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Schellkraut - Schemnitz
diese Ehe 1803 geschieden war, mit dem Philosophen S. Sie starb 7. Sept. 1809 auf einer Reise in Maulbronn. Sie spielte durch ihre leidenschaftliche Parteinahme in den Kreisen der alten Romantik eine große Rolle und hatte auf Schlegels Recensionen und Shakespeare-Übersetzung einen entschiedenen Einfluß. - Vgl. Caroline. Briefe an ihre Geschwister (hg. von Waitz, 2 Bde., Lpz. 1871); Waitz, Caroline und ihre Freunde (ebd. 1882); Sidgwick, C. Schlegel and der friends (Lond. 1889).
Schellkraut, s. Chelidonium.
Schelmenroman, eine von Spanien ausgegangene Gattung des Romans, die Bilder aus dem Leben von Landstreichern (Cartariberas), Spitzbuben und Schelmen (Picaros) darstellt. (S. Roman.)
Schelmuffsky, s. Reuter, Christian.
Schelónj, Fluß in den russ. Gouvernements Pskow und Nowgorod, ergießt sich von der Westseite in den See Ilmen, ist 229 km lang und schiffbar vom Flecken Solzy.
Schelper, Otto, Sänger (Bariton), geb. 10. April 1844 in Rostock, ging 16 J. alt in Bremen zum Theater und war anfangs Schauspieler, wandte sich dann der Oper zu und war abwechselnd in Köln, Bremen und Berlin engagiert. Seit 1876 ist er der erste Vertreter seines Faches am Leipziger Stadttheater. S. ist einer der bedeutendsten Baritonisten der Gegenwart, als Sänger wie als Darsteller in gleichem Maße ausgezeichnet und besonders als Wagnersänger geschätzt. In der Charakterisierungskunst hat er gegenwärtig kaum einen Nebenbuhler, und zwar erstreckt sich diese Meisterschaft nicht weniger auf das Gebiet der komischen Oper wie auf das des ernsten Musikdramas. Zu seinen besten Rollen gehören Hans Sachs in den "Meistersingern", Telramuud, Wotan, Alberich, der Fliegende Holländer, Hans Heiling, Figaro im "Barbier von Sevilia", Petruchio in "Der Widerspänstigen Zähmung", Peter in "Hansel und Gretel". Auch als Oratoriensänger (Christus in der "Matthäuspassion", Paulus, Elias u. s. w.) hat S. große Erfolge zu verzeichnen.
Schelter & Giesecke, J. G., Schriftgießerei, Buchdruckmaterialien- und Maschinenfabrik in Leipzig, gegründet 1819 von Joh. Gottfr. Schelter (geb. 24. Juni 1786, gest. 27. Sept. 1841) und Christ. Friedr. Giesecke (geb. 31. März 1793, gest. 12. Juli 1850), ging 1839 in den Alleinbesitz des letztern über, dann an dessen Söhne Karl Ferd. Giesecke (geb. 7. April 1817, am Geschäft beteiligt bis 1890, gest. 14. Juli 1893) und Bernh. Rud. Giesecke (geb. 23. Nov. 1826, gest. 25. Juli 1889). Besitzer seit 1890 sind die beiden Söhne des letztern, Georg Giesecke (geb. 9. Febr. 1853, Teilhaber seit 1881), der die amerik. Gießmethode einführte, und Dr. Walter Giesecke (geb. 5. März 1864). Die Gießerei hat 105 Gieß-, 35 Typenvollendmaschinen eigener Konstruktion, 45 Hilfsmaschinen, 30000 Stempel und 290000 Matrizen. Als Nebenzweige entwickelten sich: Gravieranstalt, Galvanoplastik (3 Dynamomaschinen, 3 hydraulische Pressen, Messinglinienfabrik (39 Maschinen), Fachtischlerei und Maschinenfabrik (68 Eisenbearbeitungsmaschinen) für Tiegeldruckpressen, Stereotypie-Apparate, Ziffernwerke, Buchdruckutensilien und als besondere Specialität Sicherheitsaufzüge. Dazu wurde 1890 gekauft die Holztypenfabrik (vormals Th. Löhler in Mannheim), und 1895 war im Bau begriffen eine photomechan. Reproduktionsanstalt. Als Motoren
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wirken eine Corlis-Dampfmaschine (50 Pferdestärken) und eine Wanddampfmaschine (60) für die elektrische Beleuchtung. Die Zahl der beschäftigten Personen beträgt 500.
Scheltopusik (Pseudopus Pallasii Cuw.,s. Tafel: Echsen II, Fig. 4), eine bis 1 m lange, zu den Kurzzünglern (s. d.) gehörige, fußlose Echse von strohgelber bis graubrauner Farbe, die Nordafrika, Westasien und das südöstl. Europa bis an die Karpaten bewohnt.
Schema (grch., d. i. Gestalt), im allgemeinen jede Form, die als Muster, Zeichen oder Leitfaden für die Anordnung, Untersuchung und Darstellung eines Gegenstandes benutzt wird.
Im besondern Sinne ist S. Name für das griech. Mönchskleid und daher für die beiden Stufen des griech. Mönchtums, das sog. große und kleine S. Diese beiden Stufen unterscheiden sich außer durch geringe Unterschiede in der Kleidung durch den Grad von Ascese, zu dem sie verpflichten. Das große S. fordert den höchsten Grad. Von ihm hat sich das kleine S. seit dem 8. Jahrh. abgezweigt; es ist rechtlich nie, wohl aber in der Praris anerkannt. Die Träger des letztern bilden im Orient die Mehrzahl, in Rußland die Minderzahl und sind meistens Mitglieder von idiorrhythmischen Klöstern (s. Idiorrhythmisch) oder Pächter eines Kellion (s. d.).
Schemá (hebr., "höre"), im jüd. Ritual das aus 5 Mos. 6,4-9 entnommene, nach dem Anfangsworte benannte Gebetstück, dem gewöhnlich noch 5 Mos. 11, 13-21 und 4 Mos. 15,37-41 angeschlossen werden. Mit 2 Mos. 13, 1-10 werden diese Stellen in die Kapsel der Gebetriemen (s. d.) gethan. - Vgl. Vollhagen, Dissertation de Keriat Schema (Lpz. 1703).
Schemachá. 1) Kreis im mittlern Teil des russ. Gouvernements Baku in Transkaukasien, hat 6653 qkm, 121115 E., meist Tataren; Getreide-, Reis-, Obst-, Wein-, Baumwollbau, Schaf- und Seidenzucht.
- 2) S. oder Schamacha, Kreisstadt im Kreis S., 680 m boch, in herrlicher Gebirgslandschaft am Steppenfluß Pirsagat, hat (1891) 23716 E., 3 russ., 2 armenisch-gregorianische Kirchen, 7 sunnitische und 6 schiitische Moscheen, Gartenbau und Handel. Die früher bedeutende Seidenweberei ist infolge der Erdbeben 1859 und 1872 zurückgegangen. S., 1824 von den Russen gegründet, wurde 1734 von Nadir-Schah zerstört, der die Einwohner 38 km südlich am Fluß At-su ansiedelte, wo noch gegenwärtig der Flecken Achsu oder Nowaia-Schemacha (Neu-Schemacha) besteht. Diese Atadt wurde 1769 vom Chan von Kuba zerstört.
Schematismus, eine Zusammenstellung nach feststehendem Schema (s. d.). In der kath. Kirche enthält z. B. ein Diöcesanschematismus die Beschreibung der betreffenden Diöcese und eine Liste sämtlicher geistlichen Persönlichkeiten derselben in bestimmten Rubriken. In Österreich heißt auch die Militär. Rangliste (s. d.) S.
Schembart, Gesichtsmaske, s. Schönbart.
Schemnitz, ungar. Salmecz-és Béla bánya, slaw. Stiwancia, königl. Freistadt und Hauptstadt des ungar. Komitats Hont, an der Linie Gran-Breznitz-S. (23 km) der Ungar. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts und einer Bergdirektion für den niederungar. Bergdistrikt, hat (1890) mit der ehemaligen Stadt Dilln 15247 meist kath.-slowak. E. (2534 Magyaren, 1186 Deutsche), darunter 2361 Evangelische, größtenteils Bergarbeiter und -Beamte, drei kath., eine evang. Kirche, Piaristenkollegium, altes Schloß (13. Jahrh.), jetzt fast Ruine, neues