder
NeianoZoinltt^), eine sehr umfangreiche,
über 600 Gattungen und gegen 4600 Ar-
MWDM ten zählende kosmopolit. Käferfamilie der
^WW Heteromercn (s. Käfer), mit meist elf-, sel-
M ten zchnglicdrigcn Fühlern und fünfringe-
WW ligem Hinterleib; meist fehlen die hintern
Flügel und sind die vordern verwachsen.
Fig. Z. I^ Farben sind meist entweder metallisch
(wie z. V. ^nodalon viriäs ^"t/-., s. Tafel:
Käfer II, Fig. 6), und dann sind die Formen
Tagtiere und ziemlich hurtig, oder sie sind düster,
schwarz bei den äußerst trägen, meist nächtlichen
Arten. Die Mehrzahl der S. lebt auf der Erde,
uuter Steinen, des Tags versteckt in Höhlungen,
nährt sich von Aas, Erkrementen
und faulenden organischen Sub-
stanzen, hat häufig einen ekel-
haften Geruch und einige sind
mit eincm schimmclartigen Über-
zug bedeckt. Die fest bcpanzer-
ten, bornigen, sechsbeinigen Lar-
ven sind schmal und lang. Das /
Hauptvatcrland der S. sind die
Küstenländer des Mittelmeers,
ganz Afrika, namentlich außer-
halb der Waldungen, und die
Westfeite von Südamerika; in den übrigen Gegen-
den der Erde finden sie sich mehr einzeln. Von
einheimischen Arten ist der Mehlkäfer sl^nedrio
inolitoi- _^.), nebst seiner allgemein unter dem Na-
men Mehlwurm bekannten Larve, und der Trauer-
küfer (ZwpZ incii-tisaFH FVlbi-.) bei uus nicht selten,
in Häusern. Eine größere Art (LiapZ 3133.3 ^/.,
s. Fig. 14) ist gemein in Italien und eine andere
(?imoli3. inlllltH ^,'bst., s. vorstehende Abbil-
dung) in Spanien.
Schattenlose, s. Ascii.
Schattenriß, s. Schattenbild.
Schattenspiele, uuterhaltende Darstellungen
von Schattenbildern auf einer weißen Wand bei
künstlichem Lichte. Als solcbes dient entweder eine
einfache Lichtquelle (Kerze, Lampe) oder besser ein
Projektionsapparat (s. d.). Die schattenwerfenden
Objekte sind entweder lebende Personen oder Puppen,
Pappschablonen, Glasbilder oder dergleichen. Das